Thailand. Stefan Loose Reiseführer E-Book (EPUB)
(2565 m)
Beim Anflug auf Bangkok erblickte man einst ein Mosaik aus Reisfeldern, durchzogen von Kanälen und Flüssen, an deren Ufern die Dörfer wie Perlen an einer Schnur lagen. Die Ebene ist mittlerweile mit Reihenhaussiedlungen für die neue Mittelschicht und riesigen Fabrikhallen bebaut. Rings um Bangkok, vor allem im Norden und Südosten, hat sich der weitaus größte Teil der verarbeitenden Industrie Thailands angesiedelt. Bei einer Reise in den Norden oder Süden zeigt sich das Land von seiner eher ländlichen Seite.
Thailand, mit 514 000 km 2 um 43 % größer als Deutschland, liegt südlich des nördlichen Wendekreises, zwischen 6° und 20° nördlicher Breite und 97° und 106° östlicher Länge. Vom Norden bis in den südlichen „Rüssel” des sogenannten Elefantenkopfes beträgt die Entfernung über 1800 km. Das entspricht der Entfernung Kopenhagen–Rom. Von Westen nach Osten sind es 800 km, fast so weit wie von Paris nach Berlin. Hingegen ist das Land an seiner schmalsten Stelle bei Prachuap Khiri Khan nur 15 km breit. Vom 3 000 000 km langen Flussnetz sind nur 10 000 km schiffbar. Durch Wasserkraft wird mehr als ein Drittel des Energiebedarfs gedeckt.
Die Zentralregion
Die weite, ebene Landschaft ist vom Menam Chao Phraya, dem mit 370 km größten Fluss des Landes, seinen Nebenflüssen und dem weiten Delta geprägt. Der Menam („Mutter des Wassers” bzw. „Flusses”) Chao Phraya (hoher Adelstitel) windet sich durch ein Tiefland, das weniger als 80 m über dem Meeresspiegel liegt. Sand, Kies und andere verwitterte Materialien wurden von den Wassermassen im Laufe der Jahrmillionen in der Ebene Schicht für Schicht abgelagert. Jedes Jahr werden weitere Mengen an Sedimentgestein und fruchtbaren Mineralstoffen aus den Bergen in Richtung Meer transportiert. Mit dem Einsetzen der Regenzeit steigen die Wassermassen der Flüsse bis auf das Hundertfache an und überfluten weite Landstriche.
Viele Staudämme haben die Flüsse im Oberlauf gebändigt. Doch noch immer stehen monatelang weite Gebiete des Kernlandes unter Wasser. Diese fruchtbare angeschwemmte Ebene, die – sofern nicht bebaut – intensiv für den Reisanbau genutzt wird, geht in ihren Randbereichen in eine hügelige Landschaft über, die zum Teil aus älteren Gesteinsablagerungen besteht.
Die Nordregion
Die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Höhenketten sind Ausläufer des Himalaja. Der große Gebirgszug erstreckt sich von Indien über Myanmar, China und Thailand weiter Richtung Süden entlang der Westgrenze des Landes bis zur Malaiischen Halbinsel. Nur an wenigen Stellen erreicht das Gebirge in Thailand Höhen über 2000 m. Mit 2565 m ist der Doi Inthanon, 60 km südwestlich von Chiang Mai, der höchste Berg des Landes.
Zwischen den durch Faltung und Hebung entstandenen Gebirgszügen haben die Flüsse tiefe Täler gegraben. Außer den Nebenflüssen des Mekong im Osten (z. B. der Kok, an dem Chiang Rai liegt) und des Salween im Westen (z. B. Pai, bei Mae Hong Son) fließen vor allem die Quellflüsse des Menam Chao Phraya durch die breiten Täler des Nordens: im Westen der Ping (Chiang Mai), der sich nördlich von Tak mit dem Wang (Lampang) vereinigt, im Osten der Yom (Phrae, Sukhothai), der flussabwärts in den Nan (Nan, Phitsanulok) mündet. Bei Nakhon Sawan entsteht am Zusammenfluss dieserStröme der Menam Chao Phraya. Die angeschwemmten Flusstäler werden landwirtschaftlich intensiv genutzt und waren bereits besiedelt, als die Thai-Völker aus Yunnan kommend hier eintrafen.
Die Nordostregion
Das Zentrum dieser Region bildet das sogenannte Korat-Plateau, eine leicht hügelige Ebene in 100–300 m Höhe, die sich am Rand schalenförmig anhebt. Es wird von Höhenzügen und Flüssen begrenzt: der bis 1700 m hohen Petchabun-Kette im Westen, der Phanom Dongrak-Kette im Süden, dem Mekong im Osten und Norden. Im Erdmittelalter (Mesozoikum) lagerten sich hier Sedimente eines urzeitlichen Meeres ab. Die nährstoffarmen Böden können Wasser nur schlecht speichern, sodass sie nur wenig Ertrag abwerfen. Während der Regenzeit, wenn der Mun mit seinen Nebenflüssen die Wassermassen kaum fassen kann, kommt es zu Überflutungen. Nur wenige Monate später leidet das Land unter Trockenheit und Dürre.
Die Südregion
Thailand besitzt eine über 2600 km lange Küste, überwiegend am Golf von Thailand und zu einem geringeren Teil an der Andamanensee. Im Südosten erstrecken sich die Ausläufer der Bilauktaung-Bergkette bis zum Meer. In der frühen
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