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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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müssen reden, sobald du Zeit hast. Der Sturm hatte auch sein Gutes: Wir werden die Takelage und auch die Verzierungen etwas ändern. Ich habe vor, Lessan direkt anzusteuern, um Ayvon abzusetzen. Er sagt, dass er die Magie noch immer in seinen Fingerspitzen kribbeln fühlt, der Bastard.«
    »Lessan, Käpt’n?«
    »Ja, der freie Händler Iguado muss nach dem Sturm neue Vorräte an Bord nehmen.«
    Damit ließ der Kapitän die beiden allein. Fragend blickte Jaquento Rahel an.
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass wir direkt unter den Augen des Löwen in seine Höhle marschieren, sein Porzellan neu sortieren und wieder verschwinden«, erklärte Rahel grüblerisch.
    »Wo du gerade Löwen erwähnst«, erwiderte Jaquento, »ich habe einen Löwenhunger.« Die Echse schien sich seinen Worten anschließen zu wollen, denn sie schaukelte auf seiner Schulter nach vorn und beäugte neugierig die Schüssel, die Rahel vor ihm abgesetzt hatte.
    Und so machten sie sich über das Essen her.
     
    Noch immer war die See rau, auch wenn der Wind deutlich nachgelassen hatte. Die schwarzen Wolken waren heller geworden, und hier und da schien sogar der blaue Himmel durch. Über der bewaldeten Insel an Backbord kreisten einige Vögel, doch das schmale Eiland an Steuerbord schien aus wenig mehr als Fels und Sand zu bestehen. An Deck herrschte Ruhe, obwohl der größte Teil der Besatzung an der Reling stand und ins Wasser starrte.
    Unbewusst kratzte sich Jaquento an der Schulter, auf der diesmal keine Echse saß. Die hatte sich in Rahels Koje eine kleine Höhle aus der Decke gebaut und schlief friedlich. Vom Bug her waren Rufe zu hören, die von anderen weitergeleitet wurden: »Mark zwei!«
    Neben Jaquento flüsterte Rahel: »Da soll mich ein Langhornfisch fressen! Zwei Faden! Wir sollten längst auf Grund gelaufen sein.«
    »Auf Grund?«
    »Die Todsünde braucht drei Faden Wasser unter dem Kiel, alles darunter ist gefährlich.«
    »Sie schafft zwei Faden, wenn sie so wie jetzt kaum Ladung hat«, warf Deguay ein. »Ich kenne die Passage.«
    »Natürlich, Käpt’n.«
    »Niemand rechnet an dieser Stelle mit einem bewaffneten Schiff. Die vielen Riffe und Sandbänke sind viel zu gefährlich. Die Händler umfahren Seranos Felsen im Norden. Bei den vorherrschenden Winden müssen sie etwas kreuzen. Wenn man aber diese Passage nutzt, kommt man nicht nur schneller ans Ziel …«
    »… man erwischt vielleicht auch einen Händler und hat ihn an Lee«, beendete Rahel den Satz. »Sie rechnen nicht damit, dass ein Dreimaster hinter den Inseln auftaucht.«
    »Korrekt.«
    »Und man erwischt sie mit heruntergelassenen Hosen«, warf Jaquento ein, was Deguay zu einem Lachen reizte: »Auch korrekt. Wobei mir heruntergelassene Flaggen im Zweifelsfall lieber sind, aber wir werden sehen. Der Sturm dürfte einige Schiffe vom Kurs abgebracht haben, andere werden sich in Häfen versteckt haben. Wir bräuchten schon viel Glück, um überhaupt jemanden zu erwischen.«
    »Was ist mit den Thaynrics? Patrouillieren sie nicht die Handelsrouten?«, fragte Jaquento.
    »Oh, die Sturmwelt ist groß, und es gibt viele Routen. Bald beginnt die Konvoi-Saison, dann werden die Schiffe der Compagnie zurück nach Corbane eskortiert. Aber es gibt nie genug Kriegsschiffe, um ehrliche Händler wie uns zu beschützen.«
    »Und wenn doch«, warf Rahel gelassen ein, »dann suchen wir uns eine Passage wie diese hier: flaches, gefährliches Gewässer. Kein Schiff, das es mit uns aufnehmen kann, folgt uns hierher. Und mit allen anderen werden wir fertig.«
    Während Jaquento den beiden zuhörte, drängte sich ihm eine Frage auf. »Ihr sagtet, Ihr habet einen Kaperbrief, Kapitän?«
    »Im Augenblick nicht, nein«, erwiderte Deguay, dessen Augen den Horizont absuchten. »Die Thayns geben gerade keine Briefe aus, und wir hatten zu lange keinen Kontakt mit den offiziellen Vertretern der Géronay. Seit die Thayns Querique erobert haben, gibt es hier keinen Vizekönig mehr, der Kaperbriefe ausstellen könnte.«
    »Also betreibt ihr schlichte Piraterie«, sagte Jaquento leise. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. In die folgende Stille hinein rief der Lotse: »Drei Faden!«
    »Ja«, antwortete Deguay nüchtern und drehte sich um. Seine hellen Augen fixierten Jaquento mit einem eigenartig forschenden Blick »Piraterie. Wenn es uns möglich ist. Hast du irgendwelche Einwände dagegen?«
    Jaquento schluckte. Hier stand er nun und sah sich endlich mit der Wahrheit konfrontiert. »Und was

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