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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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die Dunkelheit gewöhnt, wendet sich das Blatt«, sagte Winter.
    »Macht dich das traurig?«
    »Es macht mich hoffnungsvoll.«
    »Das ist gut.«
    »Ich glaube, daß etwas Grauenhaftes passieren wird und ich mittendrin lande«, sagte Winter. »Es wird wieder so kommen.«
    »Das klingt wirklich hoffnungsvoll.«
    »Es macht mich traurig.«
    Bölger sagte nichts.
    »Ich habe das hier gebraucht... den Glauben an das Gute... aber nun ist mir, als brauchte ich es nicht mehr«, sagte Winter.
    »Das ist deine Therapie gewesen.« »Hört sich das merkwürdig an?« »Ja.«
    »Dann habe ich wohl das Richtige getan.« Winter lächelte.
    »Willst du als Ombudsmann aufhören?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, ich glaube, daß ich mit Glaubensfragen Schluß mache.«
    »Ist das ein Unterschied?«
    »Ein Polizist braucht nicht nur daran zu denken, die Schuldfrage zu untersuchen, wenn die Leute einander betrügen und schaden«, sagte Winter.
    »Wer soll dann diese schmutzige, aber notwendige Arbeit tun?« fragte Bölger und machte ein Zeichen zur Theke.
    Winter antwortete nicht. Das Mädchen kam zum Tisch, und Bölger bat um einen Knockando ohne Eis, in einem von den neuen länglichen Gläsern serviert.
    »Sie hat diese Bestellung entgegengenommen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt«, sagte Winter.
    »Es gibt noch Hoffnung«, meinte Bölger, »außer für den, der das schmutzige Handwerk nach dir oder neben dir machen soll.«
    »Nennst du das Handwerk?«
    »Du weißt, was ich meine.« Bölger nahm das Glas, mit dem das Mädchen kam.
    »Ich habe einen neuen Trauerfall«, begann Winter zu berichten.
    Bölger hörte zu.
    »Trauer endet und wird zu etwas anderem«, sagte er, als Winter schwieg. »Du hättest mich bitten können, mit auf die Beerdigung zu gehen. Ich habe Mats auch ein wenig gekannt.«
    »Ja.«
    »Ich fühle mich fast. übergangen.«
    »Das war nicht meine Sache, Johan. Vielleicht habe ich geglaubt, wir würden uns dort draußen treffen.«
    »Das ist so schrecklich.«
    »Was sagst du?«
    »Nichts.«
    »Was murmelst du vor dich hin?«
    Bölger antwortete nicht. Er beugte sich vor, beschäftigte sich mit dem Glas. Von irgendwo im Lokal waren Stimmen zu hören.
    Winter schwieg. Hatte er genug, wenigstens für den Moment? Was bedeutete das? Das bedeutete, daß er nicht mehr hineingezogen werden wollte, wenn Menschen verschwanden, gleich wie es zuging. Aber es war ein kurzer Gedanke. Er trank selten Alkohol, beinahe nie. Es lag am Schnaps. Der erzeugte die Gedanken hier in Bölgers Bar. Dabei hatte er noch gar nicht getrunken. Er sollte es lieber nicht tun. Er ließ das Glas los und stand auf, um zu gehen.
    »Bis bald, Johan.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Ins Büro.«
    »Samstagabend?«
    »Ich weiß nicht, ob ich vom Verschwinden die Nase voll habe«, sagte Winter. »Vielleicht ist dort jemand, der mich braucht.«
    Die Mitteilung von Interpol wartete auf ihn. Das ist ein Englisch, das ich verstehe, dachte er, während er las. Hol's der Teufel, nimmt das denn nie ein Ende. Er wußte, daß das eine naive Frage für einen fast 40jährigen Kriminalkommissar war. Er war jung, aber nicht so jung.
    Er las. Es waren keine Details angegeben, und er hatte auch keine erwartet. Die Information genügte.
    Per Malmström.
    Was zum Kuckuck hattest du dort zu suchen?
    Er hörte den eigenen schweren Atem und nahm den Telefonhörer ab. Einer würde gezwungen sein, es den Angehörigen mitzuteilen, die eventuell in der Stadt wohnten, und er wußte, daß er es war, Erik Winter, der den Auftrag auf sich nähme. Es war keine Selbstverständlichkeit, daß ein Fahndungsleiter den Hinterbliebenen die schwere Nachricht überbrachte. Wichtig war, daß es ein erfahrener Polizist machte. Winter nahm die Aufgabe auf sich wie einer, der einen schweren Mantel überzieht, wenn es draußen schüttet. Aber es mußte sein.
    In der Polizeiarbeit gibt es so gut wie nichts, das glatt und sanft ist, und das hier ist das Schlimmste in dem Haufen Scheiße, dachte er.
    Ich komme mit einer Nachricht.
    Er bekam die Adresse von der Stimme am Telefon. Er kannte sie schon, er hätte sie nicht nachzuprüfen brauchen, aber es war wie ein Reflex, wie um ein wenig Zeit zu gewinnen.
    Später würde er mit Hanne sprechen müssen. Er glaubte, daß er sie nun brauchte.
    Drei Wohnungen durchgekämmt. Nicht die eigentliche Tat war es, was das Adrenalin im Körper so heftig brausen ließ. Er spürte den Sturm in sich, als das Schloß knackte, aber daran lag es

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