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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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Leute, die einem aus Interesse gut sind, sind es auch aus Hoffnung auf Vorteil. [F 394]
    Warum sind junge Witwen in Trauer so schön? (Untersuchung) [F 396]
    Ich glaube, die Natur, wenn sie will, kann des Henkers Zeug machen. [F 398]
    Das heißt, man soll mit dem Licht der Wahrheit leuchten, ohne einem den Bart zu sengen. [F 401]
    Immer das Genie lobende und von dem Genie immer gescholtene Leute. [F 402]
    Ich habe alle meine Werke mit einem FF gestempelt. Keine Stichel-Rede auf die Pandekten der Unordnung wegen, sondern es sind die Anfangs-Buchstaben meiner Hausgötzen, denen ich täglich opfere, Fama und Fames . [F 407]
    Es sind zuverlässig in Deutschland mehr Schriftsteller, als alle vier Weltteile überhaupt zu ihrer Wohlfahrt nötig haben. [F 409]
    Die Orakel haben nicht sowohl aufgehört, zu reden, als vielmehr die Menschen, ihnen zuzuhören. [F 410]
    Es lehrt die Handgriffe beim Bücherschreiben. [F 418]
    Wie nah wohl zuweilen unsere Gedanken an einer großen Entdeckung hinstreichen mögen? [F 420]
    Wir tun alle Augenblicke etwas, das wir nicht wissen, [die] Fertigkeit wird immer größer, endlich würde der Mensch alles, ohne es zu wissen tun, und im eigentlichen Verstand ein denkendes Tier werden. Vernunft nähert sich der Tierheit. [F 421]
    Unsere Psychologie wird endlich bei einem subtilen Materialismus stille stehn, indem wir immer von der einen Seite (Materie) mehr lernen und von der andern über alles hinausgegriffen haben. [F 422]
    So sagt man, jemand bekleide ein Amt, wenn er von dem Amt bekleidet wird. [F 423]
    Der Mensch sucht Freiheit, wo sie ihn unglücklich machen würde, im politischen Leben, und verwirft sie, wo sie ihn glücklich macht, und hängt anderer Meinung blindlings an. Der religiöse und System-Despotismus ist der fürchterlichste unter allen. Der Engländer, der wider das Ministerium schimpft, ist ein Sklave der Opposition, ein Sklave der Mode, alberner Gebräuche, [der] Etikette. [F 428]
    Der Mensch kann sich Fertigkeiten erwerben und kann ein Tier werden, wo er will. Gott macht die Tiere, der Mensch macht sich selber. [F 430]
    Seitdem man Wissenschaft zu nennen beliebt, anderer törichte Meinungen zu kennen, die man vielleicht aus einer einzigen Formel nach den Regeln einer ganz mechanischen Erfindungskunst herleiten könnte, und sich überall durch Mode, Gewohnheit, Ansehen und Interesse leiten lässt, ist dem Menschen die Lebens-Zeit zu kurz geworden. [F 431]
    Eine Art von Heimweh zum Himmel. Er begeht schändliche Streiche einen über den andern, als wenn er das Heimweh nach der Hölle hätte. [F 432]
    Mancher Mann quält sich seine Lebenszeit, studiert sich frigid und impotent über der Entwicklung der Meinung eines Schriftstellers. Ich gebe es zu, es war eine Lebenszeit nötig, das System des Mannes zu entwickeln, es vom Schmutz schmieriger Ausbesserer zu reinigen, das ist alles wahr, aber es erforderte nur viertelstündiges helles Wachen gesunder Vernunft einzusehen, dass die ganze Historie keine 3 Groschen wert war. [F 433]
    Man empfiehlt selbst denken oft nur, um die Irrtümer anderer beim Studieren von Wahrheit zu unterscheiden. Es ist ein Nutzen, aber ist das alles? Wie viel unnötiges Lesen wird uns erspart. Ist denn Lesen Studieren? Es hat jemand mit großem Grunde der Wahrheit behauptet, dass die Buchdruckerei Gelehrsamkeit zwar mehr ausgebreitet, aber im Gehalt vermindert hätte. Das viele Lesen ist dem Denken schädlich. Die größten Denker, die mir vorgekommen sind, waren grade unter allen den Gelehrten, die ich habe kennengelernt, die, die am wenigsten gelesen hatten. Ist denn Vergnügen der Sinne gar nichts? [F 436]
    Die meisten Gelehrten sind abergläubischer, als sie selbst sagen, ja als sie selbst glauben. Man kann üble Gewohnheiten nicht so leicht ganz loswerden, sie vor der Welt verbergen und die schädlichen Folgen hindern, das kann man. [F 437]
    Wenn man die Menschen lehrt, wie sie denken sollen, und nicht ewig hin, was sie denken sollen: So wird auch dem Missverständnis vorgebeugt. Es ist eine Art von Einweihung in die Mysteria der Menschheit. Wer im eignen Denken auf einen sonderbaren Satz stößt, kommt auch wohl wieder davon ab, wenn er falsch ist. Ein sonderbarer Satz hingegen, der von einem Mann von Ansehen gelehrt wird, kann Tausende, die nicht untersuchen, irreführen. Man kann nicht vorsichtig genug sein in Bekanntmachung eigner Meinungen, die auf Leben und Glückseligkeit hinauslaufen, hingegen nicht emsig genug,

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