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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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Einsatzwagen stehen, und einige Leute scharten sich um ihn. Sie stellte schärfer. Jetzt sah sie, wie er jemanden in den Arm nahm, eine junge Frau mit langem Haar.
    Ihr Herz schlug schneller. Sie fragte sich, welche Katastrophe sich jetzt wieder in ihrer Straße abspielte. Sie wollte unbedingt am Geschehen dranbleiben, doch Dr.   Schacham hatte ihr bei Herzrasen die sofortige Einnahme einer Tablette verordnet.
    Sie schob eine Tablette unter die Zunge und machte sich auf den Weg ins Badezimmer, um ihr Gesicht zu waschen. Sie trug das Fernglas immer noch um den Hals und wollte gleich mal nachsehen, wie dieser Tumult den Katzen bekäme. Während es vor dem Haus laut und turbulent zuging, lag der Hof in düsterer Stille. Sie konnte nichts erkennen, zunächst jedenfalls, doch als sie auf Nachtsicht stellte, erschrak sie: Dort lag ein Mann, im Hof, fest eingerollt, versteckte sich.
    Ihr Herz raste. Die Erinnerungen an jene schreckliche Nacht kamen wieder in ihr auf.
    Rasch verließ sie das Badezimmer und ging hinüber ins Wohnzimmer. Mit zitternden Händen holte sie die Visitenkarte dieses Polizisten aus ihrer Kommode. Kriminalkommissar Nachum, so hieß er.
    Nach dem zweiten Klingeln nahm er ab.
    Sie holte tief Luft. Diesmal würde sie nicht schweigen.
    »Herr Nachum? Hier spricht Glaser, Sarah Glaser. Die Nachbarin. Der Mann, den Sie suchen, ist im Hof meines Hauses.«

64
    Ziv spielte nervös an seinem Handy herum, während er zu Merav sah, die für Gili Bonbons in einem Süßwarenladen kaufte. Hin und wieder schaute sie zu ihm herüber und ihre Blicke kreuzten sich. Er hatte immer noch nicht angerufen. In letzter Minute würde er es tun. So hatte er es ihr versprochen.
    * * *
    Drei Wochen waren verstrichen, seit Faro ihn in die Freiheit entlassen hatte. Bis heute hatte er nicht vollends verstanden, warum sie ihn einfach hatten gehen lassen, nachdem sie alles darangesetzt hatten, ihn in die Finger zu kriegen.
    Erst als sie mit dem Auto israelisches Territorium erreicht hatten, stieg die leise Hoffnung in ihm auf, dass doch noch alles ein gutes Ende nehmen könnte. Sie hätten leichtes Spiel gehabt, ihn mitten in der Nacht im Westjordanland aus dem Weg zu schaffen. Er konnte das alles immer noch nicht glauben. So viele Dinge hatte er in seinem Leben verpatzt. Als Faro zu ihm gesagt hatte: »Bleiben Sie gesund«, und sein Körper, der es verstanden hatte, vor Aufregung bebte, hatte sein Geist es noch nicht wahrhaben wollen.
    In weniger als einer Minute hatte er danach draußen auf der Straße gestanden, hinter sich Faros Villa. Eine schwere Tür war ins Schloss gefallen, und er war draußen gewesen. Er war sofort losgelaufen. Je weiter er sich von dem Haus entfernt hatte, desto größer waren seine Schritte geworden, bis er schließlich gerannt war. So schnell er in seinem Zustand konnte. Seine Schmerzen gingen ihm durch und durch. Doch er wollte um alles in der Welt weg von diesem Ort.
    Sein Atem ging schnell, doch er war weitergerannt. Erst als ihn die Kräfte verlassen hatten und er beinahe zusammengebrochen wäre, hatte er angehalten und sich an einen Strommast gelehnt. Er hatte sich umgedreht, um sich zu vergewissern, dass ihm keiner folgte. Doch nein. Er war allein.
    * * *
    »Ihr El-Al-Flug nach Paris, Flugnummer 325, ist nun am Ausgang B 2 für Sie zum Einsteigen bereit«, kam die Durchsage. Er sah wieder zu Merav, die mit Gili in den Armen aus dem Laden kam. Sie lächelte ihn an und nickte. Es war so weit. Er konnte anrufen.
    * * *
    Manchmal wachte er nachts schweißgebadet auf, sein Herz raste aus Angst, dass er sich alles nur einbildete, er immer noch in dem Albtraum lebte, die Sache noch nicht ausgestanden war. Nur die Berührung ihrer sanften Hand und ihre Stimme, die ihm versicherte, dass alles gut sei, konnte seine Atmung beruhigen. Einige Male hatte er Gili mitten am Tag im Kindergarten besucht, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Wenn er gekonnt hätte, hätte er ihn und Merav die ganze Zeit über zu Hause behalten.
    Er hatte keine Ahnung, wie, doch plötzlich und mit einem Schlag hatte sich alles Schlechte in Luft aufgelöst – die Polizei hatte begriffen, dass er nie eine Vergewaltigung begangen hatte, der wirkliche Täter war gefasst worden (der Redakteur irgendeiner Tel Aviver Lokalzeitung; er erinnerte sich an die sensationslüsterne Schlagzeile an dem Tag, als sein Name veröffentlicht worden war: »Der teuflische Engel«). Faros Leute ließen ihn in Frieden, und das Wichtigste

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