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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hogan
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schönen Frühlingstag so schlechte Laune? In einer Woche wird unsere geliebte Monarchin Queen Victoria die Weltausstellung eröffnen. Die Bauarbeiten am Crystal Palace laufen wie geschmiert. Die Arbeiter bevölkern den Hyde Park wie ein Ameisenheer, und der Luftraum über der Grünanlage ist schwarz vom Rauch der vielen Kranschuten und Transport-Drehflügler. Und auch die Gerüstbau-Roboter leisten ganze Arbeit.“
    Tinker-Kate musste diese modernen Transportmittel und Apparate nur erwähnen, um die schlechte Laune des Droschkenkutschers erneut zu befeuern.
    „Ja, dieses Teufelswerk ist einfach überall! Bist du eigentlich schon wahnsinnig, Kate? Ich habe neulich in der Times gelesen, dass kein Mensch eine Geschwindigkeit von mehr als vierzig Meilen pro Stunde aushalten kann. Dann verliert er nämlich endgültig seinen Verstand.“
    Kate schüttelte den Kopf, dass ihre langen roten Locken flogen.
    „So schnell bewegt sich mein Dampfkutter gar nicht fort. Außerdem gewöhnt man sich an alles, sage ich immer. – Du bist ein Spießer, Connors. Den Fortschritt kannst du nicht aufhalten. Außerdem ist es ja noch gar nicht so schlimm, wie du meinst. Wer kann sich denn überhaupt eine Fahrt mit dem Dampfkutter oder der Pferdedroschke leisten? Wir reden doch hier nur über die Reichen. Und von denen gibt es nur sehr wenige in London, das weißt du so gut wie ich. Die normalen Arbeiter haben noch nicht einmal Geld für ein eigenes Hochrad, sondern müssen zu Fuß gehen. Deren Hungerlöhne reichen gerade für Miete und Essen.“
    „Das wird ja immer schlimmer“, stöhnte der Kutscher. „Du bist nicht nur ein technikversessenes Qualmluder, sondern auch noch eine gottlose Sozialistin!“
    „Ich muss keine Sozialistin sein, um das Elend im East End zu sehen. Ich fliege oft genug dort entlang, wenn ich Passagiere vom Victoria Flugfeld abhole.“
    Diese Bemerkung war ein rotes Tuch für Connors. Das Flugfeld für die interkontinentalen Luftschiffe befand sich weit vor den Toren Londons. Es gab noch keine Eisenbahnanbindung. Und weil den meisten Reisenden eine Droschkenfahrt in die City zu lange dauerte, brachten meist nur Dampfkutter die Touristen von dort aus in die Innenstadt.
    „Auch ich werde bald der städtischen Fürsorge auf der Tasche liegen, wenn es immer mehr Drehflügel-Taxis gibt“, knurrte Connors. „Und wie soll ich dann meine sechs Kinder ernähren? – Was ist überhaupt mit dir, Kate? Du siehst doch ganz adrett aus. Warum verkaufst du nicht deinen rußigen Dampfkutter? Dann hättest du eine Mitgift und könntest endlich heiraten und Kinder zur Welt bringen, wie es deine Bestimmung ist.“
    Kate lachte lauthals.
    „Wir schreiben das Jahr 1851, nicht etwa 1751. Manche Frauen können selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, stell dir vor. Aber wenn die Regierung Ernst macht mit ihren Plänen einer Untergrundbahn für die Hauptstadt, dann sind wir beide arbeitslos, du und ich.“
    Der Droschkenkutscher schüttelte grimmig den Kopf. Es war für ihn unvorstellbar, dass sich Menschen durch unterirdische Tunnel wühlen sollten. London war doch schließlich kein Ameisenhaufen! Niemals würden Eisenbahnzüge unter der Erdoberfläche fahren, das konnte sich Connors nicht vorstellen.
    Er wechselte das Thema: „Dieses Vorhaben ist verrückt, ebenso irrsinnig wie dieser Killer, der noch immer frei herumläuft. Ich hoffe, dass die Polizei ihn bald fängt. Die Menschen haben Angst, und das ist schlecht für das Geschäft.“
    „In diesem Punkt sind wir uns ausnahmsweise einmal einig, Connors. Ich will auch Neuigkeiten über den Mörder erfahren, deshalb wollte ich mir im Hotel kurz eine Zeitung holen. Falls in der Zwischenzeit ein Passagier für mich kommt, kannst du mir ja Bescheid geben.“
    Dem Droschkenkutscher quollen angesichts von Kates Dreistigkeit beinahe die Augen aus dem Kopf. „Ich soll die gnädige Frau holen, wenn ein Tourist in ihre Höllenmaschine klettern will? Warum macht das nicht dein fauler irischer Kartoffelfresser?“
    Connors deutete mit seinem Peitschenstiel auf Mick O’Leary, der den Wortwechsel zwischen seiner Chefin und dem Kutscher wortlos angehört hatte. Der grauhaarige Ire war der Heizer des Dampfkutters und hockte auf einem Drahtsitz zwischen dem Kohlebunker und dem Maschinenkessel. Der kleine Ire war vom Ruß so schwarz, dass man ihn für einen Afrikaner hätte halten können. Sein Gesicht sah unheimlich und insektenartig aus, da es größtenteils von der Schutzbrille mit

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