Stolz und Verlangen
beladen.
Sie wollte ihn nicht anschauen, als sie dieses Mal zu ihm ging, doch die Versuchung war einfach zu groß. Er sah aber auch zu gut aus! Ihr Mund wurde trocken, Verlangen schoss durch sie hindurch wie ein Speer.
Die Intensität dessen, was sie fühlte, schockierte sie. Er war ein Fremder, sie wusste überhaupt nichts von ihm. Es war nur körperliche Anziehungskraft, mehr nicht, und doch praktisch unwiderstehlich. Und zum ersten Mal fragte sie sich, ob es das gewesen war, was ihre Mutter zu ihrem Vater hingezogen hatte, der mit einer anderen verheiratet gewesen war, und ob sie, Molly, nicht zu streng und engstirnig geurteilt hatte.
Leandro lächelte träge. Wie zierlich sie war! Eine Puppenhausvenus, mit zierlichen Füßen und einer Taille, die er wahrscheinlich mit einer Hand umspannen konnte. Sie schien sich im Takt der Musik zu bewegen … Dios mio ! Was war los mit ihm?! Sie war eine Kellnerin und er nicht der Mann, der etwas mit Bediensteten anfing. Dennoch konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Augen hafteten weiterhin stur auf ihren erstaunlich weiblichen Kurven, auf ihrer Bluse, unter der sich hohe feste Brüste abzeichneten, auf dem Rock, der sich mit jedem ihrer Schritte um ihre Beine schmiegte. Sie hob die Lider, ihre grünen Augen trafen frontal auf seinen Blick. Er spürte den elektrischen Stromstoß, der in seinen Körper fuhr und eine Kettenreaktion auslöste. Er setzte sein leeres Glas auf dem Tablett ab, das sie ihm hinhielt, und nahm sich ein neues. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass es vielleicht klüger wäre, seinen Durst mit Mineralwasser statt mit Alkohol zu löschen, doch dann wurde er durch eine kleine Szene abgelenkt.
Molly war von dem lärmenden Trio gerufen worden, ihr blieb nichts anderes, als zu den Männern hinüberzugehen. Einer der drei legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an seine Seite.
„Lassen Sie mich sofort los!“, verlangte sie eisig. „Ich bin hier, um die Gäste mit Drinks zu versorgen, mehr nicht.“
„Das wäre doch eine schreckliche Verschwendung, Süße.“ Ungerührt von ihrem ärgerlichen Kommentar, warf er einen Geldschein auf das Tablett. „Warum kommst du nachher nicht mit zu mir, hm? Glaub mir, ich garantiere dir einen großartigen Abend.“
„Nein danke. Und nehmen Sie endlich Ihre Hände von mir!“
„Weißt du überhaupt, wie viel ich dieses Jahr verdient habe?“
„Es interessiert mich nicht, und Ihr Trinkgeld können Sie auch behalten.“ Molly drückte ihm den Geldschein in die Hand und nahm die Gelegenheit wahr, sich aus seinem Griff freizumachen. Wie konnte er es wagen, mit ihr zu reden, als wäre sie käuflich?! Unter einer männlichen Lachsalve marschierte sie empört zu Brian zurück, der die Szene argwöhnisch mitverfolgt hatte. Sie würde ihm sagen, dass er die drei im Auge behalten musste, bevor die ganze Sache aus dem Ruder lief.
„Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich mich antatschen lasse oder dass man so mit mir redet. Ich habe das Recht, mich offiziell zu beschweren, wenn so etwas passiert“, sagte sie wütend.
Brian schaute sie überrascht an. „Die Jungs wollen doch nur ein bisschen mit dir flirten. Du bist ein hübsches Ding, davon gibt es hier nicht viele. Und außerdem haben sie nur ein bisschen zu viel getrunken. Ich bin sicher, sie wollten dich nicht beleidigen.“
„Da bin ich anderer Meinung. Die wissen genau, was sie tun, und ich fand sie sogar sehr beleidigend“, widersprach Molly. Sie stapfte zur Bar, wütend, dass ihre Beschwerde nicht ernst genommen wurde. Natürlich wollte Brian es sich mit den neuen Kunden nicht verderben, aber zum ersten Mal im Leben ärgerte es Molly, dass sie auf der Rangleiter so weit unten stand und ihre Belange nicht ernst genommen wurden.
Leandro stieß unauffällig die Luft aus. Er hatte die ganze Szene beobachtet und war schon bereit gewesen, ihr bei den Betrunkenen zur Hilfe zu kommen. Eigentlich wäre das die Aufgabe ihres Chefs gewesen. Molly hieß sie also. Ob das eine Koseform von Mary war? Aber was sollte ihn das interessieren? Es gefiel ihm nicht, so aus dem Gleichgewicht zu sein. So ließ er sich von der Gastgeberin herumführen und den anderen Gästen vorstellen.
Lysander Metaxis war ohne seine Frau gekommen, da sie, wie er jedem freudestrahlend erklärte, kurz vor der Niederkunft mit dem dritten Kind stand. Sollte er auf Glückwünsche von Leandro warten, so wartete er umsonst. Sobald die Unterhaltung auf Kinder zu sprechen kam, hatte Leandro
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