Suche einen für immer und ewig
müssen
sich von der Illusion lösen, der andere könne so sein wie sie selbst, so denken, handeln und empfinden. Sie müssen schließlich
akzeptieren, dass der andere auch störende Eigenschaften besitzt oder Ansichten vertritt, die den eigenen schlimmstenfalls
genau entgegengesetzt sind.
Diese Desillusionierung ist für manche Menschen schwer zu ertragen. Sie klammern sich an die Vorstellung, der andere sei kein
eigenständiger Mensch, sondern in seinem ganzen Wesen mit ihnen identisch. Doch im Laufe der Zeit treten eben die Unterschiede
zwischen den Partnern immer offener zutage. Zwei Menschen sind nicht stets einer Meinung und manchmal sind sie sogar gänzlich
anderer Überzeugung. Das alles ist normal. Es gehört auch in der Liebe dazu, verleiht ihr Spannung und belebt sie zuweilen.
Wenn zwei Menschen sich näher kommen, lernen sie sich natürlich genauer kennen. Man könnte auch sagen: Wir schauen den anderen
aus viel größerer Nähe an und entdecken somit zwangsläufig Neues und bislang Unbekanntes. Klar, dass wir im Laufe der Zeit
auch zu ganz neuen (Er-)Kenntnissen über |193| ihn gelangen. Doch die sind schließlich nicht nur negativ oder unangenehm! Sondern eben nur realitätsnäher!
Tipp: Freuen Sie sich darüber, dass Ihre neue Beziehung aus der Phase der halb-blinden Verliebtheit in die der tragfähigeren, reiferen
Liebe übergehen kann – auch wenn dabei die Schwerelosigkeit und Sorglosigkeit der Anfangszeit schwinden. Dafür wächst unsere
Einsicht und unser Vertrauen in das Wesen des anderen, und damit hat auch die Liebe eine Chance. Diese Übergangsphase, die
häufig im zweiten halben Jahr einer Beziehung stattfindet, wird von Psychologen als Probezeit angesehen. Beide Partner prüfen
sich in dieser Phase gegenseitig und hinterfragen auch immer wieder, ob sie sich selbst eine dauerhafte Beziehung mit dem
anderen vorstellen können, bevor sie sich auf eine »echte« Liebe mit tiefen Gefühlen einlassen
Schaffen Sie Raum für Auseinandersetzungen
Keine Liebe verläuft auf Dauer nur in völliger Harmonie und gegenseitiger Übereinstimmung. Sie streiten aber nicht gerne?
Das ist verständlich. Dennoch müssen Sie sich mit Ihrem Partner auseinandersetzen und Meinungsverschiedenheiten offen austragen.
Wie sonst soll aus Ihrer Verliebtheit Liebe werden? Sie müssen sich ja nicht gleich das Geschirr um die Ohren werfen – aber
streiten gehört nun mal dazu, auch wenn man sich liebt!
Der erste Streit ist oft ein Meilenstein in der Beziehung eines Paares. Denn es lernt sich über die Auseinandersetzung um
vieles besser kennen. Und es kann die Erfahrung machen, dass |194| die Partnerschaft nicht nur in guten Zeiten hält, sondern auch schwierige Momente übersteht. Das schafft Sicherheit. Nach
einer glücklich überstandenen Auseinandersetzung fühlen sich viele Paare daher deutlich stärker miteinander verbunden als
zuvor.
Heute gibt es erheblich mehr Themen und Anlässe für Auseinandersetzungen oder klärende Gespräche als früher. Für unsere Großeltern
waren die Rollen von Männern und Frauen noch klar verteilt. Auch, wie eine Beziehung gelebt wurde, bestimmte weniger das Paar
selbst als die gesellschaftliche Tradition. Solche für alle gültige Konventionen gibt es heute (zum Glück!) nicht mehr. Dafür
müssen wir aber sehr vieles neu miteinander aushandeln, vor allem am Anfang einer Beziehung. Wann stellt er sie seinen Eltern
vor? Wie oft sieht man sich? Zahlt er das Essen im Restaurant oder teilen sich beide die Rechnung? Das alles ist heute nicht
mehr selbstverständlich, sondern muss erst in einem Gespräch, manchmal auch immer wieder neu, geklärt werden. Gelegentlich
entsteht aus so einem Gespräch auch ein heftiger Streit, wenn nämlich beide andere Meinungen vertreten.
Es gibt auch noch einen weiteren Grund, der die Auseinandersetzung mit dem Partner heute so wichtig macht. Jeder von uns ist
in einer anderen, höchst individuellen Weise durch seine Familie, die Erziehung, die Herkunft geprägt. Gerade weil es kein
allgemein gültiges Modell für eine Partnerschaft mehr gibt, spielen solche familiären Prägungen und Gepflogenheiten heute
eine ungleich größere Rolle als früher.
Das betrifft ganz unterschiedliche Bereiche, etwa den Umgang mit Geld, das Maß an beruflichem Engagement oder die privaten
Lebensziele, die wir uns stecken. Das alles und noch viel mehr wird vom Elternhaus – meist unbewusst – stark
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