Mord
am Mirador
ein Gomera-Krimi
Elisa Ellen
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[email protected] Ein besonderer Dank gilt Mille für die
fantastische pharmazeutische Beratung
Alle Ähnlichkeit mit lebenden oder
verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt
und rein zufällig.
Liebe Leser,
Als dieser Roman verfasst wurde, waren die Räumlichkeiten unterhalb des „Mirador El Santo“ auf La Gomera zwar vorhanden, aber de facto ungenutzt und leer. Das Restaurant „Acueducto“ beruht komplett auf meiner Erfindung. (Entsprechend wenig hätten die hier beschriebenen Geschehnisse mit einem echten Restaurant in dieser Lage zu tun, falls dort jemals eines entstehen sollte.)
Im gleichen Sinne, ist der botanische Garten in Vallehermoso ein gänzlich verträumter und unschuldiger Ort. Auch hier haben die Ereignisse, von denen der Roman berichtet, mit der Realität absolut nichts zu tun.
- Elisa Ellen
Für Annedore und Christoph,
unsere liebsten Gomera-Genossen
Kapitel 1
„Der Tag war lang, der Tag war schwül, doch gegen Abend wird es kühl.“
Unwillkürlich kam mir der Reim aus dem Kinderbuch in den Sinn, das meine Mutter mir vor etwa fünfundzwanzig Jahren zum Schlafengehen gern vorgelesen hatte, als ich ein kleiner Steppke in Westfalen war.
Ich streckte meinen Rücken und wischte mir den Schweiß von der Stirn, während ich mit Wohlgefallen auf meinen Weinberg schaute, auf dem ich den Nachmittag verbracht hatte.
Weinberg ist wohl der falsche Ausdruck, denn es handelte sich eher um Weinterrassen, die sich im Gebiet um Laguna Grande auf der kanarischen Insel La Gomera befanden.
„Aus jedem Tümpel, jedem Teich, erklingt der Frösche Chor sogleich“, ging der Vers dann weiter. Auch das traf zu. Schon ging das muntere Gequake in einer feuchten Senke los, die sich nicht weit von hier befand.
Ich raffte die letzten dürren Ranken zusammen, die ich gerade noch von einem Weinstock abgeschnitten hatte, bündelte sie und kletterte hangaufwärts. Ich warf sie auf die Böschung der schmalen Fahrstraße, die hierher führte. Dort störten sie Keinen und konnten in Ruhe vor sich hinrotten. Vielleicht boten sie dem ein oder anderen Kleintier sogar noch eine Behausung, zum Beispiel den unzähligen Echsen, die so gerne zur Mittagszeit auf den Steinmauern auf kleine Insekten lauerten und so hastig wegraschelten, wenn man an ihnen vorbeikam.
Pedro, mein Gehilfe, bückte sich immer noch über eine Weinrebe, die er behutsam an das niedrige Spalier band. Ich pfiff durch die Zähne. Sofort richtete er sich auf und sah in meine Richtung.
„Feierabend, Pedro“, rief ich ihm zu.
„Okay, Chef“, erwiderte er, „Ich mache hier noch diese Reihe fertig, dann gehe ich auch.“
„Wir sehen uns morgen auf der unteren Terrasse bei der Madre de Dios“, sagte ich.
Pedro nickte. Das kleine Madonnenbild hatte seine Großmutter vor Jahrzehnten in einem kleinen Schaukasten aufgestellt, als eine besonders gute Weinernte ihrem späteren Mann ermöglicht hatte, um ihre Hand anzuhalten und sie zu heiraten.
Nun war Pedro selbst schon ein alter Mann. Seine Kinder waren vor Jahren nach Amerika ausgewandert, und weil er die Feldarbeit nicht mehr alleine bewältigen konnte, hatte er mir seine Weinterrassen vor einigen Jahren verpachtet. Noch immer klang sein „Chef“ etwas merkwürdig in meinen Ohren, aber er bestand darauf und blieb dabei.
Ich ging zu meinem kleinen, verbeulten Laster, warf mein Werkzeug hinten auf die Ladefläche und fuhr los. Pedros Motorroller wartete am Straßenrand.
Obwohl mein kleines Landhäuschen oberhalb von Arure in Vogelfluglinie nur wenige Kilometer entfernt lag, fuhr ich fast 45 Minuten nach Hause, denn die Straßen von Gomera bestanden nur aus Kurven. Sie erinnerten mich immer an die Wolle, die meine Oma in Münster aus alten Pullovern ausribbelte. Die „neuen“ Pullover aus dieser Wolle hatten eine eigenartige hubblige Struktur und kratzten nebenbei gesagt höllisch.
Gomera hatte ebenso eine hubblige Struktur. Aus Vulkanen erwachsen, setzte sich die Insel aus hohen Bergen und tiefen Schluchten zusammen, den Barrancos, um die sich alle Straßen mühsam herumwinden mussten.
In Arure musste ich noch