Stimme aus der Unterwelt
an“, sagte Tim. „Der
Gasmann ist da.“
Der Kerl wirbelte herum.
Er erkannte Tim sofort, griff unter die
Jacke und hatte eine Pistole schon halb aus dem Gürtel gezogen.
Tims Mawashi-Geri ( Halbkreis-Fußtritt )
traf ihn seitlich am Kopf. Der Hieb mit einer Kriegskeule wäre sanfter gewesen.
Der Verbrecher wurde umgemäht, stürzte
rücklings gegen den Türpfosten und brach sich dabei das Schlüsselbein.
Tim nahm dem Bewußtlosen Pistole und
Brieftasche ab, alles andere ließ er ihm.
Tim ging ins Haus, riß die Fenster auf,
holte den Schraubenschlüssel hervor und drehte den Dichtungsring fest.
Grobalsky — Tim hatte sich den Inhalt
der Brieftasche angesehen — wachte auf.
Mit glasigem Blick lehnte er sich,
sitzend, an die Hauswand.
„Kaum aus dem Knast raus“, sagte Tim, „und
schon bist du wieder drin. Diesmal vermutlich für immer. Die Sache mit dem Gas
ist ein Mordanschlag. Möglicherweise wären sechs Menschen umgekommen, mich
eingeschlossen. Das nehme ich dir übel, Grobalsky. Deshalb wirst du jetzt jede
Frage beantworten. Sonst — mein Ehrenwort darauf! — bleibt nicht viel von dir
übrig. Klar?“
Der Verbrecher keuchte. Er hatte Schmerzen.
Im Kopf, in der Schulter. Er fühlte sich benommen, und die Gedanken entglitten
ihm.
„Du hast Marcel Mair-Chateaufort
niedergeschlagen, um dich für damals zu rächen. Richtig?“
„Wenn du’s schon weißt.“
„Ich habe auch deine Stimme erkannt,
als du Dr. Sigismund Holmann telefonisch bedroht hast. Wie, um alles in der
Welt, kommst du darauf, daß er den Tod deiner Freundin verschuldet hätte?“
„Das ist eine Tatsache.“
„Wann genau - bitte, das Datum! — ist
deine Freundin gestorben?“
„In der Nacht zum 17. Juli.“
Jetzt macht mich die Blattlaus nieder,
dachte Tim. Wahnsinn! Da also liegt der Hase im Pfeffer.
„In der Nacht zum 17. Juli“, sagte Tim,
„war Sigismund Holmann nicht hier in seinem Haus, sondern in Bad Fäßliftl auf
einem Fest. Das läßt sich nachweisen. Aber ein Einbrecher hat dieses schöne
Landhaus heimgesucht. Es war vermutlich derselbe, der zwei Kilometer von hier
bei Pauline Mehrfelder eingebrochen ist und dort eine riesige Beute eingesackt
hat. Wenn ich jetzt scharf nachdenke, fällt mir nur eine Erklärung ein. Als
hier das Telefon klingelte und die Mutter deiner Freundin anrief, nahm der
Einbrecher den Hörer ab. Vielleicht hielt dieser Kerl das für witzig, sich als
Dr. Holmann auszugeben. Er hat dann von Sigis Schnaps gesüffelt und war beim nächsten
Anruf beduselt oder hat das gespielt und…“
„Oswald!“ schrie Grobalsky. Sein
Gesicht schwoll an, als ersticke er. „Dieser Dreckskerl! Deshalb hat er vorhin
so gezittert. Deshalb! Er... hat Veronika umgebracht. Das muß es sein. Weil er
den Schmuck hatte, ist er übergeschnappt und…“
Er stockte, schloß so abrupt den Mund,
daß er sich fast auf die Zunge biß.
„Du meinst Oswald Flinkfinger, nicht
wahr? Der wurde heute entlassen. Also war er der Einbrecher. Und er hat den
Schmuck. Grobalsky, für dich ist nichts mehr drin. Hast du auf die Pretiosen
spekuliert? Das ist vorbei. Im letzten Akt spielst du nicht mehr mit. Aber du
kannst die Weichen stellen: Soll dieser Kerl, der deine Freundin auf dem
Gewissen hat, ungeschoren davonkommen? Mit der Beute. Oder willst du ihn bestrafen?
Dann sag, was du über Pauline Mehrfelders Schmuck weißt.“
Grobalskys Gesicht war jetzt so weiß
wie Neuschnee. Die Kiefer bewegten sich, als werde Oswald Flinkfinger eben
zwischen den Zähnen zermahlen.
„Die Klunkern“, sagte Grobalsky, „sind
auf dem Friedhof versteckt. In dem Grab eines gewissen Baldur Flappe.“
*
Als Tim bei Inspektor Wondraschek
anrief, hatte der gerade Besuch: Pauline, Andy, Tanja, Gaby, Karl und Klößchen.
Sigi wartete draußen im Oldtimer.
Tim erklärte in kurzen Worten, was
Sache war. Daß er Grobalsky gefangen habe, weshalb und wobei, daß Oswald
Flinkfinger der Schmuckdieb sei und Paulines Kostbarkeiten auf dem Friedhof
versteckt habe.
„Grobalsky gibt auch zu“, sagte Tim, „daß
er der Täter aus dem Alpen-Expreß ist. Klawim hat also die Wahrheit gesagt.“
Später erzählte Pauline, sie habe zum
ersten Mal erlebt, wie der sonst sehr beherrschte Inspektor Wondraschek die
Fassung verlor.
„Wo, Tim“, keuchte er, „bist du? Ja?
Wir kommen, wir kommen. Ich schicke auch gleich meine Feute zum Friedhof. Und
zu Flinkfinger. Bleib, wo du bist. Und keine Zigarette anzünden! Das Gas, Tim!
Ach so, du
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