Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
Vom Netzwerk:
stöhnte sie, als Emmeline angesichts der Unkeuschheiten, die sie sich anschauen musste, in Ohnmacht fiel.
    Ihre Ladyschaft zerrte Emmelines Kopf hoch und versetzte ihr zwei Ohrfeigen. »Bleib wach und lern etwas, du Dummchen. Komm, Fanny«, wandte sie sich an ihre Begleiterin, und die beiden verließen den Raum.
    Oh, lieber Leser, und was unsere Emmeline an jenem Abend alles lernte! Die seltsamsten Empfindungen stiegen in ihr auf, als sie sah, wie sich die anderen Hausgäste in der Brunftzelle vergnügten, Empfindungen, die ihr bis zu jenem Moment fremd gewesen waren. Ihr Herz schlug schneller, und die rosigen Spitzen ihres Busens wurden seltsam steif. Höchst merkwürdig und beunruhigend war die prickelnde, heiße Nässe, die sich zwischen ihren Schenkeln sammelte. Ihr Geschlecht wurde verzehrt von einem köstlichen Brennen, das sie selbst durch wiederholtes Reiben am Hocker nicht lindern konnte. Es machte sie ganz unruhig, weil es immer schlimmer wurde.
    »Liebe Emmeline. Was um Himmels willen …«
    Als sie sich umdrehte, sah sie ihren einzigen wahren Freund an diesem Ort, den gut aussehenden, sanften Tobias, der das dämmerige kleine Zimmer betrat.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er und nahm ihr den Knebel heraus.
    »Ich weiß nicht!«, stöhnte sie. »Sie … sie haben mich gefesselt und hier zurückgelassen, und jetzt fühle ich mich so … so … Oh, Tobias.« Sie zitterte am ganzen Leib, am liebsten hätte sie geschluchzt und geschrien, und sie fragte sich, ob das wohl Hysterie war. »Was geschieht mit mir?«
    Er blickte in das Brunftzimmer, nickte und kniete sich vor sie. »Ich glaube, ich weiß es. Und ich glaube, ich kann dir helfen.«
    »Du … ja?«, fragte sie, und als seine Hand unter ihren Rock
glitt, war es ihr auf einmal gleichgültig, dass er ihr noch nicht einmal angeboten hatte, ihre Fesseln zu lösen.

    Steamboat Springs, Colorado
    2. Februar 1922
    Mein geliebter, dummer Rémy,
    erstens: Ich mag zufällig Parenthesen – außer in Romanen –, und ich habe nicht die Absicht, sie aufzugeben, nur weil Du sie »syntaktisch nachlässig« findest.
    Zweitens: Es ist sehr lieb von Dir, mir zu versichern, dass ich keineswegs unattraktiv sei, sondern eigentlich »geschmeidige weibliche Vollkommenheit« verkörpern würde, und ich danke Dir dafür, aber es ist nicht wirklich notwendig, da in den letzten Jahren mein Aussehen in Mode gekommen ist. Rückblickend bin ich eigentlich sogar froh, dass ich als hässliches Entlein aufgewachsen bin. Ich finde, es ist gut, in der Jugend nicht so hübsch zu sein, weil das den Charakter bildet.
    Drittens: Nein, mit Nils habe ich nichts gehabt, und nein, ich lüge auch nicht, um Deine Gefühle zu schonen. Es war wirklich nur ein Traum. Mein Gott, er ist zwanzig! Einerseits. Und andererseits kannst Du auch nur auf die Idee kommen, Sex käme für mich infrage, weil Du mich nicht mit meinen Gipsverbänden und meinen traurigen Haaren im Rollstuhl gesehen hast. Ein Bob, wie ich ihn trage, muss regelmäßig geschnitten werden, sonst sieht er scheußlich aus, und ich hätte schon zum Friseur gemusst, bevor ich hierhergekommen bin. Meine Ponyfransen sind mittlerweile so lang, dass ich sie mit einer Spange zur Seite stecken muss. Das verleiht mir die sorglose Ausstrahlung der Bergbewohner und sollte meine komplette Treue sichern, bis wir uns wiedersehen.
    Nicht dass Treue ein Thema bei uns wäre, aber Du weißt,
was ich meine. Und nur zur Erinnerung, weil Dir dieser Nils wirklich unter die Haut gegangen zu sein scheint: In dem Jahr, seit wir zusammen sind, habe ich meine Option, mit jemand anderem zu schlafen, noch nicht eingelöst. Allerdings glaube ich, dass sie immer noch gilt, deshalb bin ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht von Deinem eifersüchtigen Entsetzen bei der Vorstellung, ich könnte meine kaputten alten Schenkel für Nils breitgemacht haben. Schließlich ist das Recht, auch andere Leute zu sehen, nicht verschwunden, nur weil wir es bisher nicht genutzt haben.
    Nein, richtiger müsste es heißen, weil ich es bisher nicht genutzt habe. Wir haben nie darüber gesprochen, ob wir dem anderen von den Eroberungen außerhalb unserer Beziehung erzählen sollten, aber da das Thema jetzt nun mal aufgekommen ist – und vermutlich ist es brieflich leichter zu besprechen als von Angesicht zu Angesicht –, sollten wir es vielleicht auch klären. Oder Du solltest es klären, da ich es ja bereits getan habe. Glaub bitte nicht, dass ich einen bourgeoisen Wutanfall

Weitere Kostenlose Bücher