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talon017

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Titel: talon017 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Treibjagd
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Geländewagen beschleunigte nun wieder und hielt direkt auf die Baumgruppe zu.

    Katzengleich schlich Talon einen Ast empor und legte sich flach auf das knorrige Holz. Er ignorierte den heftigen Schmerz in seiner linken Schulter, den er seit dem Sturz aus dem Jeep verspürte, und legte sich das Gewehr zurecht.
    Die Bäume standen an dieser Stelle so eng zusammen, dass ihre überlappenden Kronen ein undurchdringliches Dickicht schufen und die Sicht aus der Ferne erschwerten. Dennoch konnte Talon zwischen den kleinen Blättern hindurch genau verfolgen, was auf der offenen Savanne geschah. Der Geländewagen hatte den Hain bereits fast erreicht, doch er hielt sich links von der Position, an der sich der Weiße nun befand und steuerte eine Stelle an, die ein Durchkommen mit dem Geländewagen ermöglichte. Das Unterholz war an dieser Stelle für das Fahrzeug zu unwegsam.
    Zur gleichen Zeit hatte der dritte Wagen seinen Rückstand aufgeholt und verschwand nun im Schatten der ersten Ausläufer der Bäume. Talon konnte das bedrohliche Brummen des Motors hören, das rasch näher kam. Er rechnete damit, dass der Jeep zuerst in sein Schussfeld kommen würde und schaffte sich auf dem flach emporwachsenden Ast eine feste Lage.
    Er war einen Augenblick lang verwundert, als er erkannte, wie routiniert er mit dieser Situation umging. Das Gefühl der Waffe in seinen Händen war ihm nicht fremd. Genauso wenig wie die Situation, in der er sich gerade befand.
    Bilder zuckten erneut durch sein Bewusstsein. Doch noch bevor sie übermächtig in ihm anzuwachsen begannen, schloss er die Augen und schüttelte heftig den Kopf. Er fixierte die Kimme des Gewehres mit seinem rechten Auge. Beinahe mechanisch ebbte die Erregung in seinem Körper ab und machte einer Ruhe Platz, die seine Gedanken mit erschreckender Leichtigkeit klärte.
    Er konzentrierte sich auf einen Punkt, den ihm der Lauf des Gewehres jenseits der hellgrünen Blätter wies und wartete. Plötzlich durchbrach der klobige Schatten des Jeeps das Unterholz. Der Motor röhrte laut auf, während der Fahrer den Wagen beschleunigte.
    Konzentriert drückte Talon den Kolben des Sturmgewehrs gegen seine Schulter und zog den Abzug durch. Die Kugel durchschlug die dunkelgrüne Motorhaube des Fahrzeugs. Der Fahrer zog den Wagen augenblicklich nach rechts, und so schlug die nächste Kugel in den Boden ein. Erde spritzte neben dem Fahrzeug auf.
    Talon zog die Waffe etwas hoch und schoss, ohne ein sauberes Ziel zu haben. Die Windschutzscheibe zersprang in der oberen Mitte und zog zahlreiche Risse durch das dreckverschmierte Glas. Angsterfüllt riss der Fahrer den Wagen erneut herum und bremste ihn ruckartig ab. In dieser Sekunde konnte Talon sein Ziel deutlich erfassen und wartete, bis der Jeep aufs Neue beschleunigte. Als der Wagen schon fast seine Position passiert hatte, schoss er ein weiteres Mal.
    Der Körper des Fahrers wurde nach hinten gerissen. Ein Schrei voller Panik erfüllte die kleine Lichtung zwischen den Bäumen, als der Wagen unkontrolliert ausbrach und mit voller Wucht gegen einen Stamm prallte. Die plötzliche Ruhe, die nun herrschte, legte sich beinahe unwirklich über die Szenerie. Talon konnte beobachten, wie sich eine Gestalt auf dem Beifahrersitz schwach bewegte und aus dem Wagen kippte. Doch bevor sie sich retten konnte, hatte das ausfließende Benzin bereits den überhitzten Motor erreicht. Eine Stichflamme stieß aus dem Wagen hervor, dann explodierte das Fahrzeug mit einer lauten Detonation.

    Trotz der späten Uhrzeit war der Bangui Airport noch dicht bevölkert. Doch die wenigsten der Menschen, die sich in den engen, stickigen Hallen aufhielten, waren Passagiere. Meist waren es kleine Händler, die versuchten, kurzentschlossenen Touristen ein Souvenir verkaufen zu können und sich mit ihren Angeboten gegenseitig lauthals Konkurrenz machten.
    Die junge Frau, die mit ihrem leichten Gepäck nicht warten musste, bis ihr Koffer freigegeben wurde, beobachtete die Kulisse nicht weiter und steuerte den Ausgang an. Mit starrem Blick wehrte sie die aufdringlichen Angebote ab, die ihr teilweise direkt vor das Gesicht gehalten wurden.
    Normalerweise hätte sie mit den Leuten vielleicht sogar ein paar Worte auf Französisch gewechselt, doch jetzt hatte sie alle Mühe, sich zu konzentrieren. Alice Struuten war seit zwei Tagen unterwegs und hatte kaum noch die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Die leicht gewellten, brünetten Haare klebten verschwitzt an ihrer Stirn. Müde

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