Tief im Herzen: Roman (German Edition)
»Cameron, wach auf.«
Er ächzte, schmiegte sich an sie und murmelte etwas. Anna seufzte und entschied, daß sie keine andere Wahl hatte. Sie hob ihr anderes Bein, das zwischen seinen eingekeilt war, bis ihr Knie sich gegen seinen Schritt preßte. Dann stieß sie kurz zu.
Endlich öffnete er die Augen.
»Holla! Was war das?«
»Wach auf.«
»Ich bin wach. Würde es dir etwas ausmachen, dein Knie …? Als der Druck nachließ, atmete er erleichtert aus. »Danke.«
»Du mußt gehen.« Sie flüsterte wieder. »Du hättest nicht die ganze Nacht bleiben sollen.«
»Warum nicht?« flüsterte er ebenfalls. »Es ist mein Bett.«
»Du weißt genau, wovon ich rede«, zischte sie. »Jeden Moment könnte einer deiner Brüder aufstehen.«
Mit Mühe hob er den Kopf und spähte auf die Nachttischuhr. »Es ist nach sieben. Ethan ist schon aufgestanden und hat vermutlich schon seine erste Krebsfalle geleert. Warum flüsterst du eigentlich?«
»Weil du eigentlich nicht hier sein solltest.«
»Ich wohne hier.« Ein schläfriges Lächeln glitt über seine Züge. »Gott, bist du hübsch, wenn du so zerzaust und verlegen bist. Ich glaube, ich muß dich gleich noch mal besitzen.«
»Hör auf damit.« Sie kicherte beinahe, bis seine Hand sich zu ihrer Brust stahl. »Nicht jetzt.«
»Warum nicht jetzt, wir sind völlig nackt, und du bist so weich und warm.« Er knabberte an ihrem Nacken.
»Fang nicht wieder an.«
»Zu spät. Ich drehe bereits die erste Runde.«
Als er seine Lage daraufhin veränderte, sah sie, daß das Startsignal gegeben war. Mit einer einzigen Bewegung
war er in ihr, und es war so angenehm, daß sie nur seufzen konnte.
»Nicht stöhnen«, sagte er und lachte leise an ihrem Ohr. »Du wirst noch meine Brüder aufwecken.«
Sie prustete los und schob und zerrte zwischen Belustigung und Erregung, bis sie rittlings auf ihm saß. Er sah schläfrig, gefährlich und aufregend aus. Ein wenig atemlos stützte sie sich mit den Händen zu beiden Seiten seines Kopfes auf. Sie beugte sich hinunter und sog seine Unterlippe ein.
»Also schön, du schlaues Kerlchen, mal sehen, wer zuerst stöhnt.«
Und sie begann mit gebogenem Rücken auf ihm zu reiten. Später einigten sie sich, daß es unentschieden stand.
Anna überredete ihn, aus dem Fenster zu klettern, was er für absurd hielt. Doch so fühlte sie sich eine Spur weniger amoralisch. Das Haus war still, als sie herunterkam. Sie hatte geduscht und trug eine olivgrüne Baumwollhose und ein Campingshirt. Seth schlief immer noch auf dem Teppich, Foolish hielt neben ihm Wache.
Bei Annas Anblick stand der Hund auf und folgte ihr winselnd in die Küche. Sie vermutete, daß er entweder einen leeren Magen oder eine volle Blase hatte. Als sie die Hintertür öffnete, schoß er wie der Blitz hinaus, und da wußte sie, was ihn gequält hatte. Er erleichterte sich ausgiebig auf den Azaleen, die gerade erst erblühten.
Die Vögel sangen freudig aus voller Kehle, Tau glitzerte auf dem Gras – und das Gras mußte dringend gemäht werden. Über dem Wasser hing noch leichter Dunst, aber er verzog sich schnell, wie Rauch, der fortgeblasen wurde, und dahinter konnte sie kleine diamantene Funken aus Sonnenlicht auf dem ruhigen Wasser blitzen sehen. Die Luft war frisch von dem nächtlichen Regen, das Laub wirkte grüner und voller als noch am Tag zuvor.
Sie hatte einen kleinen Tagtraum, in dem frisch aufgebrühter Kaffee und ein Spaziergang zum Anlegesteg vorkamen.
Als sie gerade begann, den Kaffee zu machen, betrat Cam die Küche. Er hatte sich nicht rasiert, stellte sie fest und fand, daß seine Bartstoppeln in ihr Bild von einem trägen Sonntag auf dem Land paßten. Sie nahm zwei Becher aus dem Schrank und wünschte ihm einen guten Morgen.
»Guten Morgen, Anna.« Cam beschloß, das Spiel mitzumachen, ging zu ihr und gab ihr einen zarten Kuß. »Wie hast du geschlafen?«
»Sehr gut, und du?«
»Wie ein Stein.« Er drehte eine Locke ihres Haars um seinen Finger. »Es war nicht zu ruhig für dich?«
»Ruhig?«
»Stadtmädchen, ländliche Stille.«
»Oh. Nein, es hat mir gefallen. Ja, ich glaube, ich habe nie besser geschlafen.«
Sie lächelten einander an, als Seth hereinwankte und sich die Augen rieb. »Haben wir irgendwas zu essen da?«
Cam blickte weiter Anna an. »Phillip hat von Waffeln gefaselt. Weck ihn auf.«
»Waffeln? Cool.« Er lief davon, und seine nackten Füße klatschten auf dem Holzfußboden.
»Das wird Phillip nicht gefallen«, bemerkte Anna.
»Er
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