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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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Alexi sagte, lass sie nicht abhauen oder irgendwelchen Krawall machen. Mir kamen sie recht nett vor.«
    »Aber du hättest sie trotzdem erschossen?«
    »Ich hätte getan, was mir befohlen wurde. Was soll man machen?« Mit einem Schulterzucken schaute er zu Lotte. »Tut mir leid.«
    »Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns.« Sie half ihrem Großvater zum Aufzug. Der Maler war von seinem Mutanfall völlig erschöpft.
    »Mag sein.« Mehr fiel ihm nicht dazu ein, diesem Meuchelmörder, der Kreuzworträtsel löste, um die Zeit totzuschlagen. Schenja suchte nach verräterischen Zeichen, dem Zucken und Blinzeln, das einen Schachzug verriet, bevor er ausgeführt wurde. Fedorow würde sich bei Viktor einschleimen, weil dort die Macht lag.
    »Ein kluges Mädchen, aber unrealistisch.« Fedorow gelang es, eine Zigarettenpackung und ein Wegwerffeuerzeug herauszufummeln. »Wollen Sie eine?«, fragte er Viktor. »Nein? Könnte ich einen Aschenbecher haben? Finden Sie diese alten Wohnungen nicht herrlich? Hohe Decken, Kamine, Parkettboden. Ehrlich, ich bin froh, das niemand zu Schaden gekommen ist. Ich bin die geschädigte Partei, nicht wahr? Das lässt sich alles regeln. Könnten Sie wohl die Handschellen etwas lockern?«
    »Ich glaube, die Handschellen sind nicht dein Problem«, sagte Viktor. »Dein Problem ist, ob du in zehn Minuten noch lebst.«
    »Tja, um es unverhohlen zu sagen, Sie sind ein notorischer Säufer, und der Junge ist ein Zocker. Ich glaube, ihr zwei erkennt erst jetzt, in welchen Schwierigkeiten ihr steckt. Ist nur meine Meinung.«
    Viktor ließ sich Zeit beim Öffnen einer Fanta-Dose. Bei Verhören, wie in der Komödie, ging es nur um das richtige Timining.
    »Worauf ist Alexi aus?«, fragte er.
    »Auf Rache, nehme ich an. Versucht, Grischas Mörder zu finden. Das ist seine Sohnespflicht.«
    »Was hat das mit dem Notizbuch zu tun, an dem die Kinder arbeiten?«
    »Keinen Schimmer. Könnte ich etwas Eis haben? Ich habe grässliche Kopfschmerzen. Sie haben meinen Kopf durch die verdammte Wand gehauen. Ich sollte wahrscheinlich ins Krankenhaus.«
    »Was hat Alexi genau gesagt?«
    »Ich soll warten, bis er zurückkommt. Dann ruft er an und sagt, er will, dass ich mich sofort um die Kinder kümmere. Keine losen Enden, so was in der Art.«
    »Hat er Ermittler Renko erwähnt?«, fragte Schenja.
    »Wer ist Ermittler Renko?«, wollte Fedorow von Viktor wissen.
    »Antworte dem Jungen«, sagte Viktor.
    »Geht es Renko gut?«, fragte Schenja so hitzig, dass selbst Viktor erstaunt war.
    »Weiß ich doch nicht. Wissen Sie, mir geht gerade auf, dass Sie, da ich eigentlich nichts getan habe, überhaupt keine rechtliche Handhabe besitzen, mich festzuhalten. Vielleicht sollte ich Sie wegen tätlichen Angriffs und Freiheitsberaubung anzeigen. Sie können von Glück sagen, wenn ich mich so mit Ihnen einige.«
    »Rede mit dem Jungen«, sagte Viktor.
    Fedorow bemerkte die Makarow auf Schenjas Schoß und richtete sich auf dem Ellbogen auf, um besser fragen zu können: »Ist das meine Waffe? Schenja, ist das dein Name? Kannst du überhaupt mit einer echten Waffe umgehen, Schenja?«
    Schenja zerlegte die Pistole in Schlitten, Feder, Gehäuse und Magazin, wie Arkadi es ihm beigebracht hatte.
    »Hä?«, kam es von Fedorow, leicht erstaunt.
    Schenja setzte die Pistole wieder zusammen und richtete sie auf Fedorow. »Wo ist Alexi?«
    »Das ist doch verrückt. Ich hab klargemacht, dass ich keine Fragen von einem Kind beantworte.«
    »Red nicht mit mir, rede mit ihm«, sagte Viktor.
    »Wer weiß? Alexi hat seinen eigenen Jet. Mal ist er hier, mal da …«
    »Werd nicht nervös«, sagte Viktor.
    »Ich bin nicht nervös, verdammt.«
    »Sag’s nicht mir, sag’s ihm.«
    »In Kaliningrad?«, fragte Schenja.
    Fedorow lächelte. »Mag ja sein, dass er fähig ist, eine Waffe zusammenzusetzen. Was nicht bedeutet, dass er auch abdrücken kann.«
    »Du hast den Schalldämpfer vergessen.« Viktor reichte Schenja ein mattschwarzes Rohr.
    »Man hat schon hundertmal mit Waffen vor mir herumgefuchtelt, das können Sie mir glauben«, schnaubte Fedorow. »Bei Kindern ist das alles nur Angabe.«
    Schenja schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf.
    Fedorows Lächeln ging die Luft aus. »Ich warne Sie, kleine Jungs sollten nicht mit geladenen Waffen spielen.«
    »Schenja ist kein Junge«, sagte Viktor.
    Die Pistole gab ein leises »Popp« von sich, und neben Fedorow spritzten Parkettsplitter hoch.
    »Wo ist Alexi?«, fragte Schenja.
    »Du bist

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