Stilettos für Anfänger
die Schliche gekommen.”
“Nein.” Daniel zuckte mit den Schultern. “Ich hatte ihr schon von der Hütte erzählt.”
Melissa zog eine Augenbraue hoch. “Sie war allein mit Guy hier in der Hütte?”
Daniel lächelte. “Ja.”
Max’ Augen verdunkelten sich. “Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?”
Als niemand antwortete, schaute Max seinen lächelnden Bruder an und pfiff leise durch die Zähne, als er Guys schuldbewusste Miene sah. “Ich verstehe. Aber wenn Annie hier war, um dich zu pflegen, warum hat sie sich dann so schnell aus dem Staub gemacht?”
Guy sprang fluchend auf und humpelte zur Tür. Aber er brauchte nur bis ins Wohnzimmer zu gehen, um zu begreifen, dass Annie nicht mehr da war. Und dass die Hütte trotz der vielen Leute leer war ohne sie.
Wie betäubt von Abscheu vor sich selbst, stolperte er und erlaubte Daniel, ihm zur Couch zu helfen.
Vor lauter Frustration bekam er wieder Kopfschmerzen. Annie erregte ihn, brachte ihn zum Lachen, entzückte und amüsierte ihn und machte ihn glücklich. Er liebte sie sehr – aber nicht wie eine Schwester. Es war nichts Familiäres an seinen Gefühlen.
“Verdammt noch mal!”, sagte er, um seinem Ärger Luft zu machen, bevor er explodierte. “Ihr hättet euch wirklich keinen schlechteren Moment aussuchen können!”
Melissa schien sich persönlich angegriffen zu fühlen. “Wir beide hatten geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen, und dann warst du plötzlich weg, und niemand wollte mir sagen, wo du stecktest. Was hattest du denn erwartet? Dass ich untätig herumsitzen und warten würde, bis du das Geschäft mit jemand anderem abschließt?”
Guy stöhnte. Er hatte nicht die Absicht, irgendetwas mit Melissa zu besprechen. Er wollte Annie nachfahren. Er wollte ihr erklären … was?
Es gab nichts zu erklären.
Es hatte sich nichts geändert.
Er sah Melissa an. “Was wir zu besprechen haben, kann warten.”
“Oh nein, kommt nicht infrage. Entweder machen wir das Geschäft zusammen oder nicht.”
Daniel warf die Hände hoch. “Hey, eine Heirat ist doch kein Geschäft!”
“Wer spricht denn hier von Heirat?”, fragte sie.
Die Männer schwiegen. Guy winkte müde ab. “Ich wollte dich fragen, ob du mich heiraten willst. Aber ich habe es mir anders überlegt.”
Melissa sah erstaunt aus, als er von Heirat sprach, und gekränkt, dass er ihr nun doch keinen Antrag machen würde. “Was soll das heißen, du hast es dir anders überlegt?”
Die Situation war so bizarr, dass Guy lachen musste. “Könntest du ehrlich sagen, du würdest mich gern heiraten?”
Sie betrachtete einen ihrer Fingernägel, schürzte die Lippen und zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung. Ich müsste zuerst darüber nachdenken.”
Max, der die Situation richtig erkannte, sagte leise: “Es wäre eine verdammte Schande, wenn Sie ihn heiraten würden.”
Mit großen Augen sah Melissa den Bruder an, den alle einen Ladykiller nannten. “Wieso?”
Fasziniert verfolgte Guy, wie Max sich aus einem müden Reisenden in einen Charmeur verwandelte. Seine Augen wurden dunkler, sein Lächeln einnehmender. Er sah plötzlich nicht mehr müde, sondern schwungvoll und tatkräftig aus.
“Weil Sie nicht mehr verfügbar wären, wenn Sie Guy heiraten würden”, erklärte Max.
Ähnlich verblüffend wie Max’ Stimmungswechsel war Melissas plötzliches Erröten. Es ließ sie jünger wirken und verwundbarer, als Guy sie je gesehen hatte.
“Ich … nun, ich heirate ihn ja nicht, oder?”
Max trat einen Schritt näher zu ihr. Guy und Daniel wechselten einen vielsagenden Blick.
“Lieben Sie ihn?”
Melissa schüttelte nur stumm den Kopf.
“Würden Sie gern heiraten?”
“Noch lange, lange nicht.”
Max grinste. “Warum gehen Sie nicht schon vor und warten in meinem Wagen? Ich komme sofort nach.”
Melissa mochte zwar sehr empfänglich sein für Max’ Charme, aber sie war trotz allem doch Geschäftsfrau. “Nicht so schnell.” Sie wandte sich zu Guy um. “Wir sprachen über ein Joint Venture, von dem unsere beiden Unternehmen profitieren würden. Ist das noch aktuell?”
Guy schloss die Augen und legte den Kopf zurück. “Am Montag können wir die Details besprechen.”
Melissa strahlte. “Ich verlasse mich darauf.” Dann sah sie Max an. “Lassen Sie mich nicht warten.”
“Das würde mir im Traum nicht einfallen.”
Nachdem Melissa gegangen war, schüttelte Daniel den Kopf über seinen Bruder. “Du bist gefährlich.”
Max zuckte mit den
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