The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
mustert mich amüsiert.
»Meinen Hut?«
»Und wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf«, sagt er, »die Feder ist übertrieben.«
»Aber der ist von meiner Großmutter.«
»Das sieht man. Fünfzig Cent. Mein letztes Angebot.«
»Na schön.«
Er drückt mir fünf Zehn-Cent-Stücke in die Hand.
Ich werfe die erste Münze in den Geldschlitz.
»Auskunft.«
»Ist bei Ihnen ein George Carter verzeichnet?«
»Moment … Ich habe hier fünfzehn George Carter. Welche Adresse?«
»Fifth Avenue?«
»Auf der Fifth Avenue, Ecke 72. Straße gibt es einen William Carter. Soll ich Ihnen die Nummer durchgeben?«
»Ja, bitte!«
Nachdem mir die Nummer genannt wurde, lege ich auf und wiederhole sie unaufhörlich im Geiste, während ich die zweite Münze einwerfe und sie dann schnell wähle.
»Hallo, wer ist da?«, meldet sich eine Frau mit ausländischem Akzent.
»Wohnt bei Ihnen ein George Carter?«
»Mr Carter junior? Ja, der wohnt hier.«
»Könnte ich bitte mit ihm sprechen?«, frage ich erleichtert.
»Im Moment ist er leider außer Haus.«
»Was?«
»Er ist nicht da, und ich habe keine Ahnung, wann er wiederkommt. «
»Aber …«
»Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?«
»Ja«, sage ich niedergeschlagen. »Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass Carrie Bradshaw angerufen hat?«
Ich hänge den Hörer ein und presse die Hand an die Stirn. Und jetzt? Plötzlich bin ich völlig überfordert und das durch Aufregung und Angst ausgeschüttete Adrenalin verwandelt sich allmählich in Erschöpfung. Seufzend nehme ich meinen Kofer und setze mich wieder in Bewegung.
Einen Häuserblock weiter kann ich nicht mehr. Ich lasse mich auf den Kofer fallen, um zu verschnaufen. Verdammt. Alles, was ich noch habe, sind dreißig Cent, einen Kofer voller Klamotten und mein Tagebuch.
Mein Tagebuch!
Ich springe auf, öfne den Kofer und wühle mich durch meine Sachen, bis ich es finde. Bitte, bitte, bitte!, bete ich stumm. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich es damals, als ich bei Donna war, dabeigehabt.
Ich blättere hastig – da sind meine Notizen zur Bienenkönigin, dem hässlichen Enterich und Lali und Sebastian –, bis ich sie endlich gefunden habe: auf einer leeren Seite, in Donna LaDonnas ausladender Schrift, dreimal dick unterstrichen.
Eine Telefonnummer. Und darunter ein Name.
Den Kofer hinter mir her zerrend, steuere ich die nächste
Telefonzelle an. Mit zitternden Fingern lasse ich mein drittes Zehn-Cent-Stück in den Schlitz fallen und wähle die Nummer. Es klingelt. Und klingelt. Siebenmal. Neunmal. Zehnmal. Beim elften Klingeln wird abgehoben.
»Da hat es jemand aber ganz furchtbar eilig, mich zu sehen.« Die Stimme der Frau klingt sexy, leicht heiser, als wäre sie gerade erst aufgestanden.
Ich öfne den Mund, weiß aber nicht, was ich sagen soll.
»Hallo? Bist du das, Charlie?« Diesmal klingt die Stimme neckend. »Wenn du nicht mit mir redest, muss ich leider …«
»Moment!«, entfährt es mir.
»Ja?« Jetzt klingt die Stimme misstrauisch.
Ich hole tief Luft. »Samantha Jones?«
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in der Verlagsgruppe Random House
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2010
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe
eISBN 978-3-641-06971-1
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