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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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konnte auch er sich nicht entziehen, das war klar, aber die Vorstellung alleine ließ ihn mitten in der Gluthitze der Mojave-Wüste ganz kalt werden. Er fragte sich dann aber zwei Dinge: zum einen, ob man ihm einen der 15 000 Plätze anbieten würde, und zum anderen, wenn er eine solche Zusicherung erhielt, ob er die Logik in Rahels Worten besser ertragen konnte – weil es ab dann um seine eigene Haut gehen würde.
    »Und bei Ihrer Aufzählung haben Sie vergessen, dass auch während der ersten Invasion die Tentakel über Angriffsfahrzeuge verfügten«, fügte die Rahel noch hinzu. »Jeder einzelne Tentakel ist ein Angriffsfahrzeug.«
    Roby runzelte die Stirn und nickte. So konnte man es natürlich auch betrachten.
    Er hatte ein wenig die Lust an dieser Konversation verloren. Es war ja nicht so, dass die Rahels ihm irgendwelche Antworten schuldig blieben. Sie waren meist sogar um einiges redseliger als die grundsätzlich vorsichtigeren Vertreter ihrer seltsamen Kirche.
    Es war nur so, dass ihm ihre Antworten auf die Nerven fielen, diese nonchalante Art, auch richtig gemeine Wahrheiten auszusprechen, diese Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Untergang. Das war es, was sie in Robys Augen so unmenschlich machte. Seine Gespräche waren daher immer kurz und auf den Punkt. Diskussionen führten zu nichts außer zu Frustrationen bei ihm selbst. Manchmal war es ihm, als würden die Klone eine perfide, stille Freude dabei empfinden, ihn dermaßen permanent vor den Kopf zu stoßen.
    Vor allem, da er wusste, dass das eigentliche Problem ja bei ihm lag. Er war derjenige, der sich noch Illusionen hingab. Und das, wo er sich in all den vergangenen Monaten für so einen harten, zynischen Hund gehalten hatte. Es war richtiggehend peinlich.
    In den letzten zwei Wochen war viel geschehen. Aus der ganzen Welt waren Klonsoldatinnen aufgetaucht und hatten begonnen, die alte Militärbasis wieder herzustellen, misstrauisch beäugt von Roby und Navrova. Capitaine Lefevre kommandierte sie immer noch, musste aber immer wieder persönlich beim Oberkommando vorsprechen und die Lage erörtern. Das zeigte, wie nervös die Militärführung war. Da sich die Rahels aber ansonsten absolut gesittet verhielten, niemandem zur Last fielen und auch nur in Selbstverteidigung die Hand hoben – es hatte einige Vorfälle gegeben, die auf das persönliche Versagen der Akteure zurückzuführen waren, nicht auf einen generellen Befehl –, gab es keinen Grund, ihnen in die Parade zu fahren. Das wäre sicher anders gewesen, wenn sich die militärische Gesamtlage nicht so katastrophal entwickelt hätte. Der Mars war seit einer Woche das Ziel einer breitflächigen Tentakelinvasion. Man bekam sporadisch Berichte über schwere Gefechte, und es gab, wie gewöhnlich, zwei Versionen der Wahrheit. Die Propaganda sprach von harten Kämpfen, ebenso aber auch von tapferem Widerstand, einer Verlangsamung des Vormarsches der Aliens und von zurückeroberten Stellungen. Die Gerüchteküche innerhalb der Streitkräfte sprach von Massakern an Menschen wie an Tentakeln, mit dem Vorteil des unermesslichen Nachschubs auf Seiten der Aliens. Irgendwann würde nur noch eine Seite durch den Blutsee waten können, und das waren ganz offensichtlich nicht die Streitkräfte der Sphäre.
    Was das Oberkommando außerdem beschäftigte, war, die eigene Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Roby grinste bei dem Gedanken. Die Nachricht seines alten Kumpels Slap, den er sich wirklich wiederzusehen wünschte, hatte auf der ganzen Erde für großes Aufsehen gesorgt. Obgleich der Jupiter verloren war, die Gesandten der sogenannten Allianz waren mittlerweile auf ganz Terra bekannt wie bunte Hunde. Und was sie anzubieten hatten, war nicht besser als das, was die Rahels vorhatten: Eine winzig kleine Elite sollte die Chance zur Flucht bekommen. Ob das tatsächlich möglich war, darüber gab es widerstreitende Gerüchte, und für Roby war diese Aussicht mindestens genauso abenteuerlich, wie das, was die Rahels vorhatten.
    Die Mehrheit der Bevölkerung sah das natürlich anders. War die Lage verzweifelt, suchte man nach dem Messias. Und was passte da besser als mächtige, wohlwollende Außerirdische, die die Hand zur Freundschaft ausstreckten?
    Eine wunderbare Situation für die Klone und ihre Mitverschwörer. Die öffentliche Diskussion über die Allianz hatte die seltsamen Machenschaften der Kirche völlig überdeckt. Vieles, was sie seitdem angestellt hatten, war unter der Wahrnehmungsschwelle

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