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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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einem Hodensack. [F 342]
    Wenn die Seele einfach ist, wozu der Bau des Gehirns so fein? Der Körper ist eine Maschine und muss also aus Maschinen-Materialien bestehen. Es ist ein Beweis, dass sich das Mechanische in uns sehr weit erstreckt, da selbst noch die innern Teile des Gehirns mit einer Kunst geformt sind, wovon wir wahrscheinlicherweise nicht den hundertsten Teil verstehen. [F 346]
    Satire ist am besten angebracht und am leichtesten geschrieben, wenn einige schlaue Betrüger ein ganzes Publikum geblendet zu haben glauben, und wenn man weiß, dass sie einen mit unter die Geblendeten zählen. In dem Fall werde ich nie schweigen, und wenn der Betrüger mit allen Ordensbändern der Welt behangen wäre. Dann wird es schwer satyram non scribere . [F 348]
    Krankheiten der Seele können den Tod nach sich ziehen, und das kann Selbstmord werden. [F 349]
    Wer seine Talente nicht zur Belehrung und Besserung anderer anwendet, ist entweder ein schlechter Mann oder äußerst eingeschränkter Kopf. Eines von beiden muss der Verfasser des leidenden Werthers sein. [F 350]
    26. Ich denke, wenn man etwas in die Luft bauen will, so sind es immer besser Schlösser als Kartenhäuser.[ F 354]
    30. Ich glaube, dass die Quelle des meisten menschlichen Elends in Indolenz und Weichlichkeit liegt. Die Nation, die die meiste Spannkraft hatte, war auch allezeit die freiste und glücklichste. Die Indolenz rächt nichts, sondern lässt sich den größten Schimpf und die größte Unterdrückung abkaufen. [F 362]
    Zum Lärmen-Machen wählt man die kleinsten Leute, die Tambours. [F 365]
    Die Metapher ist weit klüger als ihr Verfasser, und so sind es viele Dinge. Alles hat seine Tiefen. Wer Augen hat, der sieht [alles] in allem. [F 366]
Februar.
    2. Man hat griechische und lateinische Bücher eingeführt, so wie die arabischen Hengste in England, man könnte den Stammbaum manches Buchs so angeben wie die Engländer die von ihren Pferden. [F 368]
    So wie ein Taubstummer lesen und sprechen lernt, so können wir auch Dinge tun, deren Umfang wir nicht kennen, und Absichten erfüllen, die wir nicht wissen. Er spricht für einen Sinn, den er selbst nicht hat. [F 370]
    4. Die Menschen gehn zwar nicht auf allen Vieren, aber sie gehn mit allen Vieren. Niemand kann geschwind laufen, ohne mit seinen Händen eine ähnliche Bewegung zu machen. Viele Leute, wenn sie gehen, schleudern mit den Händen nicht aus Nachahmung, sondern aus Natur, es scheint, dieselbe Kraft, die die Füße bewegt, bewege zugleich die Hände; auch Leute, die in die Höhe springen, machen eine hüpfende Bewegung mit den Händen. [F 371]
    6. 4 Und denn ist gar nicht zu leugnen, obgleich ein solcher Metaphern-Christ oft weniger sagt, als man erwartet, so sagt er aber auch dafür nicht selten mehr, als er selbst gedacht hat. Der Schriftsteller gibt der Metapher den Leib, aber der Leser die Seele. Ich sehe auch nicht ab, warum man nicht auch so gut etwas Spagirisches, oder etwas Seraphisches in sein Buch einmischen darf als etwas Französisches oder Englisches. [F 372]
    Die Perser nennen ein gutes Buch Divan oder die Versammlung der Weisen. [F 375]
    11. So wie die Otaheiten von Eis und Schnee und London reden würden, wenn sie es sähen, so könnte man sich zur Übung einen gewissen Kreis von Wörtern und Kenntnis setzen und, ohne aus ihm herauszugehen, Beschreibungen von allerlei Dingen geben. Der Mangel an gehörigen Wörtern würde einen auf manches führen. Gedichte ohne den Buchstaben r hat Brockes gemacht. [F 380]
    15. Da dringe ich eben darauf, das ist der eigentliche Mensch nicht, der mit uns lebt, wir müssen ihn jetzt aus der Geschichte heraus suchen. [F 382]
    Gezählt möchte der Verlust größer herauskommen als gewogen. [F 386]
    Es trägt nicht wenig zu dem heutigen Verfall ernster Wissenschaften bei, dass man ein gewisses Wertherisches Schwärmen in der Liebe für das Zeichen eines großen Gefühls und den unwidersprechlichen Befehl der allgütigen Natur hält. [F 387]
    Natur und Lebensart sind mehr als zweierlei. [F 388]
    Verständigen Personen werden nicht allein schöne Leute ohne Verstand verhasst, sondern auch die äußerste Dienstfertigkeit bei Leuten verliert ohne Gaben des Geistes ihren Wert. [F 392]
    Große Reinlichkeit ohne Geckerei, und ohne dass man merkt, dass sie gar zu sehr gesucht wird, Nachgiebigkeit und unaffektierte Bescheidenheit und Wohlwollen ohne Zwang kann zu Schönheit werden, wenigstens Liebe gewinnen. [F 393]
März.
    2. Die

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