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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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Nachbarschaftsstreitigkeiten schrecken die Protagonisten bisher vor Waffengebrauch zurück, und das sollte auch so bleiben. Plumpe Sachbeschädigungen sind eigentlich aus der Mode gekommen, und hirnlose Drohungen mit Gewaltanwendung lägen unter dem Niveau eines bezahlten Vergraulers. Nein, dieser müsste schon subtile Methoden kennen, wie beispielsweise die Beschallung eines NPD -Funktionärs mit arabisch rezitierten Versen aus dem Koran, ergänzt durch den gegen vier Uhr morgens eingestreuten und nur im Schlafzimmer des Opfers zu hörenden Weckruf eines Istanbuler Muezzins.
    Kein Zweifel – ein Nachbarn-Vergrauler würde die ohnehin bestehenden Zwistigkeiten auf eine neue, möglicherweise stilvolle Ebene heben, gäbe dem unsäglichen Geplänkel, den heillosen Zerwürfnissen und dämlichen Diskussionen in Hausfluren, vor Garagen und an Gartenzäunen neues Gewicht, verbände Bosheit mit Fantasie. Eventuell ließe sich der Vergrauler als Werbeaufwendung von der Steuer absetzen, möglicherweise könnte man ihn auch für weitere Sozialisationsrituale einsetzen: Verleumdungen, Denunziationen, das Initiieren von Hetzkampagnen und das Schreiben anklagender Leserbriefe. Bedenkt man die schiere Fülle bereits bestehender Streitigkeiten, den Aufwand der Justiz mit laienhaftem Gezänk und den enormen Schaden für die psychische Volksgesundheit, so gibt es tatsächlich viele Gründe für den professionellen Nachbarn-Vergrauler. Wie viele Arbeitsplätze könnte man damit schaffen, wie leicht ließen sich anhand dieses Berufsbildes interessierte Jugendliche von einem entsprechenden Ausbildungsweg überzeugen!
    Akzeptanz vorausgesetzt, ließe sich doch eventuell ein Feldversuch in Ihrer Umgebung in die Wege leiten, oder? Zugegeben – die Kosten sollte man zunächst aufteilen. Fragen Sie doch einfach Ihre Nachbarn – vielleicht beteiligen die sich ja …
     
Gefahr: **** (Da ist Nervenkitzel dabei, das ist Adrenalin pur. Es gibt Nachbarn, die aufeinander geschossen oder zumindest eingeprügelt haben – Helm und kugelsichere Weste sollten also zur Standardausrüstung des Vergraulers gehören.)
Langeweile: * (Mag sein, dass man irgendwann einmal jede denkbare Ursache für jeden denkbaren Nachbarschaftsstreit kennt, aber bis dahin ist es ein langer, spannender Weg.)
Seltenheit: **** (Noch gibt es ihn nicht, den Nachbarn-Vergrauler, aber an seiner Notwendigkeit besteht kaum ein Zweifel.)
Ekelfaktor: (Wie dämlich, sinnlos und absurd muss ein Streit sein, damit es uns ekelt? Denken Sie nach … Sehen Sie – zu widerlich kann es für uns eigentlich nie werden, wir sind immer mittendrin …)
Neidfaktor: ***** (Sie sind der Supermann der Duckmäuser, der Heroe der Kriecher, das Vorbild der Streithammel. Unser Held.)

Armleuchter
     
    J a, ja – wir wissen, was Sie denken. »Armleuchter? Wie billig. Das ist doch nur so ein Ausdruck, da kann man sich doch keinen Beruf drunter vorstellen. Mit welchem langen dünnen Haar soll denn da nun ein Zusammenhang konstruiert werden?«
    Mal abgesehen davon, dass Sie sich mit solchen Gedanken als intoleranter Spießer und Spaßbremse outen, geht es uns bei dem zu erfindenden Beruf des Armleuchters weniger um das tatsächliche Potenzial der aktuellen Träger dieser Bezeichnung als vielmehr um die diversen Möglichkeiten, die in dem Wort als solchem begründet liegen. Als »Armleuchter« wird momentan gemeinhin ein aufdringlich dummer Mensch bezeichnet, einer, der seine Ignoranz wie eine Fackel vor sich herträgt, jemand, dessen Stupidität sprichwörtlich »leuchtet« und der somit »arm« an Geist sein muss. Doch was hält uns davon ab, ein wenig weiterzudenken? Würde man den Begriff »Armleuchter« nur ein wenig anders interpretieren, so ließen sich unschwer zumindest zwei Berufe ersinnen, die es bis dato noch nicht gibt, von denen unsere Welt jedoch gar nicht genug bekommen könnte. Wir drehen das alte Spiel deshalb einfach einmal um: Normalerweise werden ja Worte für Dinge gesucht – nun aber suchen wir Dinge für ein bestehendes Wort.
    Option Nummer eins orientiert sich sehr eng am eigentlichen Begriff und verbindet die ersten drei Buchstaben des Wortes weder mit der Verlängerung der Hand, also dem körperlichen Aspekt, noch mit dem bereits erwähnten Mangel an Intellekt, der geistigen Armut also. Nein – wir nehmen das Wort »Arm« jetzt einmal ganz und gar wörtlich und interpretieren es als das Gegenteil von »reich«, als Zustandbeschreibung für mangelnden Wohlstand, als

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