Stolz und Verlangen
ihrer Bewegungen strahlte die Energie einer lebenslustigen und quirligen Persönlichkeit aus. „Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll.“
Jez zuckte verlegen mit den Schultern. „Keine Ursache“, brummte er.
Doch Molly wusste zu schätzen, dass er seine freie Zeit geopfert hatte, um ihr zerbeultes Auto wieder zu richten. Aber Jez war schließlich auch ihr bester Freund, und er wusste, dass sie ein zuverlässiges Auto brauchte, um zu den Kunstläden und den Wochenendmärkten zu fahren, wo sie ihre Waren verkaufte. Molly und Jez waren als Pflegekinder zusammen aufgewachsen, zwischen ihnen existierte ein starkes Band.
„Vergiss nicht, dass ich heute bei Ida bleibe“, sagte Jez jetzt. „Wir sehen uns dann morgen.“
„Wie geht es Ida?“
Bei dem Gedanken an die alte kranke Frau seufzte Jez traurig. „Den Umständen entsprechend. Es ist ja nicht so, als würde es noch besser werden.“
„Hast du schon was von dem Hospiz gehört, wann sie sie aufnehmen können?“
„Nein, aber sie steht ganz oben auf deren Liste.“
Das war typisch für Jez – sich um die Frau zu kümmern, die ihn während seiner Teenagerjahre versorgt hatte. Mit dem Gedanken ging Molly zurück ins Haus. Es wurde Zeit für sie, zur Arbeit zu gehen. Jez hatte das Haus mit Garten in Hackney von einem Onkel geerbt, der selbst kinderlos geblieben war. Dieser Glücksfall hatte es Jez ermöglicht, hier eine kleine Autowerkstatt zu eröffnen, die ihm einen sicheren Lebensunterhalt garantierte. Und er hatte Molly sofort ein Zimmer in seinem Heim angeboten, zusammen mit dem Häuschen im Garten, wo sie ihre Töpferwaren herstellen konnte.
Der Erfolg hatte sich bei Molly jedoch noch nicht eingestellt. Sie hatte die Kunstakademie mit so großen Hoffungen verlassen. Auch wenn sie so oft wie nur möglich für den Catering-Service arbeitete, so musste sie doch jeden Penny umdrehen, um die Miete und ihre Rechnungen bezahlen zu können. Sie hatte immer davon geträumt, vom Erlös ihrer Töpferwaren leben zu können, und so fühlte sie sich recht häufig als Versager, was die Kunst anbelangte, denn bisher war sie ihrem Ziel keinen Schritt näher gekommen.
Wie Jez kannte auch Molly Einsamkeit, zerbrochene Beziehungen und Verlustängste. Ihre Mutter starb, da war Molly neun gewesen. Die Großmutter hatte das Mädchen zur Adoption gegeben, während sie Ophelia, die ältere Schwester im Teenageralter, bei sich behalten hatte. Molly hatte sich nie wirklich davon erholt, dass eine Blutsverwandte sie der Obhut des Jugendamts übergeben hatte, aus dem schlichten Grund, weil sie unehelich geboren worden war. Sie war der peinliche Beweis, dass ihre Mutter eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte. Schock und Schmerz über diese grausame Zurückweisung waren der Grund, weshalb Molly nie wieder versucht hatte, Kontakt mit ihrer Familie aufzunehmen. Selbst jetzt, mit zweiundzwanzig, schalt sie sich, wenn sich von Zeit zu Zeit Erinnerungen einschleichen wollten. Die unerwünschte Sehnsucht nach etwas, das sie verloren hatte, versuchte sie dann sofort zu verdrängen. Molly bezeichnete sich als Überlebenskünstler. Aber auch wenn sie stolz auf ihre Zähigkeit war, so besaß sie doch ein Herz so weich wie Butter.
Heute Abend hatte der Catering-Service die Ausrichtung einer Hochzeitsparty in einer großen Villa in St. John Wood übernommen. Ein neuer Kunde, ein extrem reicher dazu, und Brian, der Manager, wollte unbedingt, dass alles perfekt ablief.
Die Brautmutter, Krystal Forfar, eine affektierte Blondine in einem blassrosa Kleid, gab Brian mit schriller Stimme Anweisungen.
Brian rief Molly heran. „Molly, meine Chef-Kellnerin“, stellte er sie vor. „Hör zu, da kommt nachher ein Typ …“
„Mr. Leandro Carrera Marquez“, korrigierte die Brautmutter überheblich in einem Ton, den die meisten Leute nur für den Adel benutzten. „Ein spanischer Bankier, und als Arbeitgeber meines Mannes unser wichtigster Gast. Stellen Sie sicher, dass Sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich werde Ihnen ein Zeichen geben, sobald er ankommt.“
„Natürlich.“ Molly nickte und eilte in die Küche zurück, wo die Vorbereitungen in vollem Gange waren.
„Was war los?“, fragte Vanessa, Mollys Kollegin. „Noch so ein Knilch mit mehr Geld als Verstand“, lautete ihr Urteil, nachdem Molly ihr erzählt hatte, worum es ging.
„Wenn er Bankier ist, sollte man hoffen, dass er beides hat.“
Wenig später wurde Molly unauffällig herbeigewinkt,
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