Fernoestliche Heilkunst fuer die Seele

Wenn der Seelenballast überhandnimmt
    Stimmungstiefs, Ängste, Depressionen – seelische Probleme sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet, doch keiner redet gerne darüber. Seine Probleme zu erkennen und zu akzeptieren ist jedoch der erste Schritt auf dem Weg, sie zu überwinden.
    Ihre Gefühle vertraute Carola Schneider (Name geändert) lange Zeit nur ihrem Tagebuch an, auch ihrem Ehemann Frank konnte sie sich nicht mitteilen. »Seit Wochen nun ist meine Stimmung gedrückt. Ich kann mich an so gar nichts freuen. Die Grillabende mit den Nachbarn waren früher immer die Highlights des Sommers. Jetzt sind sie mir ein Greuel und strengen mich nur noch an. Die Tage danach will ich nur noch schlafen, schlafen, schlafen. Frank lasse ich in dem Glauben, Freude an solchen Festen zu haben. Er möchte mir Gutes tun, und ich will ihn nicht enttäuschen. Außerdem verlangt er sonst nur wieder, dass ich zum Arzt gehen soll. Aber was wird der schon sagen? Sie haben Depressionen, Frau Schneider. Klar, das weiß ich selbst. Aber das bin ich nicht, das war ich nie. Was habe ich nur falsch gemacht? Es ist zum Verzweifeln …«
    Millionen Deutsche durchleiden jedes Jahr große Seelentiefs. Natürlich können Schicksalsschläge jeden von uns ganz plötzlich aus der Bahn werfen. Doch auch permanenter Stress – Termin- und Arbeitsdruck sowie die Anforderungen von Gesellschaft, Familie und Partnerschaft – führt dazu, dass wir auf Dauer in einen Negativ-Kreislauf der Emotionen geraten. In unserer Seele sammelt sich immer mehr Ballast an. Wenn wir ihn nicht loswerden, löst er schließlich tiefgreifende seelische Probleme aus.
    Jeder Fünfte macht einmal im Leben eine Depression durch, jeder Siebte leidet unter einer Angststörung. Beides sind Störungen, die das gewohnte Leben im wahrsten Sinne des Wortes stören, die aber auch derart massive Auswirkungen annehmen können, dass wir vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Denn nicht selten gehen seelische Schwierigkeiten mit körperlichen Begleiterscheinungen (z. B. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen etc.) einher oder münden gar in lebensbedrohlichen Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Eine angstbesetzte Diagnose
    So unterschiedlich sich die Beschwerden bei den Menschen auch äußern – eines haben die Betroffenen meist doch gemein: Sie quält nicht nur die Erkrankung selbst, sondern sie plagen sich mit Schuld- und Schamgefühlen. Einer Studie zufolge ergeht es so zumindest drei Viertel aller Depressionspatienten.
    Die aktuelle Forschung zeigt, dass die Neigung zu psychischen Störungen ebenso im Erbgut festgelegt ist wie beispielsweise die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden. Zwar lässt sich hier wie dort das Risiko durch vorbeugende Maßnahmen verringern, eine Garantie, gesund zu bleiben, ist dies freilich nicht. Doch selbst dieses Wissen mindert die Selbstzweifel nicht. Kein anderes Krankheitsbild gehtmit derart massiven Selbstzweifeln und Angst vor Stigmatisierung einher wie psychische Störungen.
    Dieser Umstand macht es nicht nur schwer, ein Tief schnell zu überwinden. Er führt auch häufig dazu, dass Menschen zwar bemerken, dass es um ihr Seelenheil nicht mehr so gut bestellt ist, dass sie aber dennoch keinen Arzt aufsuchen. Zu groß ist die Scheu vor einer angstbesetzten Diagnose. Hierin liegt aber eine besondere Gefahr: Denn je länger eine psychische Erkrankung unbehandelt bleibt, desto schwieriger und aufwendiger ist in der Regel deren Behandlung.
Ein anderer Blickwinkel
    Sich zu verkriechen ist also der falsche Weg. Denken Sie neu!
    Wir, die Autoren dieses Buches, sind überzeugt, dass es eine große Hilfe ist, alles einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – beispielsweise aus dem Blickwinkel, den uns die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) lehrt. Diese systematische Gesundheitswissenschaft beruht auf einer gut drei Jahrtausende alten Volksmedizin, die den Menschen als eine untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtet: Alles ist miteinander in Harmonie verbunden. Zwischen zweihundert und fünfhundert Jahre vor Christus entstand im Fernen Osten das Gesundheitsbuch, das heute als ältestes medizinisches Fachwerk überhaupt gilt und das noch heute in der modernen Chinesischen Medizin eine große Bedeutung hat: das »Huangdi Neijing«. Im Gespräch zwischen dem legendären »Gelben Kaiser« Huangdi und dem Arzt (und Minister) Qi Bo wird die menschliche Gesundheit in ihrer Vielfalt gezeichnet. Die bildreichen, für den