Succubus Dreams
so beobachtete, überlegte ich, dass ich sie ebenfalls goldig gefunden hätte, wäre ich nicht so eng in die Sache verwickelt gewesen. Aber jetzt wollte ich eigentlich am liebsten nur den Kaviar wieder auskotzen, den ich mir gerade einverleibt hatte. Sie standen, Händchen haltend, mit einigen anderen Mitarbeitern auf der anderen Seite des Raums zusammen. Maddie glühte wie ein Sukkubus und unterhielt sich angeregt mit Beth. Seth, zur Abwechslung einmal gut gekleidet und großartig aussehend, hörte mit einem kleinen Lächeln zu – obwohl etwas Ernsthaftes in seinem Blick lag. Er fühlte sich anscheinend nicht sehr wohl in seiner Haut, und ich hatte den starken Verdacht, dass er auf Maddies Drängen hier war. Ich hielt ihn nicht für einen Typen, der herkommen und mir seine Beziehung unter die Nase reiben würde, aber dann wiederum hätte ich auch nicht gedacht, dass er mir den Laufpass gäbe.
Genau in dem Moment hob er den Kopf, sah sich prüfend im Raum um und begegnete meinem Blick. Zufall oder Absicht – das hätte ich nicht sagen können. Einen Moment lang sahen wir uns an, und auf seinem Gesicht zeigten sich Besorgnis und Wehmut. Was auf meinem zu sehen war, wusste ich nicht. Gleich darauf wandte er sich wieder den anderen zu. Aber das angedeutete Lächeln war verschwunden.
«Möchtest dir am liebsten die Zähne putzen, was?»
Doug trat auf mich zu, in der Hand etwa das fünfte Glas Cola Rum. Ich zeigte darauf.
«Was, wegen dem ganzen Zucker, den du da trinkst?»
Er grinste. «Ich meine meine Schwester und Mortensen, wie du genau weißt.»
Ich warf einen weiteren Blick zu ihnen hinüber und wandte mich dann wieder ihm zu. «Alle halten sie für goldig.»
«Vermutlich sind sie’s auch. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.» Er kippte seinen Drink hinunter. «Immerhin schläft er mit meiner Schwester, nicht wahr? Vermutlich sollte ich, hm, entrüstet sein und ihre Ehre verteidigen. Oder so. Aber wenn sie so gut miteinander zurechtkommen, wird sie vielleicht bei ihm einziehen. Und das macht mich irgendwie… glücklich.»
Bä! Schlimm genug, dass sie überhaupt miteinander gingen. Aber zusammenziehen? So weit gingen meine Gedanken noch nicht. Die beiden waren erst seit einer Woche zusammen. Schweigend zählte ich bis fünf, weil ich nichts sagen wollte, was ich später bereuen würde.
«Wer weiß?», murmelte ich unbestimmt.
Doug legte den Kopf schief und betrachtete mich. «Hab immer gedacht, du wärst hinter ihm her, bei deiner Heldenverehrung und seinen erotischen Geschichten über dich.» Eine Anspielung auf eine Short Story von Seth, die vor nicht allzu langer Zeit in einer Zeitschrift erschienen war. Die perverse Heldin hatte eine unheimliche – und völlig zufällige – Ähnlichkeit mit mir gehabt.
Seinem Tonfall und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, machte Doug einen Witz. Er war nie davon ausgegangen, dass etwas zwischen Seth und mir wäre. Was wusste er denn davon, wie dicht ans Schwarze sein Witz getroffen hatte!
«Na ja», sagte ich zu ihm. «Anscheinend wird deine Schwester jetzt Protagonistin der erotischen Geschichten sein.»
Doug erblasste. «Oh, mein Gott! Daran habe ich noch gar nicht gedacht.» Er warf einen Blick auf sein leeres Glas. «Ich brauche dringend noch was zu trinken!»
Ich sah ihm nach und spürte, wie sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, obwohl ich doch den Trauerkloß geben wollte.
Worin ich übrigens ansonsten wirklich sehr gut war. Von mir aus sprach ich niemanden an und wechselte nur wenige Worte mit denjenigen, die versuchten, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich hatte bereits mehrere Männer abblitzen lassen, die mir einen Drink holen oder mich zum Tanzen auffordern wollten. Ich wollte einfach für mich bleiben. Wirklich, ich hätte nicht herkommen sollen.
«Nie gedacht, dass ich dich bei so einem Ereignis allein sehen würde.»
Ich spürte seine Gegenwart hinter mir, bevor ich ihn hörte. «Carter, du Party-Crasher! Ich weiß, dass du keine Einladung hast.»
«He, wie ich gehört habe, ist das hier der angesagte Ort.»
«Ist Crashen nicht eine der sieben Tod… heilige Scheiße!»
Der Engel war vor mich getreten. Sein kinnlanges Blondhaar war gewaschen und gekämmt, und er trug Khakihosen und ein blaues Polohemd. Die Sachen waren sehr salopp und dazu das Netteste, was ich je an ihm gesehen hatte.
Er lachte, weil er wusste, weswegen ich so überrascht war. «Ich konnte nicht so wie üblich aufkreuzen. Im
Weitere Kostenlose Bücher