talon017
die Stelle zu kommen, um das Gerät heraus zu kratzen. Doch Ibn Said hatte es wohlweislich an einer Stelle eingesetzt, die er mit seinen Armen nicht erreichen konnte. Und ihm blieb nicht viel Zeit, nach einem Werkzeug zu suchen.
Sein Blick wanderte über die Ebene hinweg. Die Fahrt hatte kaum mehr als eine halbe Stunde gedauert, also konnten es kaum mehr als zwanzig Kilometer sein, die der Truck zurückgelegt hatte. Eine unbefestigte Piste zog sich wie eine Schlange durch das trockene Gras. Offensichtlich schien Ibn Said dieses Gelände häufiger zu benutzen. Talon fragte sich, ob der Sklavenhändler solche „Spiele“ regelmäßig durchführte, sei es als Strafaktion, sei es zur Unterhaltung. Doch es war müßig, Gedanken darüber anzustellen. Er musste einen Weg finden, diesen Morgen zu überleben.
Er konzentrierte sich auf den Horizont, der aus dieser Position etwas besser zu erkennen war und versuchte etwas in der Richtung zu erkennen, aus der er augenscheinlich gekommen war. Und tatsächlich konnte er eine Staubwolke ausmachen, die sich langsam auf ihn zu bewegte. Der Wagen mit dem Jäger mochte vielleicht noch gut zehn Kilometer entfernt sein, doch diese Distanz hatte er in wenigen Minuten überbrückt.
Talon rutschte über den Ast nach unten. Hier im Baum bot er ein zu offenes Ziel. Es hatte keinen Sinn, sich im Geäst verstecken zu wollen. Wäre er im Dschungel gewesen, hätte er die Bäume tatsächlich als Versteck ausnutzen können. Doch das Blätterwerk der Akazienbäume bot kaum Schatten, geschweige denn eine sichere Deckung.
Er musste das offene Gelände verlassen. Links von ihm zog sich ein lang geschwungener Hain über die Savanne. Auch wenn die Bäume keinen Schutz boten, so erschwerten sie es einem Geländewagen, schnell vorwärts zu kommen oder zwischen ihnen hindurch zu manövrieren.
Die Bäume lagen etwas mehr als einen Kilometer von seiner augenblicklichen Position entfernt. Dazwischen erstreckte sich nicht mehr als das kurz gewachsene dürre Gras, das keine Deckung bot. Wenn die Jäger ihn jetzt sahen, wussten sie genau, wohin er flüchtete. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Talon lauschte kurz. Noch war kein Motorengeräusch zu hören.
Er sprintete los. Seine Füße hasteten in weiten Schritten über den ausgetrockneten Boden hinweg. Der Atem in seiner Brust kam schwerer als er es gewohnt war. Doch die Tage der Gefangenschaft hatten ihren Tribut gefordert. Er war noch immer geschwächt durch den Kampf gegen Ibn Saids Gorilla, der vier Tage zurücklag.
Niskeki … er dachte an die junge Frau, die ihn nach dem Kampf gepflegt hatte. Und an ihre Berührungen. Die letzten Jahre über hatte er den Kontakt zu den Menschen auf das Nötigste beschränkt und sich in die Wildnis zurückgezogen. Doch nun war ihm bewusst, wie sehr ihm die Nähe einer Frau gefehlt hatte.
Bilder zogen wie Schlaglichter durch seine Gedanken. Mehrere Personen in hellen Kitteln. Grelle Scheinwerfer, die Sonnen gleich explodierten. Eine dunkelhäutige Frau in einem hautengen Dress. Klingen, die die Wirklichkeit zerschnitten.
Talon schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, während er unbeirrt weiter rannte. „Nein …“ flüsterte er mit rauer Stimme. Er konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Silhouette der Baumkronen und kniff die Augen zusammen. Nur langsam lösten sich die Schemen aus seinem Bewusstsein und verschwanden wieder tief in seinem Inneren.
Er hatte bereits mehr als die Hälfte der Strecke überwunden, als er rechts von sich ein schwaches Geräusch vernahm. Ganz leise nur, doch es war deutlich als der Motor eines Wagens zu identifizieren. Überrascht wandte Talon den Kopf und sah zurück. Das war nicht die gleiche Richtung, aus der er seinen Jäger erwartet hatte. Er verlangsamte seine Schritte, drehte sich um und ging in die Hocke. Das Gras verbarg ihn nun fast völlig. Das Geräusch, das sich nun zu seiner Linken befand, wurde langsam lauter. Doch gleichzeitig konnte er genau vor sich eine Staubwolke erkennen, die hinter der Baumgruppe aufwirbelte, an der man ihn freigelassen hatte.
Talon grinste schwach. Wie um sich zu vergewissern, ging sein Blick nach rechts. Tatsächlich konnte er auch dort eine Wolke aus Staub und Erde erkennen, die sich noch weit entfernt rasch vorwärts bewegte. Der Wind kam aus der entgegengesetzten Richtung und trug deshalb kein Geräusch zu ihm herüber.
Er nickte kurz, wie um sich in seiner Einschätzung zu bestätigen und hastete nun in gebückter
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