Sturmwelten 01
Mann. So wie er Rahel daran gehindert hat, in das Duell einzugreifen.
»Jedenfalls hoffe ich, dass es mir keine Gewohnheit wird, an Bord zu erwachen und Eure Hilfe zu benötigen, Mesér«, erklärte Jaquento und lachte, zuckte jedoch zusammen, als Schmerzen durch seinen Leib fuhren.
Der sonst so stoische Maureske wirkte belustigt. »Besser nicht, Freund Jarkin … Jarquin … Jaq…«
»Jaq gefällt mir«, ertönte es von der schmalen Tür her.
Der Klang von Rahels Stimme ließ den Kopf der Echse hochfahren. Zuerst dachte Jaquento, dass sie wieder zischen würde, doch dann öffnete sich ihr Maul zu einem gewaltigen Gähnen. Von Rahels Mantel tropfte Wasser auf den Boden, und ihr Haar wurde von einem vollkommen durchnässten Tuch zurückgehalten.
»Das Viech war treuer als ich und ist nicht von deiner Seite gewichen«, erklärte Rahel, betrat den Raum und warf ihren Mantel auf den Boden. Auf ihrer Kleidung waren große, dunkle Wasserflecken zu sehen, wo der Regen durch den Mantel geschlagen war. »Dafür habe ich dir meine Koje überlassen und selbst bei der Mannschaft geschlafen.«
»Ich weiß nicht, wem ich dankbarer bin«, murmelte Jaquento und legte die Hand auf den warmen Körper der Echse, die sich unter der Berührung wieder einrollte. Ohne ein weiteres Wort nickte Bihrâd Jaquento zu und zwängte sich an Rahel vorbei aus der Kammer hinaus.
»Mir natürlich … Jaq!«
»Mein Name ist nicht Jaq, sondern Jaquento«, stellte der Hiscadi ruhig fest.
»Natürlich. Aber findest du nicht, dass dein neues Leben auch einen neuen Namen braucht? Und Jaq klingt zumindest nach einem von uns!«
»Aber Jaq klingt auch nach einem dahergelaufenen Schurken mit einer Augenklappe und zwanzig möglichen Vätern«, warf Jaquento ein. »Irgendwie … hart.«
Daraufhin lachte Rahel und kniete sich neben die Koje. Ihre Finger wanderten über Jaquentos Schulter zu seinem Bauch, wo sie sanft über die Schuppen der Echse strichen.
»Hart bist du doch«, erklärte sie, aber als sie seinen empörten Blick sah, fuhr sie mit einem anzüglichen Lächeln fort: »Ich meine, du hast Quibon besiegt. Ich hätte keinen Sechsling auf dich gewettet; Quibon ist im Kampf kein Mensch. Aber du hattest ihn am Boden, mit deiner Klinge am Hals.«
»Er hat mir den Rücken vom Hintern bis zur Schulter aufgeschlitzt. Ich würde es kaum als Sieg bezeichnen, wenn man mich nachher aus dem Kreis tragen muss!«
»Aber du hättest ihn töten können. Sein Leben lag in deiner Hand, nicht umgekehrt«, flüsterte Rahel, und Jaquento sah einen Ausdruck in ihren Augen, den er nicht deuten konnte. »Der Kapitän hat es auch gesehen. Er wusste wohl, dass du es schaffen kannst.«
Und wenn der allwissende Kapitän das wusste, Meséra …, dachte Jaquento, aber er sagte nichts.
Einige Herzschläge lang sah sie ihn an, und Jaquento verlor sich in der Intensität ihres Blickes. Dann erhob sie sich grinsend. »Natürlich wird Quibon dich jetzt hassen. Er hat noch nie zuvor verloren.«
»Dann war es eine gute Lektion für ihn; kein Mann ist unbesiegbar«, erklärte Jaquento leichthin.
»Trotzdem solltest du öfter über die Schulter schauen; er wird dir kaum dankbar für diese Lehre sein.«
»Ein Feind ist genau das, was ich am dringendsten benötigte«, erwiderte Jaquento mit einem Seufzen. »Jetzt habe ich dich, eine Echse und einen Todfeind.«
»Und du überlegst, wer von uns dreien schlimmer ist?«
»Natürlich würde ich niemals …«
»Ich bin am schlimmsten, Jaq; Quibon und das kleine Schuppenvieh sind nichts gegen meinen Zorn.«
Ihre Stimme war ausdruckslos, und zunächst lächelte Jaquento, doch er sah, dass sie es nicht erwiderte. Skeptisch blickte er sie an, bis sie ihm zuzwinkerte.
»Kannst du aufstehen?«
»Das werden wir gleich sehen, Meséra«, antwortete Jaquento und schwang steif die Beine aus der Koje. Die Echse zischte unwillig, als sie in ihrer Ruhe gestört wurde, wand sich jedoch erstaunlich schnell über seine Brust auf seine Schulter, wo sich ihre kleinen Krallen sacht in Jaquentos Haut bohrten. Mit jeder Bewegung verlagerte das Wesen sein Gewicht ein wenig, dabei wirkte es so unbeweglich, als sei es aus Gold gegossen.
Der Holzboden unter Jaquentos nackten Füßen schwankte gewaltig, und seine Knie fühlten sich schwach und zittrig an. Dennoch stand er mit einem Ruck auf und ging sofort einige Schritte. Schnell kehrte das Gefühl in seine Gliedmaßen zurück, auch wenn sein Rücken immer noch dumpf schmerzte. Beinahe von allein
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