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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Deckengewölbe.
    Die Restaurierungsarbeiten am Deckenfresko von Giambattista Tiepolo standen unmittelbar vor dem Abschluss. Nur noch eines der Gerüste, mittig in luftiger Höhe an der Decke verankert, war voll verschalt. Allein an dieser Stelle konnte das Fresko nicht eingesehen werden.
    Die Fassung der Glühbirne hatte sich in einer tief gelegenen Leitersprosse verfangen und drohte durch das ruckartige Zerren am Kabel zu zerspringen. Die Verschalung am Gerüst wurde zur Seite geschoben, und eine Gestalt stieg vorsichtig die Leiter herunter. Sie trug weiße Strümpfe, die von einer rubinroten
    Kniebundhose gehalten wurden. Darüber schloss sich ein ebenso farbiges Wams an, ein weißer Schal um den Hals und auf dem Kopf eine rote Kappe. Von ihr ging in weitem Bogen eine weiße, zirka fünfzig Zentimeter lange Feder ab, die von der Spitze her farbverschmiert war.
    Beim Herabsteigen fiel ein Gipsbrocken vom Gerüstplateau herab, schlug hart auf der schweren Steintreppe auf und kullerte bis zum Bauschutthaufen hinunter. Dort kam er neben einem Brett mit aufragenden Nägeln zum Liegen.
    »Porco dio«, zischte die Gestalt mit zusammengekniffenen Zähnen. Sie verharrte ein paar Sekunden unbeweglich, horchte in den dunklen Treppenaufgang unter ihr.
    Alles schien ruhig. Sie stieg weiter Sprosse für Sprosse herab, löste die Fassung der Glühbirne aus der Leiter, nahm sie mitsamt dem Kabel in die Hand und stieg zurück nach oben.
    »Hallo, ist da jemand?«, tönte ein Echo aus der Eingangshalle empor. Die Gestalt fuhr erschrocken zusammen, drehte sich langsam um, und hastige Augen suchten nach der Gefahr im weiten Treppenhaus.
    Der Wachmann tastete vergebens nach dem Lichtschalter. Tausendmal hatte er ihn schon ein- und ausgeschaltet, aber gerade jetzt konnte er ihn nicht finden. Mit ausgestreckten Armen trippelte er weiter, bis er an der letzten Säule am Treppenaufgang angekommen war. Ein schwacher Lichtschein fiel vom Obergeschoss auf den Schutthaufen, der sich zwischen der ersten Stufe und der Treppenumkehr befand.
    Konzentriert nahm er Stufe um Stufe und sinnierte, wer zu jener späten Stunde noch im Haus sein konnte.
    Als er den Bauschutthaufen erreicht hatte, blickte er empor, um die Quelle des Lichts auszumachen. Verlassen baumelte die Glühbirne zwanzig Meter über ihm am Gerüst, von dem eine Leiter zur Balustrade führte.
    »Wer ist da oben?«, rief er streng. Er erwartete eine sofortige Antwort.
    Stattdessen erlosch der karge Schein. Die Leiter knarrte.
    »Kruzifix. Stellt das Licht wieder an, oder soll ich mir alle Knochen brechen?«, brüllte er zum Baugerüst hinauf.
    Da noch immer nichts geschah, trieben ihn Pflicht und Stolz die Treppe hoch. Im Obergeschoss angekommen, fand er die Leiter vor, die noch immer an der Balustrade lehnte, und rief nach dem Handwerker der späten Stunde. Keine Reaktion.
    Hinter ihm standen die hohen Flügeltüren zum Weißen Saal offen. Er trat hindurch, stapfte weiter in den Kaisersaal und fand auch dort niemanden.
    »Jetzt reicht’s mir aber. Ich bin doch net euer Depp!« Hundertfach verhöhnte ihn das Echo. Wutentbrannt stürmte er zur Balustrade zurück und rüttelte an der Leiter.
    Sie führte hoch zum Gerüst, das mit Hilfe von Stangen auf dem Handlauf der Treppe abgestützt war. Im Halbschatten wirkte es wie eine riesige Spinne, die zum Angriff bereit war. Über einer Leitersprosse hing das Kabel samt erloschener Glühbirne. Er musste sich weit hinauslehnen, um sie zu fassen. Auf den Zehenspitzen hangelte er danach, bis er sie endlich schnappen und mit einem Ruck an sich heranziehen konnte. Mit einem jähen Aufschrei gab er sie jedoch sofort wieder frei. Die heiße Birne knallte gegen die Leiter und zerbarst mit einem dumpfen Knall.
    »Kruzitürken«, fluchte er.
    Instinktiv drückte er die Hand auf die Marmorbrüstung, die trotz der Hitze der letzten Wochen erstaunlich kühl geblieben war. Langsam linderte der Stein den Schmerz, und der Wachmann entspannte sich.
    Hinter der Flügeltür zum Weißen Saal trat leise jemand hervor und näherte sich dem Wachmann, der sich erleichtert umdrehte.
    »Na endlich, wie lange soll ich …«, konnte er noch sagen, bis er stockte, da er sich einer seltsamen Gestalt gegenübersah. Ungläubig musterte er sie im schwachen Schein des einfallenden Lichts.
    Auf dem Kopf schien die Gestalt eine seltsame Kappe zu tragen, darunter einen für die Jahreszeit mörderisch warmen Frack, Kniebundhosen und zu guter Letzt Schuhe, die sich spitz nach oben

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