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The Doors

The Doors

Titel: The Doors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greil Marcus
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Is Wrong (Columbia, 1974), enthält eine von einem alten, ächzenden Indianer vorgetragene Parodie auf die »Ride the snake«-Passage von »The End«.

Die Doors in den
sogenannten Sixties
    DREI JAHRE LANG fuhr ich regelmäßig über die Bay Bridge von Berkeley nach San Francisco, um meinen Vater in dem Pflegeheim zu besuchen, in dem er lebte. Für die Hinfahrt benötigte ich zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten, die Rückfahrt dauerte ungefähr genauso lange. Im Frühjahr 2010 machte ich eine interessante Entdeckung: Wenn ich in diesen vierzig oder fünfzig Minuten den Sender im Autoradio wechselte, um etwas zu finden, was ich hören mochte, wenn ich von 98.5 zu 104.5, 103.7, 107.7 oder 90.7 schaltete, dann konnte ich mir gewiss sein, dass ich Lady Gagas »Bad Romance« mindestens dreimal und Trains »Hey, Soul Sister« mindestens zweimal zu hören bekäme – komplett oder, weil sich die Sender mitunter überlagerten oder plötzlich weg waren, auch bloß Teile davon. Und das war nicht verwunderlich, denn diese Songs waren die großen Hits jenes Frühjahrs, und beide waren sie wunderbar – unerschöpflich, jeder auf seine Weise. Bei »Hey, Soul Sister« gab es den Überschwang des Typen, der durch sein Zimmer tanzte und sich dabei auf seinem Computerbildschirm sein Lieblingsvideo anschaute, wieder und wieder, so wie Leute überall auf der Welt nun ihm zuhörten. Der Song veränderte sein emotionales Tempo von einer Nonsensstrophe zur nächsten, vom leidenschaftlichen Refrain zu der Art und Weise, wie ein Banjo den Sänger in seinem kleinen Drama isolierte und wie die Band ihn dann, wenn sie sich eine Strophe später mit Verve über die gleiche Passage hermachte, in ein größeres Drama hineinschubste und er mit einem Mal nur einer von einer Million Menschen war, die alle denselben Traum träumen. Bei »Bad Romance« gab es zunächst den Überschwang der Produktion, die den Eindruck erweckte, als habe ein mit übersinnlichen Kräften begabtes Gehirn Tausende von Einzelteilen zu einer Tanzrevue-Choreografie à la Busby Berkeley zusammengefügt, nur mit Klängen anstelle von Beinen. Es gab die Grausamkeit der Sängerin, die das you in dem Song, wer immer damit gemeint war, mit Hohn und Spott überschüttete und dieser Person den Rücken kehrte und dann über die Schulter zurückzuschaute, mit einem tödlichen Blick, und ihm oder ihr auf der Straße, für jedermann hörbar, zuschrie: »’Cause I’m a free bitch, baby« – das letzte Wort in den Sound hineingezwängt, das b am Anfang und das y am Ende nur leicht hervorgehoben, sodass das Ganze nicht wie ein Wort wirkt, sondern eher wie ein Auswurf von purem Ekel. Und dann, etwa eine Minute vor dem Ende der Aufnahme, ändert sich alles. »I don’t wanna be friends«: Die Performance wird von einer Verzweiflung erfüllt, die alles verblassen lässt, was bis dahin geschehen ist, die alles auslöscht, um dann weiter voranzuschreiten, und mit einem Mal erzählt eine völlig andere Person eine völlig andere Geschichte, eine Frau, die an ihren Haaren und an ihrer Kleidung zerrt, eine Frau, die sich die Augen auskratzt und dann alles mit ihrem Dada-Refrain besiegelt, wie jemand, der durch das letzte Bild eines Films hindurchbricht, um » THE END! « zu schreien. Ja, mir gefielen diese beiden Songs. Ich verlor mich jedes Mal in ihnen.
    Irgendwie barg jede dieser Aufnahmen ihre eigene Überraschung, jedes Mal, wenn sie im Radio lief – doch die wahre Überraschung war etwas anderes. So wie ich mir gewiss sein konnte, dass ich »Bad Romance«, »Bad Romance«, »Hey, Soul Sister«, »Bad Romance« und »Hey, Soul Sister« zu hören bekäme, so hätte ich auch darauf wetten können, dass ich die Doors zwei, drei, ja sogar vier Mal hören würde – und nicht bloß »Light My Fire«. Nicht bloß den einen oder die zwei Songs, auf die das Radio alle Zeitgenossen der Doors, mit Ausnahme der Beatles, reduziert hat: Bob Dylan (»Like a Rolling Stone«), die Rolling Stones (»Gimmie Shelter« und vielleicht noch das aus Gründen der Platzersparnis zu »Satisfaction« verfälschte »(I Can’t Get No) Satisfaction«, die Byrds (»Mr. Tambourine Man«), Wilson Pickett (»In the Midnight Hour«), Sly and the Family Stone (»Everyday People«), The Band (»The Weight«), als zählten sie alle zu jenen abgehalfterten Acts, die vom Ruhm vergangener Zeiten zu profitieren versuchen und immer in derselben schäbigen Kaschemme auftreten, mit stets derselben Ankündigung an der Tür, wobei der

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