Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
ich wäre nur noch einen Schritt von einem Heim entfernt und mich dann zu einer Familie gebracht, die einen Hof hatte. Sie waren extrem religiös und ich dachte, ich würde sie hassen, aber … sie hatten Pferde.“ Er schaut Ryan an. Er könnte es hier beenden, möchte Ryan nicht langweilen, aber dieser lächelt ihm aufmunternd zu.
„Es hat wohl einfach gefunkt. Die Pferde hat es nicht interessiert, ob ich ungepflegt ausgesehen habe, oder schlecht in der Schule war, oder … es hat sie nicht interessiert, dass ich schwul war.“ Dan grinst ein wenig gehemmt. „Obwohl ich das nicht gerade laut vor der Familie ausposaunt habe – sie wären nicht begeistert gewesen.“ Dan schaut zwar auf den Hafen hinaus, aber sieht das trockene Farmland in Texas deutlicher als das Meer in Kalifornien. „Und als ich dann Fortschritte gemacht und gelernt habe zu reiten, mit den Pferden zu arbeiten … war es schön, Talent für etwas zu haben. Schön, dass ich etwas konnte, was die Leute von mir wollten. Und Pferde sind … ich weiß nicht. Ich verstehe Pferde. Menschen …“ Dan denkt an den Morgen und seine Unterhaltung mit Jeff zurück. „Menschen verwirren mich ohne Ende.“ Er lächelt schüchtern, ist selbst überrascht davon, wie viel er gerade gesagt hat. „Ich weiß nicht, das war wohl eine ziemlich umständliche Art zu sagen, dass ich nicht auf einem Boot leben möchte.“
Ryan lacht leise. „Okay, kein Boot. Verstanden.“
„Und was ist mit dir? Kannst du dir vorstellen, heimatlos zu sein?“
Ryan zuckt die Schultern. „Ja, schon. Ich meine, jeden Tag neue Dinge und neue Leute zu sehen, nicht in dem ständig gleichen alten Job hängen zu bleiben … ich finde, das hört sich ziemlich gut an.“
Dan nickt. Das überrascht ihn nicht. Ryan wirkt wie jemand, dem das Reisen liegt. „Aber warum tust du es dann nicht? Ich meine, nicht auf einem Boot, aber warum sitzt du in einer kleinen Stadt fest?“
„Festsitzen?“ Ryan heuchelt Fassungslosigkeit. „Ich sitze doch nicht fest, ich plane nur!“ Er grinst. „Ich habe die anderen Bandmitglieder kennengelernt und sie sind fast alle aus der Umgebung. Also haben wir beschlossen, dort zu bleiben, bis wir die Kurve kriegen und gut genug klingen, um auf Tour zu gehen. Wir versuchen auch einen Plattenvertrag zu kriegen, um die Reisekosten zu decken. Und wir haben es fast geschafft, ehrlich – es kann nicht mehr lange dauern.“ Dan hat Ryan noch nie so aufgeregt gesehen und muss lächeln. Es ist schön, jemandem zu begegnen, der Träume hat. Dann stellt er fest, dass es ihn an Justin erinnert und daran, wie sicher er war, dass sie es nach ganz oben schaffen würden und dass Willow nur das Erste in einer langen Reihe von Ausnahmepferden war, die sie zusammen ausbilden würden. Ihm wird klar, dass das Lächeln wohl von seinem Gesicht verschwunden ist, als sich Ryan besorgt zu ihm hinüberbeugt.
„Oh Mann, das tut mir leid. Ich meine … dachtest du, dass …“ Ryan verhaspelt sich und Dan kann ihm nicht weiterhelfen, denn er hat keine Ahnung, was der andere ihm sagen möchte. „Ich meine, ich verbringe gern Zeit mit dir und natürlich bist du verdammt heiß …“ Dan starrt ihn an. Das ist ja alles schön zu hören, aber warum sagt Ryan …
„Oh! Oh, nein, sorry! Ich will auch nichts Festes! Oder vielleicht auch gar nichts, ich weiß nicht …“ Jetzt ist es Ryan, der verwirrt aussieht. „Nein, nicht weil ich dich nicht mag, nur …“ Dan steht kurz davor, in Panik zu geraten. Alles ist ziemlich schnell ziemlich schief gegangen. Er atmet tief durch und versucht es noch einmal.
„Damals in Kentucky war ich mit jemandem zusammen. Ziemlich lange.“ Er möchte wirklich nicht auf die Einzelheiten eingehen, also belässt er es dabei. „Deshalb bin ich einfach … insgesamt unsicher, was Beziehungen angeht. Oder selbst, wenn es keine Beziehung ist, sondern … in allem. Ich bin in allem unsicher.“ Ryan macht schon einen viel ruhigeren Eindruck und wirkt, soweit Dan das beurteilen kann, auch nicht gekränkt. Das ist ein Fortschritt. „Also ist es wirklich kein Problem, wenn du reisen möchtest – ernsthaft.“
Ryan nickt und lacht ein wenig. „Ja, okay. Das leuchtet ein.“ Er wirkt etwas verlegen. „Tut mir leid.“
Dan schüttelt den Kopf. „Warum, es ist doch gut, das geklärt zu haben. Ich meine … ‚wenn überhaupt, dann nichts Festes‘ … es ist schön, das genau zu wissen.“
„Okay, wenn wir schon mal dabei sind, Dinge zu klären …“ Ryan
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