Süße Küsse nur aus Rache?
ihr die Besonderheiten der unendlich scheinenden Eismassen, während die Sonne auf sie herunterbrannte.
Sie sprachen über die Gletscherschmelze und die Erderwärmung im Allgemeinen, und er eröffnete ihr, dass Petrakos International mit der Entwicklung umweltschonender Technologien begonnen hatte. Wieder stachelte er Theas Interesse an und weckte ihre Neugierde.
Allmählich verschwand die Sonne hinter den Gipfeln, während die Seilbahn sie wieder hinunterbrachte. Als sie unten im Dorf ankamen, lag das Tal in Schatten und Abenddunst. Doch die kleinen, gemütlichen Geschäfte hatten noch geöffnet. Thea kaufte einige Kosmetikartikel ein, dann hielt Angelos vor einer Konditorei an.
„Darf ich Sie in Versuchung führen, Kat?“, fragte er.
Thea begutachtete die Auslage mit den exquisiten Pralinen. Schweren Herzens schüttelte sie den Kopf. Anschließend brauchte sie einige Augenblicke, bis sie merkte, dass Angelos in dem Geschäft verschwunden war. Wenige Zeit später kam er mit einer riesigen Schachtel wieder heraus, die er ihr mit einer galanten Verbeugung präsentierte.
„Für Sie“, sagte er schlicht.
Theas Kehle wurde trocken. „D… d… danke“, stotterte sie und nahm die Schachtel entgegen.
Mein Gott, welche Wunder erwarten mich noch? Der große Angelos Petrakos kauft mir Pralinen …
Als ob er sie nicht mehr verachten würde …
Das war allerdings unmöglich! Doch als dieser Abend ebenso harmonisch verlief wie der vorherige – gutes Essen, Gemütlichkeit, Musik –, wurde sie nachdenklich.
In den folgenden Tagen schlich sich eine fast vertraute Routine ein. Eine Wanderung folgte der anderen, die brennende Sonne, romantische Almwiesen, steile, fordernde Anstiege gehörten zum Alltag. Es schien tatsächlich, als hätte Angelos seine Feindseligkeit begraben. Stattdessen behandelte er sie wie einen Gast, den er eingeladen hatte, mit ihm die Zeit zu verbringen. Sie konnte sich fast nicht mehr vorstellen, dass er ihr früheres Leben zerstört hatte.
Eine seltsame Situation. Als noch merkwürdiger jedoch empfand sie das, was sie fühlte. Ganz allmählich, jeden Tag ein wenig mehr, fand sie Gefallen an diesem Leben. Die ausgedehnten Wanderungen durch die Alpenlandschaft, die Gespräche beim Essen, die gesamte Zeit, die er mit ihr verbrachte. Und mit jedem Tag, der verging, stellte sie mit ungläubigem Erstaunen fest, dass sich ihre Haltung ihm gegenüber gewandelt hatte. Sie empfand eine Art Zuneigung zu ihm …
In dem Maß, wie ihr Selbstschutz bröckelte, wurde sie sich mehr und mehr seiner körperlichen Anziehungskraft bewusst. Verzweifelt versuchte sie, dieses Gefühl zu unterdrücken, doch es bewegte sich ohne Unterbrechung wie ein still dahinfließender Fluss in ihr. Es war allgegenwärtig und wuchs. Mehr und mehr wich Angelos nicht mehr aus ihren Gedanken.
Das bereitete ihr Sorgen und störte sie über die Maßen. Zumal gleichzeitig, langsam und unaufhaltsam, noch etwas anderes zur Wirklichkeit heranwuchs.
Nein! Nein, das kann nicht sein! Es ist unmöglich – ausgeschlossen!
Beim nächsten Ausflug geriet sie außer Tritt, stolperte hinter ihm her und hatte große Mühe, die Balance zu behalten.
Ihr Blick war nur auf den Mann gerichtet, der sicher vor ihr herging.
Sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, als sie ihm folgte. Als ob aller Sauerstoff um sie herum aufgesaugt worden wäre. Als ob in ihr nichts mehr Raum fand als die Wahrheit. Die Wahrheit, die ihr das Blut aus dem Gesicht trieb.
Sie wollte nicht mehr fortgehen. Sie wollte nicht mehr in eine Welt zurückkehren, in ein Leben, das ihr immer unwirklicher vorkam – weiter und weiter entfernt. Jetzt hatte sie nur einen dringenden Wunsch, nur einen einzigen: hier oben zu bleiben, in seiner Umgebung, an diesem abgelegenen, wundervollen Ort.
Mit Angelos.
8. KAPITEL
Wie eine silbern schimmernde Scheibe hing der aufgehende Mond über dem dunklen Massiv des Gebirges. Obwohl es eine kühle Nacht war, stand Angelos auf dem Balkon. Seine warmen Hände umschlossen die Balustrade.
Was war mit ihm geschehen? Mit jedem Tag, mit jeder Wanderung durch die Berge hatte sich seine Einstellung zu Kat geändert. Sein Gefühl für sie durchströmte ihn wie ein Bachlauf, der sich einen neuen Weg bahnt.
Nachdenklich zog er die Brauen zusammen. Nur mit Mühe hatte er sie hierherzubringen vermocht. An diesen einsamen Ort, der jedem Gast die nackte Wahrheit abforderte und keine Chance bot, sich zu verstecken, zu verstellen oder zu tarnen. Er
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