Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
bereits tausend Tode starb – denn Neville wusste nur allzu gut, wozu diese Blutsaugerin in der Lage war.
„Edle Vespasia! Was für eine Überraschung, dich hier zu treffen.“
Die schöne Vampirin schnaubte ironisch, bevor sie wieder ihre blutroten Lippen öffnete. „Überraschung? Ja, es ist zweifellos leicht, dich aufs Kreuz zu legen. Du übst eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf unsere Feinde aus, Neville. Wenn wir nicht von einem unserer Zuträger gewarnt worden wären, dann hättest du in deinem Versteck in East Barnet eine Silberklinge zu schmecken bekommen. Wir konnten dich gerade noch in Sicherheit bringen, bevor dieser verfluchte Sterbliche von der Bruderschaft anrückte.“
Neville Gesicht verzog sich vor Ekel. Allein die Erwähnung des Edelmetalls Silber verursachte ihm beinahe körperliche Pein.
„Das war aber nicht meine Schuld, Vespasia. Ich habe diese elende Bruderschaft nicht absichtlich auf meine Fährte gelockt. Ich weiß nicht, wie die Sterblichen auf mich aufmerksam geworden sind.“
Die attraktive Blutsaugerin schnitt ihrem Gegenüber mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab. „Deine Ausreden interessieren weder unseren Meister noch mich. Tatsache ist, dass wir wegen dir den ruhigen Rückzugsort in East Barnet aufgeben mussten. Wenn du so weitermachst, werden unsere großen Pläne noch an dir scheitern.“
„Nein, ich werde keinen Fehler mehr begehen!“, beteuerte der Vampir unterwürfig. Er schaffte es nun nicht mehr, seine Furcht zu verstecken. Das ging über seine Kräfte. Eigentlich hätte er stark sein müssen, weil er in letzter Zeit so viel Blut getrunken hatte. Aber Neville war schwach, und dafür konnte er unter seinesgleichen auf kein Verständnis hoffen.
„Damit hast du zweifellos Recht.“
Bevor Neville sich noch fragen konnte, wie Vespasias Worte gemeint waren, hatte sie sich auf ihn gestürzt. Sie war so schnell, dass kein Mensch gegen sie eine Chance gehabt hätte. Und obwohl Neville ein Vampir war und sich in letzter Zeit gut ernährt hatte, kam auch seine Gegenwehr viel zu spät.
Für wenige Augenblicke konnte er sich in seine hilflosen Opfer hineinversetzen. Es war ein entsetzliches Gefühl, einem überlegenen Wesen völlig ausgeliefert zu sein.
Als der untote Körper Nevilles in der finsteren Gasse zu Boden sank, war er nur noch eine wertlose leere Hülle.
Und er sollte nicht das einzige Opfer der Londoner Vampirsippe bleiben …
Fortsetzung folgt am 22.4.2013 …
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