Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
wollte?“ Damon hob Elenas Hand. Ihre Finger waren immer noch um seine geschlungen. Am Ringfinger glitzerte der Goldring mit dem dunkelblauen Stein. Elena betrachtete ihn stirnrunzelnd und erinnerte sich flüchtig, ihn vorher schon einmal gesehen zu haben. Dann zuckte sie mit den Schultern und lehnte sich müde an Damon. „Nun.“ Damon sah zu ihr hinunter. „Das scheint mir kein Problem mehr darzustellen, nicht wahr?“ Er schenkte Stefan ein böses Lächeln. „Aber das werden wir genau herausfinden, wenn sie wieder sie selbst ist.
Wir können sie fragen, wen von uns beiden sie wählen will.
Einverstanden?“
Stefan schüttelte den Kopf. „Wie kannst du so etwas auch nur vorschlagen? Nach allem, was passiert ist mit...“ Seine Stimme verklang. „Mit Katherine? Gut, ich spreche es laut aus, wenn du es nicht über dich bringst. Katherine hat eine dumme Entscheidung getroffen, und sie hat den Preis dafür gezahlt.
Elena ist anders. Sie weiß, was sie will. Es ist völlig egal, ob du meiner Meinung bist oder nicht“, fügte er hinzu und überging Stefans Protest. „Tatsache ist, daß sie im Moment sehr schwach ist und Blut braucht. Ich werde dafür sorgen, daß sie es bekommt, und dann werde ich den finden, der ihr das angetan hat. Du kannst mir dabei helfen oder nicht. Mach, was du willst.“
Er stand auf und zog Elena mit sich. „Gehen wir.“ Elena kam bereitwillig mit. Sie freute sich, ihre Glieder wieder bewegen zu können. Der Wald bei Nacht war so interessant. Vorher war ihr das nie aufgefallen.
Traurig und gespenstisch drangen die Schreie der Eulen durch das Dickicht der Bäume, und raschelnd flohen die Mäuse am Boden vor ihnen. An manchen Stellen war die Luft kälter, da der Frost sich zuerst in den Niederungen und Vertiefungen festsetzte. Elena bereitete es keine Mühe, lautlos neben Damon über das Laub zu schreiten. Sie mußte nur aufpassen, wo sie hintrat. Ob Stefan ihnen folgte, war ihr egal.
Sie erkannte die Stelle, an der sie den Wald verließen, denn sie war heute schon früher am Tag einmal da gewesen. Jetzt herrschte dort ein hektisches Treiben. Rote und blaue Lichter flackerten von den Autodächern, und Scheinwerfer beleuchteten die dunklen Gestalten der Menschen.
Elena betrachtete die Gesichter neugierig. Einige kamen ihr bekannt vor. Eine Frau, zum Beispiel, mit dünnen, verhärmten Zügen und angsterfüllten Augen - Tante Judith? Und der große Mann neben ihr -Tante Judiths Verlobter, Robert?
Es müßte noch jemand bei ihnen sein, dachte Elena. Ein Kind, dessen Haare so blond waren wie ihre eigenen. Aber so sehr sie sich auch bemühte, der Name fiel ihr nicht ein. An die beiden Mädchen jedoch, die, die Arme trostsuchend umeinander geschlungen, in einem Kreis von Polizeibeamten standen, an die erinnerte sie sich. Die Kleine mit dem roten Haar, die weinte, war Bonnie. Und
die Größere mit der langen, dunklen Mähne, Meredith. „Aber sie ist nicht im Wasser“, sagte Bonnie gerade zu einem Mann in Uniform. Ihre Stimme zitterte. Sie war am Ende ihrer Beherrschung. „Wir haben gesehen, wie Stefan sie herausgeholt hat. Das habe ich Ihnen wieder und wieder erklärt.“ „Und Sie haben ihn hier mit ihr allein gelassen?“ „Wir hatten keine andere Wahl. Der Sturm wurde immer schlimmer, und etwas näherte sich...“ „Das ist jetzt auch egal“, unterbrach Meredith. Sie schien nur ein wenig ruhiger als Bonnie. „Stefan sagte, wenn... wenn er sie allein lassen müßte, würde er sie unter eine Weide legen.“ „Und wo ist dieser Stefan jetzt?“ fragte ein weiterer Beamter scharf. „Wir wissen es nicht. Wir sind zurückgelaufen, um Hilfe zu holen. Wahrscheinlich ist er uns gefolgt. Aber was mit... mit Elena...“ Bonnie wandte sich ab und verbarg ihr Gesicht an Merediths Schulter. Sie sind traurig meinetwegen, dachte Elena. Wie dumm von ihnen. Ich kann alles aufklären. Sie wollte auf die Lichter zugehen, doch Damon zog sie zurück. Verletzt sah sie ihn an. „Nicht so. Such dir die aus, die du willst, und ich hole sie dir“, sagte er. „Wozu aussuchen?“
„Für deine Nahrung, Elena. Du bist jetzt eine Jägerin. Das ist dein Wild.“ Elena strich mit der Zunge zweifelnd über einen scharfen Eckzahn. Nichts da draußen sah für sie nach Nahrung aus. Aber weil Damon es gesagt hatte, protestierte sie nicht.
„Wie du meinst“, erwiderte sie gehorsam.
Damon warf den Kopf zurück und betrachtete die Szene kritisch wie ein Experte, der ein berühmtes Gemälde
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