Succubus Dreams
war es unerträglich. Zum Glück hatte ich mich beruhigt, als Seth und ich losfuhren, und konzentrierte mich stattdessen auf den Besuch bei Erik, wo mein Geheimnis hoffentlich gelüftet werden konnte.
Erik besaß ein Geschäft oben in Lake City, das er Arcana Ltd. nannte. Leider lag es in der Nachbarschaft etlicher Striplokale, erweckte dennoch einen warmen, gemütlichen Eindruck. Gedämpfte Beleuchtung erzeugte eine ruhige Atmosphäre, und das Glucksen kleiner Springbrunnen mischte sich mit den sanften Klängen von Harfenmusik aus einem CD-Player. Bücher, Schmucksteine, Kerzen und Statuen vereinnahmten jeden Zoll freien Raums. Der süße Duft nach Nag Champa hing in der Luft.
«Hübsch», meinte Seth, der sich umschaute, nachdem wir eingetreten waren.
Erik kniete hinter einem Stapel Bücher und blickte auf. Er hatte sich seit unserer letzten Begegnung einen Schnauzbart stehen lassen, und mir gefiel es, wie sich das graue Haar von seiner dunkelbraunen Haut abhob. Ein freundliches Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht.
«Miss Kincaid, welch unerwartetes Vergnügen! Und Sie haben einen Freund.» Er stand auf, kam auf uns zu und streckte Seth die Hand entgegen.
«Erik, das ist Seth Mortensen. Seth, Erik.»
Sie schüttelten einander die Hand. «Ein Vergnügen, Mr. Mortensen. Sie sind in guter Gesellschaft.»
«Allerdings», erwiderte Seth, seinerseits lächelnd.
«Wenn wir Glück haben», sagte ich einschmeichelnd, «hat Erik Zeit für einen Tee. Er serviert nur koffeinfreien, worüber du vermutlich froh und glücklich sein wirst.»
«Natürlich habe ich Zeit», sagte Erik. «Ich bezweifle, dass es einen Mann gibt, der für Sie keine Zeit hat, Miss Kincaid.»
Nachdem Erik gegangen war, um den Tee aufzusetzen, warf ich Seth einen neckenden Blick zu. «Ah, ja, da haben wir jemanden, der mich wirklich zu schätzen weiß. Er würde mich nicht wegen einem Buch abschieben.»
«Wenn ich mich recht erinnere, betest du diese Bücher an. Außerdem – wie sonst soll ich dir den Lebensstil ermöglichen, an den du gewöhnt bist?»
«Wenn ich mich recht erinnere, habe ich das letzte Mal bezahlt, als wir ausgegangen sind.»
«Nun gut. Ich habe dich bloß befreit spielen lassen, damit du nicht mit Maddie über meinen Wagen herfällst.»
Während unsere Teeparty um Eriks kleinen Ecktisch weiterging, verwickelte Seth Erik überraschend in ein Gespräch darüber, was es bedeutete, Sterblicher inmitten von Unsterblichen zu sein. Er ging gewöhnlich nicht so aus sich heraus, und ich fragte mich, wie sehr ihm unsterbliche Marotten zu schaffen machten.
«Da gerät mein Zeitgefühl durcheinander», bemerkte Erik. «Ich sehe Leute wie Miss Kincaid, die auf ewig jung und schön bleiben, und ich bekomme den Eindruck, als wäre überhaupt keine Zeit verstrichen. Dann sehe ich mich selbst und erkenne neue Falten. Ich spüre den Schmerz in meinen Knochen. Ich begreife, dass ich zurückbleiben werde… sie werden weitermachen und weiterhin die Welt ohne mich verändern.» Er seufzte, eher erheitert als traurig. «Ich wünschte, ich könnte sehen, was als Nächstes geschieht.»
«Ja», sagte Seth zu meiner Überraschung. Seine Augen waren dunkel und ernst. «Ich weiß, was Sie meinen.»
Ich warf einen Blick zu ihm hinüber und erkannte etwas, das mir nie zuvor aufgefallen war. Er musste über die Zukunft und über den eigenen Tod nachdenken – das taten alle Sterblichen –, aber erst jetzt begriff ich, wie viele Gedanken er sich wirklich darüber machte. Beim Blick auf beide Männer dachte ich daran, dass sie schließlich sterben würden, und da verspürte ich auf einmal eine Kälte in der Brust. Einen Herzschlag lang konnte ich beinahe Seth ebenso runzlig und grauhaarig wie Erik vor mir sehen.
«So trübsinnig, ihr beide?», fragte ich und versuchte gelangweilt zu wirken. «Ich bin nicht hergekommen, um alle herunterzuziehen. Ich muss Eriks Wissen anzapfen.»
«Zapfen Sie nur!», forderte er mich auf.
«Nun ja… Sie wissen, dass ich, äh, Leben und Energie zum Überleben benötige, nicht wahr?» Eine idiotische Feststellung. Natürlich wusste er es. «Gestern Morgen bin ich aufgewacht, und mein gesamter Vorrat war verschwunden.»
Erik überlegte. «Das ist normal, nicht wahr? Er nimmt im Lauf der Zeit ab.»
«Nicht so schnell. Insbesondere da…» Ich hielt inne, weil mir aufging, dass es am Ende doch keine so weise Entscheidung gewesen sein mochte, Seth mitzunehmen. «Ich, äh, hatte mich gerade am Abend zuvor wieder
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