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Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Titel: Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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flüsterte die Worte, ein göttliches Gebet. “Nein. Bitte nicht.” Da waren sie wieder, Blasen auf ihren Lippen, die Wörter schlüpften heraus, als wenn sie von ihrer Zunge abrutschten.
    Sogar im Angesicht des Todes war Jessica Ann Porter unfehlbar höflich. Sie kämpfte nicht, sie weinte nicht, sie bat nur mit diesen leuchtenden, schokoladenbraunen Augen; war so begierig, zu Willen zu sein wie ein kleiner Welpe. Er versuchte, den Gedanken abzuschütteln. Er hatte mal einen Welpen gehabt. Der hatte seine Hand geleckt und war freudig über seine Füße gestolpert; hatte ihn angebettelt, mit ihm zu spielen. Es war nicht sein Fehler gewesen, dass die Knochen so zerbrechlich waren. Was konnte er denn dafür, dass er wie ein ganz normaler Junge mit seinem Hund hatte toben wollen und sich ein Knochenstück aus den Rippen in das Herz des kleinen Wesens gebohrt hatte. Das Licht in den Augen war kurz aufgeleuchtet und dann erloschen, als der Welpe auf dem Rasen im Garten sein Leben ausgehaucht hatte. Das gleiche Licht, das aus den zimtenen Tiefen von Jessicas Augen strahlte und in diesem Augenblick erstarb.
    Ungerührt bemerkte er die Anzeichen des Todes. Blaue Lippen, zyanotisch. Das Unterbluten der Lederhaut im Auge, wie purpurfarbene Nadelstiche. Der Körper schien auf der Stelle auszukühlen, auch wenn er wusste, dass es stets einige Zeit dauerte, bis die Wärme sich komplett abgebaut hatte. Die temperamentvolle und dennoch schüchterne Achtzehnjährige war jetzt nicht mehr als ein Stück Fleisch, würde bald schon wieder der Erde übergeben. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Schmeißfliege zu Made. Der Lebenszyklus wieder einmal komplett.
    Er schüttelte die Träumerei ab. Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Er schaute sich um und erspähte seine Werkzeugkiste. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie umgestoßen zu haben, aber vielleicht trog ihn seine Erinnerung. Hatte das Mädchen sich doch gewehrt? Er glaubte nicht, aber die Verwirrung setzt immer in den wichtigsten Augenblicken ein. Darüber würde er später nachdenken müssen, wenn er dem Gedanken seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit widmen konnte. Im Moment gab es für ihn nur die Erinnerung an das strahlende Glänzen ihrer Augen, als sie die Schwelle übertreten hatte. Er umfasste den Griff des Fuchsschwanzes und hob ihre schlaffe Hand.
    Nein, bitte nicht. Drei kleine Wörter, harmlos in ihrer Definition. Keine großen Allegorien, keine ethischen Dilemmas. Nein, bitte nicht. Die Wörter hallten durch seinen Kopf, während er sägte, ihr Rhythmus stachelte seinen an. Nein, bitte nicht. Nein, bitte nicht. Hin und her, hin und her.
    Nein, bitte nicht. Höre diese Worte und träume von der Hölle.

2. KAPITEL
    N ashville hielt kollektiv den Atem an in dieser warmen Sommernacht. Nachdem die Hinrichtung viermal aufgeschoben worden war, hatten die Totenwachen wieder begonnen. Lieutenant Taylor Jackson von der Mordkommission schaute kurz hin, als bekannt gegeben wurde, dass der Gouverneur keinen weiteren Aufschub bewilligen würde, dann schaltete sie den Fernseher aus und trat ans Fenster ihres kleinen Büros im Criminal Justice Center. Die Skyline von Nashville erstreckte sich vor ihr in all ihrem Glanz, der Nachthimmel wurde immer wieder von grellen Farbblitzen erleuchtet. Das ausgefeilte Feuerwerk war eines der größten des Landes. Es war der vierte Juli, der uramerikanische Feiertag. Massen von Leuten hatten sich im Riverfront Park versammelt, um das vom Symphonieorchester Nashvilles begleitete Spektakel am Himmel zu genießen. Man näherte sich dem Ende. Taylor hörte die Melodie von Tschaikowskys Ouvertüre 1812, ausgerechnet ein russisches Musikstück zur Feier von Amerikas Unabhängigkeit. Jeder perfekt mit den Raketen koordinierte Paukenschlag ließ sie leicht zusammenzucken.
    Die Feierlichkeiten deprimierten sie. Die ganzen Feiertage deprimierten sie. Als Kind war sie verrückt nach dem Feuerwerk gewesen, nach dem unbeschwerten Zuckerwattespaß von Jugend und sinnloser Feierei. Als sie älter wurde, betrauerte sie den Verlust dieses Kindes in ihr, versuchte verzweifelt, tief in sich diese Unschuld wiederzufinden. Aber ohne Erfolg.
    Der Himmel war jetzt dunkel. Sie konnte die Menschenmassen zu den Parkplätzen strömen sehen. Kinder hüpften zwischen müden Eltern auf und ab, ihre fluoreszierenden Armbänder und Leuchtstäbe blitzten in der Nacht. Die Erwachsenen würden diese Unschuldigen freudig nach Hause ins Bett begleiten, getröstet von dem

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