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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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    Für die Ernährung des durchschnittlichen Amerikaners sterben insgesamt 21 000 Tiere - ein Tier für jeden Buchstaben auf den letzten Seiten.

Lam Hoi-ka
    BREVIG MISSION ist ein winziges Inuit-Dorf an der Beringstraße. Der einzige Vollzeitangestellte im öffentlichen Dienst ist Finanzverwalter. Es gibt keine Polizei und keine Feuerwehr, keine öffentlichen Versorgungsbetriebe, keine Abfallwirtschaft. Erstaunlicherweise gibt es aber einen Online-Dating-Service. (Dabei sollte man doch denken, dass bei 276 Einwohnern ohnehin jeder weiß, wer zu haben ist.) Zwei Frauen und zwei Männer sind auf der Suche nach der Liebe, was sich mathematisch betrachtet ganz gut treffen würde, wenn nicht – zumindest, als ich das letzte Mal auf der Seite nachgesehen habe – einer der Männer Frauen uninteressant fände. Cutieguy1, ein Farbiger, beschreibt sich selbst als »süße 1,64 m, größer aussehend« und ist die zweitunwahrscheinlichste Person, die man in Brevig erwarten würde. Die unwahrscheinlichste ist Johan Hultin, ein 1,83 Meter großer Schwede mit weißem Haar und einem weißen Spitzbart. Hultin kam am 19. August 1997 in Brevig an – er hatte nur einem einzigen Menschen von seinen Reiseplänen erzählt – und fing sofort an zu graben. Unter meterdickem Eis lagen Leichen. Er grub ein Massengrab aus.
    Tief im Permafrost waren Opfer der Grippepandemie von 1918 konserviert. Die eine Person, der Hultin von seinen Plänen erzählt hatte, war sein Wissenschaftlerkollege Jeffery Taubenberger, der ebenfalls nach der Ursache der Grippe von 1918 forschte.
    Hultins Suche nach den Toten von 1918 fand zur rechten Zeit statt. Nur ein paar Monate vor seiner Ankunft in Brevig Mission war das H5N1-Virus in Hongkong anscheinend zum ersten Mal von Hühnern auf den Menschen übergegangen – ein Ereignis von möglicherweise historischer Bedeutung.
    Der dreijährige Lam Hoi-ka war der erste von sechs Menschen, die an dieser besonders gefährlichen Variante des H5N1Virus starben. Ich, und jetzt Sie, kennen seinen Namen, weil es immer, wenn ein tödliches Virus von einer Spezies auf die andere übergeht, zu einer Pandemie kommen kann. Hätten die Gesundheitsbehörden nicht so reagiert, wie sie reagiert haben (oder hätten wir einfach mehr Pech gehabt), hätte Lam Hoika der erste Tote einer weltweiten Pandemie sein können. Das könnte er immer noch sein. Die massive Bedrohung durch H5N1 ist nicht von der Erdoberfläche verschwunden, sondern nur aus den Schlagzeilen. Die Frage ist, ob es weiterhin eine relativ kleine Zahl von Menschen töten oder zu einer noch gefährlicheren Variante mutieren wird. Viren wie H5N1 können wie wild gewordene Unternehmer ständig Neues entwickeln, rastlos in ihrem Streben, das menschliche Immunsystem zu zerstören.
    Wegen der möglichen Bedrohung durch H5N1 wollten Hultin und Taubenberger wissen, was die Pandemie von 1918 ausgelöst hatte. Und zwar mit gutem Grund: Die Pandemie von 1918 hat in kürzerer Zeit mehr Menschen getötet als jede andere Krankheit – oder jedes andere Irgendwas –

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