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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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es sich um Bäckström handelte, rekordverdächtig.
    Dafür gab es eine höchst private Erklärung. Am Vortag hatte ihm der Betriebsarzt der Polizei Stockholm das Versprechen abgenommen, dass er sein Leben unverzüglich ändern würde. Er hatte ihm ausgemalt, was ihm bevorstand, wenn er wie gehabt weitermachte, und das hatte sogar Bäckström Angst eingeflößt. Zumindest so weit, dass sich Bäckström nach einem nüchternen Abend und einer durchwachten Nacht dazu aufgerafft hatte, sich zu Fuß zu seiner neuen Arbeitsstelle bei der Kripo der Polizeidirektion West zu begeben.
    Eine endlose Wanderung nach Golgatha von fast vier Kilometern. Eine nicht enden wollende Strecke von seinem gemütlichen Zuhause in der Inedalsgatan auf Kungsholmen zur riesigen Dienststelle im Sundbybergvägen in Solna, unter einer erbarmungslosen Sonne und bei einer Temperatur, die aller Beschreibung spottete und die selbst den Gewinner einer olympischen Goldmedaille im Marathonlauf zugrunde gerichtet hätte.
     

5
    Um Viertel nach neun am Morgen des 15. Mai stand die Sonne bereits hoch an einem blauen, wolkenlosen Himmel. Obwohl es noch so früh im Jahr war, zeigte das Thermometer bereits sechsundzwanzig Grad im Schatten, und Bäckström war schweißgebadet, als er die Brücke über den Karlbergskanal passierte. Vorausschauend hatte er sich für die Strapazen entsprechend gekleidet. Hawaiihemd, Shorts und Sandalen. Sogar eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank hatte er in der Tasche, um der Gefahr der Dehydrierung vorzubeugen.
    Nichts hatte geholfen. Obwohl er zum ersten Mal, seit er erwachsen war, freiwillig einen ganzen Tag nüchtern geblieben war - in fünfundzwanzigeinhalb Stunden hatte er keinen Tropfen angerührt, um genau zu sein -, war es ihm noch nie schlechter gegangen.
    Diesen verdammten Quacksalber bringe ich um, dachte Bäckström. Verkatert? Keinen Tropfen hatte er angerührt, und das jetzt schon den zweiten Tag, und trotzdem fühlte er sich wie ein Adler, der mit einer Hochspannungsleitung kollidiert war.
    Genau da klingelte sein Handy. Der Wachhabende aus Sol-na.
    »Dein Typ wird verlangt, Bäckström«, sagte er. »Ich versuche dich schon seit heute früh um sieben erfolglos ausfindig zu machen.«
    »Ich war gezwungen, einen frühen Termin im Reichskriminalamt wahrzunehmen«, log Bäckström, der ungefähr zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal glücklich in seinem Bett das Bewusstsein verloren hatte.
     
    »Worum geht's?«, wollte er dann wissen, um weiteren Fragen auszuweichen.
    »Wir haben einen Mord für dich. Die Kollegen am Tatort brauchen ein paar gute Ratschläge und Anweisungen. Ein alter Rentner ist erschlagen worden. Der Tatort soll das reinste Schlachthaus sein.«
    »Was wissen wir sonst noch?«, wollte Bäckström wissen, dem es trotz des freudigen Bescheids keinen Deut besser ging. »Na ja, viel weiß ich auch nicht. Mord, ganz eindeutig Mord. Das Opfer ist ein älterer Mann, ein Rentner, wie schon gesagt. Sieht alles nicht sonderlich appetitlich aus, sagen die Kollegen. Unbekannter Täter. Wir haben nicht mal eine Personenbeschreibung, die wir durchgeben könnten. Das ist also alles, was ich weiß. Wo steckst du übrigens?«
    »Ich habe gerade den Karlbergskanal überquert«, erwiderte Bäckström. »Ich gehe zu Fuß zur Arbeit, wenn es nicht zu sehr regnet. Es ist immer gut, sich etwas zu bewegen«, erklärte er.
    »Was du nicht sagst«, meinte der Wachhabende, dem es schwer fiel, sein Erstaunen zu verbergen. »Wenn du willst, kann ich dir einen Wagen entgegenschicken.«
    »Tu das«, sagte Bäckström. »Sag ihnen, dass es eilt. Ich erwarte sie bei dem Clubhaus dieser Fußball-Hooligans auf der Solnaer Seite des Kanals.« Sieben Minuten später bremste ein Streifenwagen mit Blaulicht neben ihm, wendete auf der Straße und hielt vor der Auffahrt zum Clubhaus des AlK. Sowohl der Fahrer als auch seine jüngere Kollegin stiegen aus und nickten freundlich. Offenbar begriffen sie, was Sache war, denn der Fahrer hielt Bäckström die Tür auf seiner Seite auf, damit er nicht auf dem für die Kriminellen reservierten Platz schräg hinter dem Fahrer zu sitzen brauchte. »Hier wartest du an einem Ort, der Kriminalgeschichte ge- schrieben hat, Bäckström«, meinte der Kollege und deutete mit dem Kopf zu den Büschen hinter Bäckström hinüber.
    »Ich heiße übrigens Holm«, sagte er und deutete mit dem Daumen auf die eigene uniformierte Brust. »Das hier ist Hernandez«, meinte er und nickte seiner Kollegin

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