Teufelsjagd
beweisen?«
»Appleston hatte sich zu Bett begeben. Er hatte vor, am nächsten Morgen zu unterrichten — er hatte eine frisch gewaschene Robe bereitgelegt. Er hatte außerdem eine Wunde an der Lippe, und als Ihr das Kissen auf sein Gesicht drücktet, löste sich der Schorf, und sie begann zu bluten. Ihr habt das Kissen anschließend umgedreht und es zwischen die anderen gelegt. Bei dem Versuch, Applestons Tod als Selbstmord erscheinen zu lassen, habt Ihr einen fürchterlichen Fehler gemacht.«
»Sehr scharfsinnig«, meinte Lady Mathilda herausfordernd, »aber wo ist der echte Beweis? Der Beweis für die Richter?«
»Ihr habt einiges davon gehört.«
»Das ist nicht mehr als Taubendreck!« spottete Lady Mathilda. »Ihr könnt hacken und wühlen, soviel Ihr wollt, Meister Krähe, aber Ihr werdet doch nichts Ergiebiges finden.«
»Oh, ich habe noch nicht richtig angefangen«, erwiderte Corbett und sah sich in dem Zimmer um. »Ich werde Euch im Keller einsperren lassen, Lady Mathilda. Dann werden Master Bullock und ich diese Kammer durchsuchen.« Er lächelte Lady Mathilda an. »Früher oder später werden wir die Beweise, die wir brauchen, finden: Federn, Tinte und Pergament. Oh, und ich vergaß die Anachoretin in der St. Michael’s Church, die Ihr gerne auch noch beseitigt hättet…« Corbett schaute sie durchdringend an, damit sie nicht merken würde, daß er log. »Die Anachoretin hat gesehen, wie Master Moth mit dem vergifteten Wein in die Kirche gegangen ist.«
Lady Mathilda beugte sich vor. »Dafür war es zu dunkel! Schwärzeste Nacht. Wie hätte sie irgend jemanden in dieser Dunkelheit erkennen wollen?«
»Wer redet davon, daß die Anachoretin in ihrer Zelle war?« log Corbett. »Sie stand direkt hinter der Tür. Sie lieferte mir eine Beschreibung, die genau auf Master Moth paßt. Und dann sagte sie«, fuhr Corbett unbarmherzig fort, »daß das dieselbe Person gewesen sei, die auch die Bekanntmachung des Bellman an das Portal der St. Michael’s Church geheftet habe.«
»Ihr lügt!«
»Das tue ich nicht.« Corbett holte Luft für seine größte Lüge. »Versteht Ihr, in der Nacht, in der Moth zur St. Michael’s Church ging, ließ er den Hammer fallen. Magdalena hörte das Geräusch und kam aus Ihrem Verschlag oberhalb des Portals herunter. Sie spähte durch einen Spalt und sah ihn — dieselbe dunkle Kapuze, dasselbe jungenhafte und unschuldige Gesicht.« Corbett stand auf, weil er einen Krampf in den Beinen bekam. »Ich werde Euch sagen, was jetzt geschieht, Lady Mathilda, fetzt gehe ich zu den Richtern des Königs und trage ihnen dieselben Beweise vor. Sie werden vielleicht nicht sofort auf Eure Festnahme dringen, aber sie werden sich ganz sicher für Master Moth interessieren.« Er lehnte sich zurück. Ranulf sah Lady Mathilda immer noch genauso durchdringend an. »Ihr wißt, wie der König über solche Dinge denkt«, fuhr Corbett fort. »Er kennt da keine Gnade. Master Moth wird den Fluß entlang zum Tower geschafft werden und in seine dunklen und feuchten Verliese. Dann werden die Folterknechte des Königs die Anweisung erhalten, ihr Können unter Beweis zu stellen.«
»Er ist taubstumm!« rief Lady Mathilda.
»Er ist ein intelligenter und bösartiger junger Mann«, entgegnete Corbett, »und Euer Mordkomplize.«
»Er hat Maltote ermordet«, erklärte Ranulf und trat einen Schritt vor. »Er hat meinen Freund auf dem Gewissen. Ihr habt mein Wort dafür, Lady Mathilda, daß ich mich den Folterknechten des Königs anschließen werde. Sie werden fragen und immer wieder fragen, bis sie von Master Moth die Wahrheit hören.«
»Wollt Ihr, daß sie das mit Master Moth machen?« sagte Corbett leise.
»Das hatte ich vergessen«, murmelte Lady Mathilda. »Ich hatte Master Moth ganz vergessen. Was würde geschehen, wenn ich Euch sagen würde, was ich weiß?«
»Ich bin mir sicher, daß der König sich von seiner gnädigen Seite zeigen würde«, entgegnete Corbett und beachtete Ranulfs finsteren Blick nicht weiter.
Lady Mathilda zog ihre Manschetten hoch, lehnte sich in ihren Sessel zurück und schaute seitlich auf die kalte Asche des Feuers.
»Prinzen sollte man nie trauen, Master Corbett«, begann sie. »Vor vierzig Jahren haben ich und mein Bruder Henry hier in Oxford studiert. Mein Vater, ein Kaufmann, bezahlte einen Lehrer, und ich schloß mich Henry in seinen Studien an. Die Jahre vergingen, und Henry wurde Beamter am Hof des Königs.« Sie lächelte grimmig. »So etwas wie Ihr, Sir Hugh. Ich
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