Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

unbedingten Willen der Gutmenschen zum Gutsein aufbringen. Er müsste sich all das anhören können, was Gutmenschen über ihr Leben, ihr Denken, ihr Tun und ihr Lassen, über ihre tollen Kinder, großartigen Partner, liebevollen Eltern, wunderbaren Freunde und angenehmen Nachbarn zu sagen haben, ohne dies unbedingt mit unserem schrecklichen Leben vergleichen zu wollen. Er müsste unsere Launen, unseren Hass, den Neid, unsere unerträgliche Arroganz und Egozentrik sowie die Missgunst lächelnd ertragen, dürfte aber diese unsere vielen schlechten Eigenschaften bei den Gutmenschen nicht verpetzen. Er müsste den Gutmenschen das Gefühl vermitteln können, wir seien einerseits nicht der Mühe wert, andererseits aber doch irgendwie nett genug, um unser Recht auf Leben nicht gänzlich verwirkt zu haben. Der Gutmenschen-Erdulder müsste den Gutmenschen ständig zu verstehen geben, dass er sie enorm gut findet, ohne dass sie jemals wieder auf die Idee kommen, Vergleiche mit uns Andersartigen anzustellen. Der Gutmenschen-Erdulder wäre einer von uns und einer von ihnen. Der Gutmenschen-Erdulder wäre gelebte Toleranz. Es wird Zeit, dass wir ihn finden.
     
Gefahr: (Kann man an Toleranz zugrunde gehen? Wohl eher nicht, oder?)
Langeweile: * (Einen Gutmenschen beim Gutsein zu beobachten, ist das Ödeste, was man sich vorstellen kann. Ihm dabei zuhören zu müssen, wie er sein gutes Leben schildert, ist fast noch fader. Und dies jeden Tag tun zu müssen, stellen wir uns schrecklich vor. Aber ein Gutmenschen-Erdulder würde sich per Definition und Job-Profil für alles brennend interessieren, und damit scheidet Langeweile eigentlich aus.)
Seltenheit: ***** (Wir kennen keinen. Für einen Namen und eine Telefonnummer zahlen wir jeden Preis. Helfen Sie uns. Bitte.)
Ekelfaktor: (Gutmenschen sind adrett und gepflegt, Gutmenschen sind nicht eklig.)
Neidfaktor: (Also – wir würden ihn nicht beneiden, preisen würden wir ihn dennoch. Und Gutmenschen beneiden ohnehin niemanden.)

Über die Autoren
     
    Pat Lauer, Ex-Architekt, Ex-Polizei- und Gerichtsreporter sowie aus Zeitgründen auch nur noch Ex-Sportler lebt mit Ehefrau und drei Kindern auf einem umgebauten Bauernhof im Fränkischen. Er arbeitet als Redakteur bei einer Tageszeitung in Süddeutschland und verfasste bereits etliche Sachbücher.
    Birgit Adam, geboren 1971, studierte Englische Literaturwissenschaft und Kommunikationswissenschaft in Augsburg und Schottland. Seit 1997 arbeitet sie freiberuflich als Autorin und Lektorin und hat bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht.