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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Prolog
    Cameron Quinn war nicht sinnlos betrunken. Es konnte dazu kommen, wenn er es sich vornahm, aber im Augenblick zog er den angenehmen Zustand des Beschwipstseins vor. Der Gedanke gefiel ihm, daß es genau dieses Gefühl knapp vor dem Vollrausch war, auf dem sein Glück beruhte.
    Er glaubte mit aller Kraft an die Macht von Ebbe und Flut, an die Gezeiten des Glücks, und im Augenblick strömte seines schnell und ungehindert dahin. Erst gestern hatte er mit seinem Tragflügelboot die Weltmeisterschaft gewonnen, die Konkurrenten um eine Buglänge geschlagen und den geltenden Geschwindigkeitsrekord gebrochen. Er hatte Ruhm und eine pralle Geldbörse geerntet und beides nach Monte Carlo mitgenommen, um dort die Probe aufs Exempel zu machen.
    Beide bewährten sich.
    Nach ein paar Runden Bakkarat, zwei Würfelspielen und einer Kartenpartie nahm das Volumen seiner Brieftasche noch zu. Und dank der Paparazzi und einem Reporter von Sports Illustrated wurde auch etwas für seinen Ruhm getan.
    Fortuna fuhr fort, ihm zuzulächeln – nein, eher anzüglich anzugrinsen, dachte Cameron –, denn sie führte ihn am selben Tag in dieses kleine Juwel am Mittelmeer, an dem besagte populäre Zeitschrift gerade die Aufnahmen für eine Ausgabe mit Badeschönheiten beendete.
    Und das langbeinigste dieser wohlgeformten göttlichen Geschöpfe nahm ihn ins Visier ihrer tiefblauen Augen, spitzte den Schmollmund zu einem einladenden Lächeln, das selbst einem Blinden nicht entgangen wäre, und entschied, noch ein paar Tage länger zu bleiben. Und sie hatte ihm signalisiert, daß er im Handumdrehen noch ein gutes Stück glücklicher werden könnte.
    Champagner, glanzvolle Casinos, heißer, zügelloser Sex. Ja, überlegte Cameron, das Glück war definitiv eine Frau nach seinem Geschmack.
     
    Als sie aus dem Kasino in die milde Märznacht hinaustraten, tauchte einer der allgegenwärtigen Paparazzi auf und knipste hektisch drauflos. Die Schöne schmollte – schließlich war dies ja ihr Markenzeichen –, schüttelte kunstvoll ihre endlos lange, bügelglatte silberblonde Haarmähne und brachte geschickt ihren verführerischen Körper in Positur. Ihr Kleid, rot wie die Sünde und so dünn wie eine zweite Haut, verhieß den Zutritt zum Paradies.
    Cameron grinste nur.
    »Welch eine Plage«, sagte sie mit der Andeutung eines Lispelns oder eines französischen Akzents. Cameron wußte es nie genau zu sagen. Sie seufzte und ließ sich von Cameron die in Mondlicht getauchte Straße entlangführen. »Wohin ich auch blicke, immer ist eine Kamera da. Ich bin es so leid, nur als Lustobjekt betrachtet zu werden.«
    O ja, klar, dachte er. Und weil er fand, daß sie beide oberflächlich waren, lachte er und zog sie in seine Arme. »Warum liefern wir ihm nicht etwas für den Aufmacher auf der Titelseite, Süße?«
    Er küßte sie, und ihr Geschmack kitzelte seine Hormone, regte seine Fantasie an, und er freute sich, daß ihr Hotel nur zwei Straßen entfernt lag.
    Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Sie mochte Männer mit üppigem Haar, und seines war voll, dicht und dunkel. Sein schlanker, fester Körper schien ganz aus Muskeln zu bestehen. Sie war sehr wählerisch, was den Körper eines potentiellen Liebhabers betraf, und der seine wurde ihren Ansprüchen vollauf gerecht.
    Seine Hände allerdings waren eine Spur zu rauh. Nicht wie er zupackte, nein, das war himmlisch, sondern seine Haut. Es waren die Hände eines arbeitenden Mannes, doch sie war bereit, ihrer Geschicklichkeit zuliebe den Mangel an Klasse zu übersehen.
    Sein Gesicht war faszinierend. Nicht hübsch. Sie würde sich niemals mit einem Mann einlassen, geschweige denn fotografieren lassen, der hübscher war als sie. Sein Gesicht hatte etwas Hartes, was nicht nur an der gebräunten Haut lag, die sich über den Knochen spannte. Es waren seine Augen, dachte sie, während sie leise lachte und sich von ihm löste. Graue Augen, die eher die Farbe von Flintsteinen als von Rauch hatten, und voller Geheimnisse waren. Sie mochte Männer mit Geheimnissen, da keiner imstande war, sie lange vor ihr zu verbergen.
    »Du bist ein böser Junge, Cameron.« Die Betonung lag auf der letzten Silbe. Sie berührte mit dem Finger seinen Mund, einen Mund, der nichts Weiches an sich hatte.
    »Das hat man schon oft zu mir gesagt …« Er mußte kurz nachdenken, da ihm ihr Name entfallen war. »Martine.«
    »Vielleicht erlaube ich dir heute nacht, böse zu sein.«
    »Ich rechne fest damit, Schätzchen.« Er

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