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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Regulationsprozesse zeichnen sich durch negative Rückwirkungen aus. Populationen werden durch die Verfügbarkeit von Ressourcen reguliert, da die genutzte Ressource dem Organismus selbst und anderen Organismen nicht mehr zur Verfügung steht. Die Regulation von Populationen über Ressourcen ist damit von der Siedlungsdichte der Konsumenten abhängt, sie ist also ein dichteabhängiger Prozess. Organismen stehen über gemeinsam genutzte Ressourcen indirekt in Verbindung (Ausbeutungskonkurrenz, Siehe hier ). Negative Rückkopplungen über gemeinsame Nutzung von Ressourcen ist eine zentrale Eigenschaft von Populationen (intraspezifische Konkurrenz) und Lebensgemeinschaften (interspezifische Konkurrenz). Populationen werden jedoch auch durch Umweltbedingungen beeinflusst, da jedoch keine Rückkopplung existiert, wirken diese nicht regulierend sondern steuernd, ihre Wirkung ist damit im Gegensatz zu derjenigen von Ressourcen dichteunabhängig ( Siehe hier ).
2.2.1 Raum
    Vor allem für sessile Organismen hat Raum als Ressource eine fundamentale Bedeutung. Organismen, die wie Pflanzen fein verteilte Ressourcen nutzen, sind auf ihren Siedlungsort essentiell angewiesen. Sessile Organismen investieren entsprechend viel in die Verteidigung ihres Siedlungsorts und versuchen diesen durch somatisches Wachstum zu erweitern. Hierbei treten oft direkte physische Auseinandersetzungen mit Nachbarorganismen auf, die als direkte Konkurrenz oder Interferenz bezeichnet werden (Abb. 2. 14a , b , Siehe hier ). Viele sessile Organismen haben die Fähigkeit zur Bildung von morphologischen Untereinheiten entwickelt, die mit dem „Mutterorganismus“ verbunden bleiben, sich aber auch von ihm loslösen können. Diese Untereinheiten werden Module oder, wenn sie sich ablösen können, auch Ausläufer ( Ramets ) genannt. Mehr oder weniger alle höheren Pflanzen sind zu solch modularem Wachstum fähig, aber auch sessile Tiere wie Schwämme, Korallen und Moostierchen sind modulare Organismen (Abb. 2. 14c ). Die Module können morphologisch identisch sein ( isomorph ) oder sich auf spezifische Teilfunktionen spezialisiert haben und sich dadurch morphologisch unterscheiden (heteromorph). In letzterem Fall spricht man von Polymorphie der Module. Polymorphie ist weit verbreitet bei Pflanzen (z. B. Bildung von vegetativen und generativen Trieben) und sessilen Tieren (z. B. Bildung von Fraß- und Wehrpolypen bei Nesseltieren).
    Pflanzengemeinschaften werden generell von modularen Organismen dominiert. Modulare Tiere treten insbesondere auf marinen Hartböden auf. Typischerweise bestehen > 90 % der Organismen dieser Lebensgemeinschaften aus modularen Organismen, wobei im oberen lichtdurchfluteten Bereich modulare Pflanzen (Makro-Algen) und Tiere gemeinsam vorkommen und um Raum konkurrieren.
    Unitare Organismen , die nicht in der Lage sind, Untereinheiten zu bilden, sind meist mobil und darauf angepasst, geklumpt verteilte Ressourcen auszubeuten oder auch ihren Beuteorganismen zu folgen (Abb. 2. 14d ). Typische unitare Organismen sind damit Prädatoren , die von mobiler Beute leben, wobei die Beute meist relativ groß und geklumpt verteilt ist. Auch unitare Organismen benötigen natürlich Siedlungsraum, dieser ist jedoch meist nicht im Mangel, spielt also alsRegelgröße für Populationen keine so große Rolle. Besonders für Populationen territorialer Arten ist Raum jedoch eine der wichtigsten Regelgrößen. Auch für Arten, die sich zur Fortpflanzung auf Balzplätzen versammeln, wie Birkhühner, ist Raum eine wesentliche Ressource, da die Männchen um bestimmte Balzplätze konkurrieren.

    Abb. 2. 14 Raum als Ressource. a Vor allem für sessile Organismen wie Pflanzen und Tiere mariner Hartböden ist Raum eine essentielle Ressource. Hier besiedeln verschiedene marine Wirbellose, v. a. Moostierchen (Bryozoa), Weichkorallen (Alcyonacea) und Hydrozoen (Hydrozoa), aber auch Algen, v. a. Kalkrotalgen (Corallinacea) und siphonale Grünalgen (Siphonales), Äste einer Hornkoralle ( Eunicella stricta , Gorgonacea; noch lebende Äste links unten im Bild). b Raumkonkurrenz: Vor allem sessile Organismen konkurrieren um Raum über direkte Konkurrenz (Interferenz). Auf marinen Hartböden konkurrieren dabei auch Pflanzen mit Tieren. Hier überwächst eine Kalkrotalge (Corallinacea) einen Schwamm (Porifera). c Modulare Organismen. Feuerkorallen ( Millepora dichotoma ; Hydrozoa) bestehen aus Kolonien einzelner Polypen und bilden wie Steinkorallen (Madreporaria, Anthozoa)

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