Succubus Dreams
ich entdeckte gerade, dass mir da was entgangen war. «Du hast ja keine Ahnung. Gesellschaftlich ungeschickt oder nicht – sie ist das Beste, was mir seit einer guten Weile zugestoßen ist.»
«Oh, wirklich?»
«Na ja, Anwesende natürlich ausgenommen.»
«Natürlich. Wie du meinst.»
«He.» Ich hätte fast seine Hand genommen, aber dann fiel mir ein, dass wir uns in der Öffentlichkeit befanden. «Das ist keine Konkurrenz. Du kannst besser kochen. Und besser küssen.»
«Mir war nicht klar, dass du es mit ihr ausprobiert hast.»
«Du weißt doch, wie viel ich für Autoren übrig habe.»
Mein Lächeln fiel etwas in sich zusammen, als ich innerlich auf andere Themen umschaltete. Den ganzen Morgen über hatte ich an meinen Energieverlust gedacht, insbesondere da ich wahrscheinlich heute Abend oder morgen ein neues Opfer suchen müsste. Jerome hatte die Angelegenheit mit einem Achselzucken abgetan, aber mir wollte das, wie üblich, nicht gelingen. Da entschloss ich mich, meinem Freund Erik Lancaster einen Besuch abzustatten, Seattles sterblicher Quelle okkulten Wissens. Meistens schien er mehr zu wissen als meine Kumpels.
Ich lud auch Seth zu diesem Besuch ein, und er war einverstanden. Darum war ich froh. Ich hatte mir oft gedacht, es täte ihm gut, mit einem anderen Menschen zu reden, der regelmäßigen Umgang mit Unsterblichen pflegte. Wenn also nicht jetzt, wann sonst?
Nach der Arbeit kam Seth zu mir nach Hause, und wir bereiteten uns eine rasche Mahlzeit in der Mikrowelle zu. Als wir die Treppe hinuntergingen, neckte er mich wieder wegen Maddie.
«Ihr habt eine Weile lang im Büro gearbeitet. Natürlich habt ihr nicht rumgemacht?»
«Nicht allzu viel», versicherte ich ihm.
Er lachte und nahm mich bei der Hand. Ich riss ihn zu mir. Unsere Lippen trafen sich zu einem Kuss, und als die Wärme seines Körpers den meinen erregte, hegte ich keinen Zweifel mehr daran, was das Beste in meinem Leben war. Nach ein paar süßen Augenblicken lösten wir uns – ganz nach Vorschrift – voneinander, und da wir beide dazu überhaupt keine Lust hatten, verlief die Trennung etwas unbeholfen.
«Ja», sagte ich zu ihm. «Sie kann ganz bestimmt nicht so gut küssen wie…»
Ich hielt abrupt inne und verzog das Gesicht, weil ich Niphon herannahen spürte. Seine unsterbliche Aura rief ein Gefühl von Schleim hervor und roch nach Moschus. Ich entfernte mich weiter von Seth und sah funkelnd den Bürgersteig hinab. Bei meinem Anblick winkte der Kobold zum Gruß.
«Entschuldige mich einen Augenblick», brummte ich. Ich nahm die restlichen Stufen und versperrte Niphon den Weg, damit er nicht in Hörweite Seths geriete. «Was willst du?»
«Sachte, sachte, Letha.» Er machte ‹ts-ts-ts›. «Sukkuben sollten immer und überall charmant und herzlich sein.» Er spähte an mir vorbei. «Ist das der menschliche Freund? Stellst du mich ihm vor?»
«Du verziehst dich besser, verdammt! Du solltest ein Auge auf Tawny halten.»
«Habe ich getan», erwiderte er fröhlich. «Deswegen bin ich hergekommen. Ich bin ihr letzte Nacht gefolgt. Sie zeigte ziemlich viel Zutrauen zu ihren Fähigkeiten, hatte jedoch letzten Endes einige Schwierigkeiten, ein Treffen zu arrangieren. Armes Ding! Anscheinend braucht sie länger als erwartet, bis sie sich etabliert hat. Zum Glück bleibe ich bis zum Schluss bei ihr.»
Seine spöttische Sorge traf mich heftig, wie von ihm beabsichtigt. «Mehr hast du mir nicht zu sagen? Weil ich nämlich gerade gehe. Ich muss wohin.»
«Natürlich, natürlich», sagte er affektiert lächelnd. Er winkte vage zu Seth hinüber. «Ich wollte euren Augenblick der Leidenschaft nicht stören, selbst wenn es so aussah, als würde er sich gerade wieder abkühlen.» Auf einmal glitt ihm ein Ausdruck des Verständnisses übers Gesicht. «Du schläfst nicht mit ihm, oder? Irgendein edles Pflichtgefühl hält dich davon ab, seine Lebensenergie zu absorbieren. Der arme, arme Mann!» Niphon lachte. «Oh, Letha! Du bist eines der faszinierendsten Geschöpfe, denen ich jemals begegnet bin.»
Ich wandte ihm den Rücken zu und stürmte zu Seth hinauf. «Komm, wir hauen ab.»
«Wer war das?», fragte er, als wir davongingen.
«Ein Kobold. Und ein Arschloch.»
Noch fast einen Block entfernt vernahm ich ganz schwach Niphons spöttisches Gelächter und gab mir Mühe, es zu ignorieren. Seth und ich gingen zu seinem Wagen. Meinen Freunden zuhören zu müssen, wenn sie mich wegen Seth neckten, war schon ärgerlich genug. Bei Niphon
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