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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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den Prinzen von Andhir selbst einschätzen zu können.
    ☀ ☀ ☀
    Sirrin hatte sich bisher kaum für Andhir interessiert und sich gewundert, dass ihr Späher Sung sie ausgerechnet in dieses abgelegene Reich gerufen hatte. Allerdings gab es in schwer zugänglichen Bergtälern wie hier mehr Menschen mit magischen Fähigkeiten als im Rest der Dämmerlande. Zudem entstammte König Rogar a’Terell nach allem, was Sung ihr berichtet hatte, der früher einmal bedeutenden, mittlerweile aber völlig einflusslosen Sippe der Bonveral, und seine Königin sollte sogar eine frühere Sklavin sein. Also sprach für Rogar nur sein Geschick im Krieg, das sich die blauen Königreiche der Wardan zunutze machen wollten. Unter den Umständen stellte sein Sohn nur eine Spielfigur dar, die nach dem Willen anderer bewegt wurde.
    Obwohl Sirrin glaubte, vorgewarnt zu sein, was die Königsfamilie betraf, war der Anblick dieser Menschen für sie ein Schock. Man hatte ihr, da sie als violette Dame aus einem befreundeten Reich auftrat, in Andhirrah ebenso Obdach geboten wie den anderen weiblichen Gästen und sie zusammen mit diesen in den Audienzsaal gebeten. Jetzt stand sie in einer langen Reihe von in Blau gekleideten Damen und wartete darauf, vor die Königsfamilie treten zu können. Sie nutzte die Zeit, um sich die einzelnen Familienmitglieder genauer anzuschauen.
    Der König hatte die normale Größe eines Wardan, besaß aber breitere Schultern und einen kantigeren Kopf. Also musste Kharimdh-Blut in seinen Adern fließen. Auch sein überraschend starkes, magisches Blau wies darauf hin. Auf jeden Fall war Rogar von Andhir ein harter Mann, den sie ungern auf der Seite ihrer Feinde gesehen hätte.
    Beim Anblick der Königin hingegen schauderte es sie. Jannah überragte jede Frau im Raum um mehr als Haupteslänge, besaß aber nicht die rundlichen Züge einer Wardan oder Tawalerin, sondern das länglich-ovale Gesicht einer Malvenon . Auch die hellen Augen wiesen darauf hin, dass sie von jenseits des Großen Stromes stammte. Zu Sirrins Verwunderung war die magische Farbe der Königin jedoch ein sanftes Blau. Also musste sie schon als kleines Kind nach Osten gebracht worden sein und war mit Sicherheit nicht oder nur schwach magisch.
    Die Ältere der beiden Töchter entsprach mehr der Mutter als dem Vater und sollte, wie Sirrin dem Getuschel um sich herum entnahm, nicht in Andhir, sondern in Edessin Dareh leben. Allerdings diente sie nicht, wie es sich für eine junge Dame ihres Standes geziemte, als Priesterin im blauen Tempel, sondern hielt sich bei ihren Großeltern auf, die es als Händler zu beträchtlichem Reichtum gebracht haben sollten.
    Im Gegensatz zu ihr entsprach die jüngere Tochter ganz dem Bild eines Wardan-Mädchens mit dunkelblauen Augen, langen Haaren, die nur wenig nachgefärbt werden mussten, um richtig blau zu strahlen, und einem weichen, rundlichen Gesicht. Trotz ihrer Jugend trug Rhai bereits die Tracht einer Priesterin, die sich in ihrer Schlichtheit von den weiten Röcken und engen Miedern der weltlichen Damen unterschied.
    Den Prinzen bekam Sirrin zunächst nicht zu Gesicht. Dafür spürte sie den Ärger der Oberpriesterin, die seitlich hinter dem Thron stand und die Fäuste ballte, weil Prinz Rogon es wagte, der Begrüßung der neuen Gäste fernzubleiben. Zuletzt schickte Seranah sogar eine ihrer Untergebenen los, um ihn zu suchen.
    Die Frau wollte den Saal gerade verlassen, da tauchte der Vermisste auf. Er trug, wie es bei vornehmen Wardan Sitte war, Kniehosen, Seidenstrümpfe und einem knielangen Rock. Sein Haar war dunkelblond, und sein Gesicht wirkte noch weich und unfertig. Sirrin schüttelte den Kopf bei der Vorstellung, dass er der Älteste der Geschwister sein sollte, denn sie hätte ihn um mindestens zwei Jahre jünger geschätzt als seine Zwillingsschwester. Außerdem war er das magisch schwächste Mitglied der Familie. Sirrins Blick suchte Sung, der sich im Hintergrund hielt und so aussah, als warte er, bis seine Dienste als Heiler benötigt wurden. Wie konnte er es wagen, ihr diesen Knaben als denjenigen zu nennen, durch dessen besondere Kräfte Tirah wieder zum Leben erweckt konnte?, fragte sie sich voller Zorn.
    In dem Augenblick drehte Rogon seinen Kopf, und Sirrin blickte direkt in seine Augen. Diese waren silbern, und es glänzten sogar winzige Sterne darin, wie sie nur die weißen Spitzohren des Westens besaßen.
    Diese Tatsache traf die Evari wie ein Schlag. Der Erbprinz von Andhir entstammte von

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