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Süße Küsse nur aus Rache?

Süße Küsse nur aus Rache?

Titel: Süße Küsse nur aus Rache? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J James
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mitleidlose, sarkastische Mensch, den sie vorher in London hatte erleben müssen. Demnach gab es keinen Grund, ihn länger zu hassen.
    Als wäre eine Bürde von ihr abgefallen. Als wäre sie endlich, endlich frei. Frei, das zu tun, was sie wollte. Nämlich ihm mit unbefangenem Blick zu begegnen. Nichts anderes interessierte sie in diesem Moment …
    Was sich während des Essens ereignete, war Thea nicht einmal bewusst. Sie konnte auch nicht mehr sagen, worüber sie sich unterhalten hatten. Ihr Verstand schien sich ausgeschaltet zu haben. Alles in ihr wurde von dem Gedanken an ihn beherrscht. Sie fühlte sich seltsam entspannt, was lächerlich war, denn ihre Wahrnehmung all dessen, was Angelos betraf, war nie mächtiger gewesen. In jedem kleinen Detail war ihr seine Nähe bewusst.
    Vollkommen nebensächliche, unbedeutende Kleinigkeiten waren es, die ihr auffielen.
    Er hat sich rasiert. Sein Haar ist noch feucht und steht im Nacken ab. Graumelierte Augenbrauen, starke Wimpern. Falten wie gemeißelt vom Mund abwärts. Schmale Handgelenke, kräftige Hände, lange Finger.
    Unverwandt sah sie zu ihm hin.
    Das schien ihn nicht weiter zu stören, obgleich sie sich kaum an der Unterhaltung beteiligte und Antworten schuldig blieb.
    „Sollen wir ein Zimmer weiter gehen?“, fragte er schließlich.
    Sie blinzelte, als sie seine dunkle Stimme unerwartet in die Realität zurückholte. Erst jetzt kam ihr zu Bewusstsein, dass sie fertig gegessen hatten. Als sie aufstand, fühlte sie sich leicht schwindelig. Mit einem Kopfschütteln verschwand der Zustand so schnell wieder, wie er gekommen war. Wie immer wartete Kaffee im Nachbarzimmer auf sie, und danach würde das Personal sich in den Seitenflügel des geräumigen Chalets zurückziehen.
    Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt. Angelos kniete vor der Feuerstelle, um ein paar Scheite nachzulegen. Mit den Augen folgte Thea jeder Bewegung. Wieder trug er einen seiner Kaschmirpullover. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, die weiche Wolle unter ihren Fingern zu spüren. Ihr Blick folgte ihm auch, als er die Musik einschaltete. Auf dem Tisch vor ihr stand noch sein volles Kognakglas. Sie nahm es auf und schnupperte daran, um das Aroma zu genießen.
    Ein ungewöhnlicher Duft, beinahe magisch. Sie beugte sich über das Glas und atmete das Bouquet noch einmal ein mit der Folge, von einer angenehmen Benommenheit überfallen zu werden. Als Angelos zu seinem Sessel zurückkehrte, stellte sie das Glas hastig wieder an seinen Platz und widmete sich ganz dem Klang der Musik, die den Raum erfüllte.
    Es war die Musik von Rachmaninoff mit Variationen zu einem Thema von Paganini, die sich lustvoll über sie ergoss und ihr Herz mit Sehnsucht erfüllte. Als das Crescendo verklang und das Hauptthema ertönte, ließ sie sich atemlos und mit leicht geöffneten Lippen von der Musik mitreißen. Ein tiefes Gefühl erfüllte sie und hob sie empor. Unwillkürlich, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte oder wollte, musterte sie Angelos.
    Ihre Blicke trafen sich. Unfähig, sich abzuwenden, hielt sie den seinen fest, so, wie das Orchester das Schweben der Hauptmelodie beibehielt. Hingerissen lauschte sie der Musik. Das Gefühl in ihrer Seele nahm zu, wie die Musik anschwoll.
    Die Klänge endeten – nicht jedoch die Empfindungen, von denen Thea beherrscht wurde. Es waren wundervolle, berauschende Gefühle, die sie überwältigten …
    Was geschah mit ihr? Gefühle, die so intensiv, so lebendig waren! So bewegend …
    Ihr ganzes Sein, ihr Wesen konzentrierte sich darauf, jetzt, in diesem herrlichen Augenblick.
    Auf diesen Mann.
    Die Musik wechselte. Süßer Violinenklang – ganz anders als die leidenschaftlichen Klänge eines Rachmaninoff. Doch auch sie rüttelten Thea auf eine überirdische Weise auf, ein feines Gespinst von Tönen und Klängen, die in der Luft verglühten. Thea fühlte sich wach und stand unter Spannung wie nie zuvor.
    Ein Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Holzscheit war im Kamin umgefallen und ließ die Funken sprühen. Thea beobachtete Angelos, wie er den Kognak abstellte, hinüberging und sich auf den hellen Teppich kauerte. Nach und nach fügte er dem Feuer weitere Stücke Holz zu.
    Es geschah spontan – sie wusste nicht einmal warum. Plötzlich verspürte sie in dieser seltsamen, atemlosen Stimmung den dringenden Wunsch, auf den Boden zu gleiten. Sie kniete vor dem Tisch und griff nach dem Kognakglas. Sie wollte dieses Bouquet inhalieren, um noch einmal diesen angenehmen

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