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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bestätigung für diese Nachricht, deren Verbreitung er sich an diesem Morgen offenbar zur Aufgabe gemacht hatte.
    Kaltenbach wusste um die Wichtigkeit eines wohlgesonnenen Postbeamten, und so entspann sich ein kurzer Dialog darüber, wie überrascht man sei, und dass man das doch eher von einem Auswärtigen gedacht hätte, und na ja, es war eben ein Student, und allein diese Eigenschaft war schon grenzwertig in den Augen unbescholtener Bürger. Zu Kaltenbachs Erleichterung schien dem Briefträger dies zu genügen. Er nickte sichtlich befriedigt und war kurz darauf wieder verschwunden.
    Am frühen Nachmittag hängte Kaltenbach das ›Geschlossen‹-Schild hinter die Eingangstür und fuhr mit dem Stadtbus zurück nach Maleck. Es war ihm klar geworden, dass er dabei sein musste. Vor Ort. Er musste dieses Ereignis sehen, spüren, erfahren. Ohne Verzögerung. Die innere Stimme ließ sich nicht mehr unterdrücken.
    Gegen halb drei stellte er seine silbergraue Vespa auf dem großen Parkplatz auf dem Kandelpass ab. Er verschloss den Helm in der Kofferbox, seine Wollmütze, die er während der Fahrt darunter getragen hatte, behielt er auf. Unten im Elztal war das Rollerfahren in der letzten Februarwoche einigermaßen auszuhalten. Der Asphalt war trocken und Kaltenbach hatte mit dem Fahren keine Mühe. Doch spätestens auf dem Anstieg am Gasthof in Altersbach, wo die schmale Straße unter das Dunkel der großen Fichten eintauchte, wurde es kalt. Im oberen Teil verdichteten sich die vereinzelten Schnee- und Eisreste am Straßenrand zu einem schmutzig grauen Saum, der Kaltenbach bis zur Baumgrenze begleitete und sich auf dem Passsattel zu großen, zusammenhängenden Schneeinseln ausbreitete.
    Auf über 1.200 Metern Höhe war es empfindlich kalt. Der Himmel hielt sich bedeckt, und ein böiger Wind frischte in unregelmäßigen Abständen auf. Bis zur Teufelskanzel war es ein gutes Stück zu laufen. Hinter dem Parkplatz musste er zunächst an dem leer stehenden ehemaligen Kandel-Hotel vorbei. Es zeigte an den oberen Fenstern immer noch die schwarzen Rußreste des einige Jahre zurückliegenden Brandes und wartete seither sehnlichst auf einen Investor, der ihm wieder zu altem Glanz verhelfen würde. Kaltenbach war immer gern hier gewesen, hatte in dem geräumigen Wintergarten zur Westseite hin vor dem allzeit blasenden Kandelwind Schutz gesucht und bei einer dampfenden Schale Gulaschsuppe den Drachenfliegern zugeschaut, die direkt hinter dem Haus ihre Startrampe hatten. Doch die Küche blieb seit Jahren kalt und für die Drachenflieger war es noch zu früh im Jahr.
    Hinter der verschneiten Hotelterrasse zweigte der Fußweg ab hinunter zu dem spektakulären Felssturz unterhalb des eigentlichen Gipfels. Zum Glück hatte er daran gedacht, seine gefütterten Lederstiefel anzuziehen, sodass seine Socken einigermaßen trocken bleiben würden. Auch sonst war es weniger anstrengend, als er befürchtet hatte. Offenbar hatten seit gestern noch andere dieselbe Idee gehabt, denn der Weg war ziemlich ausgetreten. Unter dem Schutz der tief herabhängenden Äste kam er gut voran.
    Nach einer Viertelstunde sah er im Halbdunkel der Baumstämme vor sich etwas Rotes schimmern. Ein paar Schritte weiter hörte er vereinzelte Stimmen, deren undeutliches Gemisch sich seltsam fremd in der verschneiten Stille des Waldes ausbreitete. Beim Näherkommen entpuppte sich das farbige Geflatter als Teil des wohlbekannten rot-weiß gestreiften Absperrbandes, das in abenteuerlichen Windungen um Stämme, Büsche und Baumstümpfe geschlungen war. Direkt am Ende des Weges standen zwei dick in Winterjacken, Handschuhe und Schals eingehüllte Polizisten, die der undankbaren Aufgabe nachkommen mussten, die Neugierigen vom Ort des Geschehens fernzuhalten. Etwa 20 Sensationshungrige drängten sich auf der engen Lichtung oberhalb des Felsens, der von hier aus steil nach unten abfiel. Kameras wurden in allen möglichen Körperverrenkungen in Stellung gebracht, Thermosflaschen, aus deren Öffnung der heiße Dampf aufstieg, machten die Runde. Einige sprachen wild gestikulierend in ihr Handy. Ein Fernsehteam von TV Südbaden versuchte, das spärlicher werdende Tageslicht für ihre Aufnahmen zu nutzen, während zwei Zeitungsreporter abwechselnd die beiden Polizisten, die Umstehenden und sich gegenseitig befragten.
    »Jetzt seid doch vernünftig, Leute«, hörte man den größeren der beiden Polizisten zum wiederholten Mal seine Stimme erheben. »Ihr dürft hier nicht weiter!«

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