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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit Drogen betäubt, wissen Sie, also kann ich nicht sagen, was ich wirklich gesehen habe. Irgendwie schien es real und dann auch wieder nicht … Ich bin mir einfach nicht sicher.«
    »Was haben Sie gesehen?« fragte Hannah reserviert, mit regloser Miene. Megan spürte, wie die Spannung sich steigerte.
    Hannah ließ das Laken los und packte den Bettrahmen.
    »Ich dachte, ich hätte Josh vor mir. Es kann eine Projektion gewesen sein, etwas, das mir die Droge vorgaukelte, nur Einbildung. Aber ich dachte, ich würde ihn auf der anderen Seite des Raums stehen sehen, und er hat mich einfach angestarrt.
    Gesagt hat er nichts, stand bloß so da. Ich erinnere mich an seine Augen und seine Sommersprossen.« Sie suchte in ihrer
    Entfernung nach Details, irgendeinem Hinweis auf Realität. »Er hatte einen blauen Fleck auf einer Wange und trug …«
    »… einen gestreiften Schlafanzug.«
    Hannah beendete die Beschreibung für sie. Megan sah sie schockiert an, und es lief ihr eiskalt über den Rücken. »Woher wußten Sie das?«
    Hannah holte tief Luft und trat vom Bett zurück. »Weil ich ihn auch gesehen habe.«
    »Wie?« flüsterte Megan starr vor Staunen. War das der Grund, warum Hannah im Fernsehen so sicher geklungen hatte, als sie behauptete, Josh wäre noch am Leben?
    »Eines Nachts ist er mir im Geist erschienen, und er sah so real aus, daß es nicht einfach ein Traum gewesen sein konnte.
    Was Sie mir erzählt haben, ist die Bestätigung dessen, wovon 694
    ich ohnehin überzeugt bin. Josh ist am Leben. Ich werde meinen Sohn zurückkriegen.«
    Megan wollte sich dem anschließen. Daß sie Josh gesund und wohlbehalten finden würden und nach Hause bringen, wo er glücklich sein sollte bis in alle Ewigkeit … Jetzt stand sie hier in ihrem Krankenzimmer, starrte hinaus in die Nacht und wünschte sich, daß das in Erfüllung gehen möge; obwohl sie wußte, daß Wünsche nicht immer etwas ausrichteten.
    »Ich hab ihn gefragt, weißt du«, sagte sie zu Mitch, »ob er Josh getötet hat. Er wollte es nicht sagen, nahm an, das Spiel wäre noch nicht vorbei. Seiner Meinung nach hatten sie jeder negativen Möglichkeit einen Riegel vorgeschoben.«
    Mitchs Augen wurden schmal. »Er sitzt in einer Gefängniszelle, angeklagt wegen Entführung, Entzug elterlicher Rechte, Angriff auf einen Polizisten, versuchten Mords, Autodiebstahl und Flucht vor der Verhaftung. Ruth Cooper hat ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert als den Mann in der Ryan’s Bay letzten Mittwoch, und sie hat seine Stimme erkannt. Wir haben ihn festgenagelt. Mittlerweile ist er ein Versager auf der ganzen Linie.«
    »Keine Vorstrafen zu finden?«
    »Nein.«
    Wenn Garrett Wright Morde begangen hatte, womit er ihr gegenüber prahlte, dann war ihm bis jetzt noch keiner auf die Schliche gekommen. Bei dem Gedanken wurde Megan noch
    flauer im Magen. Sie versuchte sich damit zu trösten, daß jetzt jeder Stein von Wrights Vergangenheit umgedreht würde.
    Visionen von sich schlängelnden Maden drängten sich in ihr Bewußtsein, und sie blinzelte sie gewaltsam aus der Sicht.
    »Gibt es schon irgendwelche Spuren zu einem Komplizen?«
    »Olie könnte ganz gut passen. Er hat ein paar von Wrights Kursen besucht, hatte den Van, die Gelegenheit, die Vorge-schichte. Wright konnte ihn vielleicht irgendwie psychologisch 695
    manipulieren.«
    »Was ist mit Priest?«
    »Hat sich freiwillig einem Lügendetektortest unterzogen und ihn mit fliegenden Fahnen bestanden. Todd Childs behauptet, er wäre fast den ganzen Samstag bei einem Freund gewesen. Sagt, er war im Kino in der fraglichen Nacht.« Er stöhnte, und seine breiten Schultern sackten zusammen unter dieser ungeheuren Last. »Ich habe mit Karen Wright gesprochen, um herauszufinden, ob sie indirekt etwas weiß, aber sie war keine Hilfe. In ihrer Verzweiflung ist sie kaum ansprechbar.«
    »Na ja, muß ja auch eine ziemlich unschöne Überraschung sein, ein Monster an seiner Seite zu entdecken. Seit ich hierhergekommen bin, sieht das wie das Leitmotiv aus –
    häßliche Überraschungen. Könnte es ein Zeichen sein?«
    Sie lächelte schief, aber es schmerzte verdammt, daß sie nicht hierhergehörte – tat ziemlich weh, zerrte u. a. an den Fäden in ihrer Lippe. Sie sah hinunter auf den Gips an ihrem Arm und fühlte, wie auch diese Lebenslinie immer dünner wurde. Es gab keine Aussicht, jemals irgendwohin zu gehören. Inzwischen war sie kalkweiß um die Nasenspitze.
    »Du solltest dich jetzt wieder hinlegen«, Mitch runzelte

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