Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
auch Beratung und Psychotherapie) in einem âTree of Scienceâ zusammenstellt (Petzold 1998).
4. Supervision benötigt weitere Bezugswissenschaften
Die Supervision ist aus den aktuellen Bedürfnissen der Praxis heraus entstanden und wohl auch deswegen erst etwa einhundert Jahre nach ihren Anfängen in den Rang einer wissenschaftlichen Disziplin gelangt. Ihr fällt es heute noch schwer, sich von der Dominanz der Sozialarbeit und besonders von den pychotherapeutischen Verfahren zu lösen. In den letzten Jahren ist es ansatzweise gelungen, Erkenntnisse der Organisationswissenschaften in die Supervision zu integrieren. Wenn die Supervision
auch
Reflexion von Arbeit ist, weshalb hat sie es bis heute nicht geschafft, Ergebnisse weiterer wissenschaftlicher Disziplinen zu berücksichtigen, die sich mit Arbeit beschäftigen? Damit meine ich vor allem entsprechende Beiträge der Wirtschaftswissenschaften, speziell der
Personalentwicklung
, sowie die Resultate der Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie (âABO-Psychologieâ). Allerdings ist diese Ignoranz nicht einseitig. Denn ein Blick in die Literatur der
Personalentwicklung
bzw. der
ABO-Psychologie
zeigt, dass man dort auch kaum über das informiert ist, was die Supervision anzubieten hat. Eine Ausnahme bilden einige Titel aus der grundlegenden Management-Literatur; etwa das Standardwerk von Staehle über Management (1989). Ãber die Personalentwicklung wurde oben schon einiges gesagt (S. 50ff.). Bei der Personalentwicklung, als Teil der Wirtschaftswissenschaft, handelt es sich um einen zentralen Managementbereich, der vorwiegend Personalauswahl und Personalführung im Blickpunkt hat. Dazu gehören Einstellungsgespräche, Assessment Centers, Kommunikation mit Mitarbeitern sowie WeiterbildungsmaÃnahmen. Im Zentrum des Personalmanagements steht der Versuch, die Arbeitsleistung der Beschäftigtenzu angemessenen Kosten auf einem erwünschten Qualitätsniveau zu sichern. Zwischen
ABO-Psychologie
und Personalentwicklung bestehen viele Parallelen und Ãbergänge.
Wie steht es um den potenziellen Beitrag der
ABO-Psychologie
zur Supervision? Schon seit dem Jahre 1912 beschäftigt sich dieser disziplinäre Schwerpunkt der Psychologie mit Fragen der menschlichen Arbeit, ihrer Interaktion und Organisation (Münsterberg 1912).
Im Forschungsmittelpunkt der
ABO-Psychologie
stehen Fragen von Stress am Arbeitsplatz, Motivation zu Arbeit und Leistung, Humanisierung bei der Arbeit, Managementtechniken, Personalauswahl oder Fragen der Arbeitsabläufe. Ein groÃer Forschungsbereich stellt neben der Arbeitsgestaltung die Schnittmenge âMensch-Maschineâ bzw. âMensch-Computerâ dar (Greif 1994). Auch die für die Supervision wichtige Gesprächsführung und Gruppenarbeit bilden Schwerpunkte der ABO-Forschung (Greif u.a. 1997, S. 109ff.). Ich habe bisher kaum Hinweise in der reichhaltigen Supervisions-Literatur gefunden, wonach dort dieser wertvolle empirische Forschungsstand zur Kenntnis genommen wurde. Es bleibt zu hoffen, dass die Supervision diese beiden Nachbardisziplinen künftig mehr integrieren kann.
Jenseits der Theoriediskussion soll dargestellt werden, welches die im deutschen Sprachraum geläufigen praktischen Verfahren zur Supervision sind. In einer Umfrage aus dem Jahre 1995 wird deutlich, dass psychotherapeutische Verfahren sehr oft angewendet werden. Die folgende Aufzählung stellt gleichzeitig die Häufigkeit verschiedener
Verfahren
in der
Supervision
dar:
⢠Psychoanalyse
⢠systemische Beratung
⢠Gruppendynamik
⢠Gesprächspsychotherapie
⢠Gestalttherapie
⢠Psychodrama
⢠Themenzentrierte Interaktionelle Methode
⢠Verhaltenstherapie
Tab.4: Supervision als Format
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Diese Darstellung verdeutlicht die interdisziplinären Bezüge, das Grundlagenwissen, Verfahren und Arbeitsformen (Settings/Modalitäten) der Supervision
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THEORIE
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Bezugswissenschaften
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Sozialarbeit
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Psychoanalyse
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Pädagogik
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Soziologie
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(Rollen- und Gruppensoziologie)
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Psychologie
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(Sozialpsychologie, Arbeits-, Betriebs-
Â
und Organisationspsychologie)
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Kommunikationstheorie
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Systemtheorie
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Ãkonomie
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(Personalentwicklung)
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Organisationstheorie
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Â
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PRAXIS
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Zweiersituation
Â
Verfahren, Arbeitsformen, Settings,
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