The Walking Dead 2: Roman
Bob, Bob … Keine A K -47? Kein Dynamit?«
»Ach, hab ’was viel Besseres als das, du Neunmalklug.« Bob beugt sich zu einer Aprikosenschachtel auf dem Sitz neben ihm hinunter, ergreift sie und reicht sie Lilly durch das Fenster. »Sei ein Schatz und stell die bitte in mein Zelt, während ich den drei Weihnachtsmännern hier mit dem schweren Zeug helfe.«
»Was hast du denn da?«, will Lilly wissen und beäugt die Kiste voller Plastikfläschchen.
»Zeug für meinen Arzneischrank«, antwortet Bob und steigt aus der Fahrerkabine. »Und das will ich sicher verstaut wissen.«
Lilly entdeckt zwischen den vielen Arzneimitteln auch ein halbes Dutzend Flaschen Whiskey. Sie wirft Bob einen fragenden Blick zu: »Arzneimittel?«
Er lächelt zurück. »Mir geht es ab und zu nicht so gut.«
»Wird schon stimmen«, sagt Lilly. Sie weiß, dass Bob ein unverbesserlicher Säufer ist – und natürlich auch, dass er ein extrem netter, umgänglicher und manchmal auch etwas verlorener Mensch ist. Nicht nur das, er war Sanitäter bei der Armee, was ihn zufälligerweise auch zum einzigen Menschen im ganzen Camp macht, der über eine Art medizinische Ausbildung verfügt.
Sie hatten sich kennengelernt, als Megan und Lilly noch allein unterwegs gewesen waren. Damals hatte er ihnen aus der Patsche geholfen, indem er ihnen einen Haufen Zombies an einem Rastplatz vom Hals schaffte. Zu der Zeit war er noch bemüht, sein Alkoholproblem zu vertuschen. Seitdem sich aber die Gruppe von Überlebenden hier vor fünf Tagen niedergelassen hat, war es Lilly gewesen, die ihm jede Nacht dabei half, heil zurück in sein Zelt zu kommen, ohne dass man ihn ausraubte – und das war in einer solch großen Gruppe von Menschen, die unter einer derartigen Anspannung zusammenhausen mussten, eine echte Herausforderung. Sie mochte Bob, und es machte ihr nichts aus, auf ihn genauso wie auf die Kleinen aufzupassen. Aber es bescherte ihr einen zusätzlichen Stressfaktor, den sie so sehr brauchte wie einen Kropf am Hals.
In diesem Augenblick aber ist ihr klar, dass er noch etwas von ihr braucht. Sie merkt es an der Art, wie er sich den Mund mit dem Ärmel abwischt.
»Lilly, es gibt da noch etwas …« Er hält inne, schluckt verlegen.
Sie stöhnt. »Immer heraus damit, Bob.«
»Es geht mich ja nichts an … Okay? Aber ich will nur damit sagen, dass … Ach, verdammt.« Er holt tief Luft. »Josh Lee ist ein guter Mann. Ich besuche ihn ab und zu.«
»Und?«
»Das war es schon.«
»Nun sag schon!«
»Es ist nur … Pass auf … Es geht ihm gerade nicht allzu blendend, verstehst du? Er glaubt, dass du sauer auf ihn bist.«
»Er glaubt was ?«
»Er glaubt, dass du aus irgendeinem Grund eingeschnappt bist, und er hat keine Ahnung, warum.«
»Was hat er denn gesagt?«
Bob zuckt die Achseln. »Geht mich einen feuchten Kehricht an. Wir reden doch nur über … Was weiß ich, Lilly. Er wünscht sich nur, dass du ihn nicht ignorierst.«
»Tue ich doch gar nicht.«
Bob wirft ihr einen fragenden Blick zu. »Tust du nicht?«
»Bob, wenn ich es dir sage …«
»Okay, pass auf.« Bob winkt nervös mit der Hand ab. »Ich will dir ja nicht sagen, was du zu tun und zu lassen hast. Ich finde nur, dass zwei Leute wie ihr, zwei gute Leute … Ach, es ist einfach eine Schande. Und das zu diesen harten Zeiten …« Seine Stimme flaut ab.
Lilly verspürt, wie sie ein wenig versöhnlicher wird. »Ich weiß schon, was du damit sagen willst, Bob.«
Sie senkt den Blick zu Boden.
Bob schürzt die Lippen und setzt erneut zum Reden an. »Ich habe ihn heute Morgen gesehen, beim Brennholz. Er hat genügend Holz gemacht, als ob es für die nächsten dreieinhalb Winter halten müsste.«
Es sind nur hundert Meter vom Ladeplatz zum Holzlager, aber Lilly kommt es so vor, als ob die Entfernung schier unendlich groß sei.
Sie geht langsam, den Kopf gesenkt, die Hände in den Hosentaschen, damit man nicht sieht, wie sehr sie zittert. Auf ihrem Weg muss sie durch eine Gruppe Frauen, die Kleider in Koffer packen, vorbei am Zirkuszelt, vorüber an einer Schar Jungen, die ein Skateboard reparieren, und macht schließlich einen großen Bogen um ein paar Männer, die auf dem Boden liegende Waffen inspizieren.
Als sie an ihnen vorbeigeht – unter ihnen Chad Bingham, der die anderen wie ein Redneck-Despot anfährt –, wirft Lilly einen Blick auf die verschiedenen Pistolen. Es sind elf an der Zahl, alles verschiedene Kaliber, Hersteller und Modelle. Sie sind fein säuberlich
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