Tanz des Verlangens
Splitter.
Wieder stürzten sich die drei Männer auf ihn. Der ganze Haufen aus Männerleibern rutschte über den Boden, bis er kurz vor ihren Füßen zum Stehen kam.
Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen um sich. Ihr Heim, ihr geliebtes Heim! Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte der Wahnsinnige Elancourt schlimmer zerstört, als die gesamten vergangenen achtzig Jahre es vermocht hatten.
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Beherrsche es. Aber ihr Haar wirbelte bereits um ihr Gesicht, und Rosenblätter flogen wie von Sturmwinden getrieben um ihren Körper herum. Draußen nahm der Wind an Stärke zu, strömte durch die Löcher in den hohen Fenstern und wirbelte Dreck und Staub auf, bis sie in der Lage war, das volle Ausmaß der Zerstörung zu erkennen.
Der Marmor! Als ihre Augen sich vor Trauer mit Tränen füllten, begann draußen Regen herabzuströmen.
Bekämpfe es.
Zu spät. Blitze nahmen das Haus unter Beschuss und erleuchteten die Nacht wie eine ganze Serie von Bombenexplosionen. Ganz unten in dem Haufen aus Männerleibern hob Conrad mit einem Ruck den Kopf und blickte in ihre Richtung.
Blitzschnell wirbelte Néomi herum, sodass ihr Haar sich wie ein Schleier über ihr Gesicht legte, während sie sich auflöste, um Sekundenbruchteile später auf einem Treppenvorsprung wieder aufzutauchen, von dem aus sie auf ihn hinunterblickte.
Conrad starrte nach wie vor auf die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Er blinzelte hektisch, und seine Gegenwehr nahm immer weiter ab, als ob er vollkommen aus dem Konzept geraten wäre.
War es möglich, dass … er sie gesehen hatte?
Das war noch nie zuvor geschehen. Nicht ein einziges Mal. Sie wurde nun schon seit so langer Zeit durchweg ignoriert, dass sie schon begonnen hatte, sich zu fragen, ob sie tatsächlich existierte.
Von Nahem hatte sie sehen können, dass das Weiße in seinen Augen … rot war. Sie hatte zunächst angenommen, er sei verletzt, dass geplatzte Blutgefäße für diese Färbung verantwortlich seien, hatte dann aber erkannt, dass sie vollkommen gleichmäßig rot verfärbt waren.
Was waren das für Wesen? Konnten es tatsächlich … Vampire sein? Selbst angesichts dessen, was mit ihr geschehen war, fiel es ihr nach wie vor schwer, an übernatürliche Kräfte zu glauben.
Conrad schüttelte den Kopf und begann erneut, mit ganzer Kraft zu kämpfen und sich Zentimeter für Zentimeter seinen Weg zur Tür zu bahnen, trotz der Gegenwehr seiner Brüder.
„Ich wollte das eigentlich nicht tun, Conrad!“, stieß Nikolas hervor und griff in seine Jackentasche. Während die anderen ihren Bruder festhielten, biss er das Ende von etwas ab, das wie eine Spritze aussah, und injizierte den Inhalt in Conrads Arm.
Was auch immer es war, es verlangsamte ihn. Er blinzelte immer wieder mit seinen roten Augen.
„Was hast du ihm gegeben?“, fragte Sebastian.
„Ein Gebräu der Hexen, teils Medizin, teils Magie. Das sollte ihn für ein Weilchen ruhigstellen.“
Für wie lange würde es Conrad ruhigstellen? Wie lange hatten sie vor, ihn hierzulassen? Damit er auf ihren Fußboden spuckte und in ihren Salons herumgrölte? Sie würde auf gar keinen Fall zulassen, dass jemand wie Louis ihr Heim ein weiteres Mal beschmutzte! Dieser Conrad war eine Bestie. Man sollte ihn einschläfern lassen. Oder zumindest auf irgendeine andere Art und Weise aus dem Verkehr ziehen.
Sie würde diesen Eindringlingen Kräfte demonstrieren, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatten. Sie würde sie in den Hof fegen wie Abfall! Sie würde sie bei den Füßen packen und mit den Köpfen nach unten bis ins Bayou schleppen! Néomi würde ihnen zeigen, was es bedeutete, wenn ein Geist zum Poltergeist wurde …
„ Wo … ist sie? “, brachte Conrad zwischen keuchenden Atemzügen heraus.
Néomi erstarrte. Er konnte doch nicht sie meinen. Er konnte sie nicht gesehen haben.
„Wer, Conrad?“, fragte Nikolai kurz angebunden.
Kurz bevor das Hexengebräu ihm das Bewusstsein raubte, stieß er mit rauer Stimme aus: „Die Frau … wunderschön .“
3
Die Morgendämmerung war gekommen und vorbeigegangen, und immer noch war Néomi vollkommen außer sich. Denn offenbar war Elancourt bis unters Dach mit leibhaftigen Vampiren vollgestopft.
Jegliche Zweifel, die sie eventuell noch gehegt hatte, hatten sich restlos aufgelöst, als sie gesehen hatte, dass sich die Brüder nach Lust und Laune in Luft auflösten und irgendwo anders wieder auftauchten, während sie in den verschiedensten Ecken
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