Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 2: Zwischen den Welten
Lu-Men-Ta-Rau."
Jayden nickte. Die Verbindung wurde freigeschaltet. Im Holotank erschien das Gesicht eines hundeähnlichen Humanoiden.
"Ich grüße Sie, Cross. Ihr Kommen wurde angekündigt. Ich bin Kommandant Ti-So-Ma-Ro-Lu."
Jayden erinnerte sich an das Dossier. Jeder Rentalianer lebte in einem Rudel und der eigene Name setzte sich aus den beiden Anfangssilben der Namen aller Rudelmitglieder zusammen. Der Name des Rudelführers machte den Anfang, der Name des jeweiligen Rentalianers selbst bildete den Abschluss. Durch den Rudelnamen ließ sich also die Größe des Rudels ablesen. Den spezifischen Eigennamen eines Rentalianers erfuhr kein Fremdweltler.
Mit Raumschiffen war es ähnlich. Der Name des Captains bildete hier den Anfang der Schiffsbezeichnung. Dahinter folgten die Kürzel der Brückenoffiziere. Jayden wollte nicht darüber nachdenken, wie oft die Namen der Schiffe aufgrund von Wechseln innerhalb der Brückenbesatzung geändert wurden.
Glücklicherweise war es Außenweltlern gestattet, den Rudelnamen abzukürzen und das Gegenüber mit seinem eigenen Rudelkürzel anzusprechen.
"Ich grüße Sie, Lu aus dem Rudel des Ti." Jayden erhob sich von seinem Konturensessel. "Warum wurde mein Schiff eingekreist? Unser Kommen ist mit Al-Re-Al abgesprochen."
Der Große Rudelführer des gesamten rentalianischen Volkes wurde als Rudel für sich gesehen. Sein Name begann und endete mit der eigenen Bezeichnung, unterbrochen vom Synonym "Re" für das gesamte Volk.
Jayden hatte ewig gebraucht, sich die komplizierten Namen der führenden Rentalianer einzuprägen und die dahinterliegenden Schemata zu begreifen.
"Das ist uns bekannt. Betrachten Sie uns als Eskorte. Wir bringen Ihr Schiff sicher nach Rental IV. Dort erwartet Sie der Herrscher für ein persönliches Gespräch."
Bevor Jayden etwas erwidern konnte, hatte Lu die Verbindung unterbrochen. Von Höflichkeitsfloskeln hielten die Rentalianer nicht allzu viel, was er jedoch nicht als Unhöflichkeit auffasste - es war eben einfach ihre Art. Als Jayden an all die diplomatischen Stolperfallen dachte, die auf ihn warteten, verspürte er eine bleierne Müdigkeit.
"Ich beneide Sie", sagte Commander Ishida. "Wie gerne würde ich den Rudelführer der Rentalianer kennenlernen. Ich habe gehört, die Rentalianer sind uns technisch mittlerweile einige Jahre voraus."
"Angeblich sind sie das. Natürlich kennen wir nur Gerüchte. Es ist schade, dass sie so isolationistisch geworden sind. Eine stärkere Zusammenarbeit würde beiden Völkern zugutekommen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt." Jayden streckte die Beine aus. "Aber ich fürchte, Sie werden mich an Bord vertreten müssen, während ich mich als Diplomat versuche. Der Oberste Rudelführer möchte sich alleine mit mir treffen. Eine der wenigen Regeln, auf denen sie bestehen. Der Erstkontakt zum Captain eines Schiffes erfolgt alleine." Er wandte sich an Tess Kensington. "Lieutenant, bitte setzen Sie unsere passiven Sensoren ein, um weiter nach dem Artefakt zu suchen."
"Sie glauben, so finden wir es?", fragte Ishida.
"Manchmal wurde schon eine Nadel in einem Heuhaufen gefunden. Bedauerliche meistens, in dem man sich draufsetzte."
"Ich hoffe sehr, Ihre Metapher erfüllt sich in diesem Fall nicht."
"Das hoffe ich auch, I.O. Das hoffe ich auch."
*
Alorasul (Hauptstadt von Rental IV), Rental-System, 12. Januar 2266, 16:00 Uhr
Jayden blickte fasziniert auf den Transmitterbogen, der sich vor ihm erhob.
Ein Shuttle hatte ihn auf die Lu-Men-Ta-Rau gebracht, wo Kommandant Lu ihn empfangen hatte. Der Rentalianer war einen Kopf kleiner als Jayden und entsprach damit der normalen Größe eines Rentalianers. Er trug eine rotblaue Uniform, auf deren linker Brustseite das Emblem des Rentalianischen Sternensystems aufgenäht war. In seinem Gürtelholster steckte eine Waffe, die den doppelten Umfang eines terranischen Pulsers besaß.
Lu deutete auf den Transmitterbogen. "Wir werden von hier aus direkt in die Herrscherresidenz wechseln."
Jayden nickte. Bisher hatte er nur von dieser Technik gehört, sie aber noch nie benutzt. Der Bogen war etwa drei Meter hoch und zwei Meter breit – ähnelte einer Tür, die mitten auf einem Podest stand. Überall waren Schaltflächen und Panels angebracht, aus denen kleine Antennen hervorragten. Ein Flimmern aus dutzenden Punkten entstand inmitten des Rahmens, verdichtete sich und bildete Sekunden später eine glatte, rötliche Fläche. Auf der anderen Seite standen drei
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