Straße nach überallhin
ihn.
„Viel Gehirn hat er ja nicht“, gab sie zu, „aber was für einen Körper!“
„Es freut mich zu sehen, daß ihr glücklich seid“, sagte Mondamay. „Wir werden euch nun hier euren Wonnen überlassen, denn ich muß die Straße nach meiner eigenen Liebe absuchen. Dieser menschliche Zerstörer hat sich erboten, mir zu helfen. Danach werden wir zusammen Töpfe machen und Blumen züchten. Timyin Tin, wenn du bereit bist, dann steig auf meinen Rücken.“
„Ihr könnt bei der letzten Ausfahrt nach Babylon nachsehen“, sagte Chantris. „Beim Zeichen des blauen Zikkurats. Wir Drachen haben bestimmte Methoden, an solche Informationen heranzukommen.“
„Ich danke dir dafür“, sagte Mondamay, während Timyin Tin auf seinen Rücken kletterte und seine Schultern umklammerte.
Sie erhoben sich in den Himmel. Brüllen und Gelächter erfüllte das Tal unter ihnen.
In einer Spelunke mit schmutzigem Boden in Ur saßen Red, Leila und Randy und stocherten in lokalem Essen und tranken das lokale Gebräu aus Tonkrügen. Ein schwitzender, dunkler Mann in ebensolchen Kleidern kam herbei.
„Randy?“
Sie blickten auf.
„Toba!“ sagte Randy. „Ich schulde Ihnen einen Drink. Setzen Sie sich zu uns. Leila kennen Sie ja noch. Kennen Sie meinen Vater, Red Dorakeen?“
„Könnte man sagen“, antwortete Toba händeschüttelnd. „Dein Vater? Sieh an.“
„Was machen Sie in Ur?“
„Ich stamme eigentlich von hier, und gegenwärtig habe ich nichts Besonderes zu tun. Da dachte ich, ich könnte mich doch mal wieder hier blicken lassen, und kümmere mich wieder etwas um meine eigene Arbeit.“
„Was für eine Arbeit?“ fragte Randy und rieb sich den Mund. Er senkte seinen Krug.
„Oh, ich bin Archäologe, etwa sechs Js weiter oben. Hin und wieder komme ich zurück, um ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Dann gehe ich wieder vor und grabe alles aus, was ich hier zurücklasse. Ich habe bereits eine Arbeit darüber verfaßt. Ein verdammt interessantes Stück kultureller Diffusion. Heute ging es um ein paar wirklich hübsche Artefakte von Mohenjo-Daro.“
„Ist das nicht eigentlich … äh, geschummelt?“ fragte Randy.
„Was meinst du damit?“
„Dinge hier zu vergraben. Sie verfälschen doch die archäologischen Forschungen.“
„Aber nein. Wie ich schon sagte, ich bin von hier. Und sie sind wirklich sechstausend Jahre alt, wenn ich sie entdecke.“
„Aber verhelfen Sie den Leuten nicht zu einem verzerrten Bild von Ur und Mohenjo-Daro?“
„Glaube ich nicht. Der Bursche dort drüben, mit dem ich getrunken habe, ist von Mohenjo-Daro. Ich habe ihn 1939 bei der Weltausstellung kennengelernt. Seitdem mache ich häufig Geschäfte mit ihm.“
„Ein sehr … spezieller … Beruf“, sagte Randy.
Toba zuckte die Achseln.
„Man lebt“, sagte er dann. „Es freut mich, Sie immer noch am Leben zu sehen, Red.“
Red lächelte.
„Spezieller Beruf“, sagte er. „Wir unterhielten uns gerade darüber …“
Irgendwo trafen sich der Rote Baron und Saint-Exupery über Frankreich. Johanna sah ihre Umrisse am Himmel wie kämpfende Kruzifixe …
Ein kleiner Mann bremste seinen Wagen, als er den blauen Lieferwagen sich überschlagen und Feuer fangen sah. Er sah einige Zeit zu, dann fuhr er weiter …
Allein, ihrer Bedeutung bewußt und weise schweben die großen Drachen über Bel’kwinith und träumen von Straßen …
Der Bote brach auf den Stufen der Akropolis zusammen. Bevor er starb, überbrachte er die Nachricht vom Sieg bei Marathon.
Nachwort
Zusammen mit Samuel R. Delany, Thomas Disch, Harlan Ellison, John T. Sladek und partiell Norman Spinrad gehört Roger Zelazny zu jenen Autoren amerikanischer Science Fiction, die ab den frühen sechziger Jahren von sich reden machten und so etwas wie den amerikanischen Ableger der englischen New Wave verkörperten. Zwar war die amerikanische Spielart der New Wave nicht so experimentierfreudig, wie sie sich aus der Feder von britischen Autoren wie J. G. Ballard, Brian W. Aldiss oder Michael Moorcock präsentierte, aber ihr kommt das Verdienst zu, entscheidend mitgeholfen zu haben, daß auch in Amerika die allzu einseitig auf „science“ ausgerichtete Science Fiction in neue Bahnen gelenkt wurde. Es wurden bisher tabuierte Themen angepackt, und man setzte mehr auf literarische Mittel.
Die genannten Autoren waren nicht die ersten, die Tabus brachen – beispielsweise waren es Farmer und Sturgeon, die schon in den fünfziger Jahren die
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