Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
Nathan King hätte sich bereit erklärt, das Geld zu spenden.“
„Warum nicht?“
Linda war eine attraktive Brünette Ende vierzig. Zwanzig Jahre lang hatte sie mit Abram Wallace in der Forschungseinrichtung am Ort zusammengearbeitet, und Kerri wusste inzwischen, dass sie sich auf ihre Intelligenz und ihren Sinn für das Praktische verlassen konnte. Kennengelernt hatte sie Linda, als diese mit einem dringenden Haarproblem zu ihr kam.
„Würde das funktionieren?“, fragte Kerri, mehr zu sich selbst als an Linda gewandt. „Kann ich das? Lügen?“
Linda lächelte. „Es wäre nicht das erste Mal. Schließlich ist es nicht so, als hättest du die guten Referenzen wirklich gehabt, die du vorgelegt hast, um an diesen Job im Restaurant zu kommen.“
„Ich weiß, aber die Sache mit den Referenzen würde noch unter die Kategorie der Notlügen fallen. Meinst du, es ist illegal, eine Spende zu verkünden, die gar nicht gespendet wurde? Außer mir hat Cody niemanden. Wenn ich ins Gefängnis müsste …“ Sie öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Irgendwo tief in ihrem Hirn schaltete sich ein Licht ein.
Kerri setzte sich aufrecht hin. „Ich habe gerade so einen dieser Aha-Momente, wie Oprah immer sagt.“ Sie wagte es kaum, die Sache zu Ende zu denken. Wäre das möglich? Könnte sie das durchziehen?
„Ich habe Briefe“, vertraute sie ihrer Freundin an. „Formschreiben aus Kings Firma. Ich könnte also den Briefkopf einscannen und dann einen anderen Brief schreiben, in dem steht, dass er uns das Geld gibt. Und den reiche ich dann an unsere Lokalzeitung. Dort werden alle begeistert sein, die Nachricht geht an die Presseagentur und voilà – die ganze Welt weiß Bescheid.“
Linda grinste. „Das könnte klappen. Und was ist mit deiner Angst vor dem Gefängnis?“
„Das ist das Tolle daran! Glaubst du etwa wirklich, dass ein großer Bauunternehmer die Mutter eines kranken Kindes ins Gefängnis bringt? Falls er es tatsächlich versuchen sollte, wird es schon einen Winkeladvokaten geben, der bereit ist, meinen Fall zu übernehmen. Denk doch nur an die öffentliche Aufmerksamkeit! Im schlimmsten Fall wird Nathan King sich von der Spende distanzieren, dann könnte sich aber immer noch jemand anders dazu bereitfinden.“
Linda beugte sich vor und zog einen Schnellhefter aus ihrer Handtasche. „Ich glaube nicht, dass er sich davon distanzieren wird. Ich habe selbst ein paar Nachforschungen angestellt. Nathan King bemüht sich gerade um eine Baugenehmigung für diese Luxus-Hochhäuser am Puget Sound.“
Kerri rümpfte die Nase. „Ja, ja. Eigentumswohnungen im Wert von mehr als einer Million Dollar plus Nobel-Boutiquen und Restaurants. In meinem nächsten Leben kaufe ich mir eine.“
„In der Stadtverwaltung stößt er dabei auf massiven Widerstand. Du lebst ja erst seit ein paar Monaten hier, aber ich habe mein ganzes Leben in Seattle und Umgebung verbracht. Nathan King hat sich viele Feinde gemacht. Er istnicht sehr beliebt. Wirklich schlechte Presse könnte ihm die Chancen ruinieren, sein Projekt durchzubringen.“
Hell und heiß flammte die Hoffnung in Kerris Brust auf. „Er könnte es sich nicht leisten, mich ins Gefängnis zu bringen.“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Ich würde sämtliche kleinen Leute repräsentieren, denen er auf dem Weg zu seinem ständig wachsenden Vermögen auf die Füße getreten ist.“
„Genau.“ Linda hob ihr Glas, und Kerri stieß mit ihr an.
„Das gefällt mir.“
Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, legte Nathan King das Wall Street Journal aus der Hand und öffnete die Mappe mit den Zeitungsausschnitten. Jeden Morgen schaute er sich an, was am Tag zuvor über ihn geschrieben worden war. Bei seinem aktuellen Kampf um die Baugenehmigung und die Finanzierung war Öffentlichkeitsarbeit ein notwendiges Übel.
Er blätterte durch die Artikel: eine Kolumne über die Gräuel von Luxushochbauten. Ein Fünfzeiler zu seiner Absicht, die Erforschung der Gilliar-Krankheit mit fünfzehn Millionen Dollar zu fördern. Ein Interview mit einem Reporter, der sich für den Umweltschutz starkmachte und jede seiner Antworten so verdreht hatte, dass Nathan sowohl grausam als auch dumm klang. Wenn sie …
Vorsichtig setzte er seine Kaffeetasse auf dem Tisch ab und blätterte noch einmal zur vorigen Seite zurück.
Die Meldung enthielt nicht viele Einzelheiten. Eine Nachrichtenagentur verkündete seine Spende und schrieb ein paar Sätze darüber, dass nun die Forschung
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