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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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und taten das, wozu wir hergekommen waren. Wir holten die Spule hervor und legten sie auf das mitgebrachte, tragbare Hi-fi-Tonbandgerät.
    Wir spielten es dem alten Mann vor.
    Ich hatte es schon so oft gehört, daß ich es fast naturgetreu mit meiner Stimme hätte wiedergeben können. Das ›Klick-klick-klick‹ und das Summen. Pfeifen war nicht zu hören, dafür aber noch etwas ›Klick-klick-klick‹ und Summen. Dann folgten längere Stellen, auf denen nichts zu hören war außer dieser eigentümlichen, künstlich wirkenden Stille, die ein unbespieltes, aber laufendes Tonband produziert.
    Der alte Herr hörte es sich genau an, aber es schien keine Wirkung auf ihn zu haben.
    Überhaupt keine Wirkung? Das war nicht der Fall.
    Es hatte eine Wirkung. Als wir das erste Mal durchgespielt hatten, sagte er ganz schlicht, ganz direkt und fast kalt: »Spielen Sie es noch einmal! Spielen Sie es mir noch einmal vor. Ich glaube, da war etwas.«
    Wir ließen es noch einmal ablaufen.
    Nach dem zweiten Abspielen begann er zu sprechen.
    »Das ist ja etwas ganz Verrücktes! Ich höre meinen eigenen Namen und meine Adresse, aber ich weiß nicht genau, wo und wann ich es höre! Meine Herren, ich schwöre Ihnen bei Gott… es ist die Stimme meines Bruders! Ich höre irgendwo unter dem Klicken und den anderen Geräuschen die Stimme meines Bruders, und doch ist das einzige, was ich hören kann: ›Nelson Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota‹. Aber das höre ich, meine Herren, und es ist ganz eindeutig die Stimme meines Bruders. Aber ich weiß nicht, wo ich sie höre, und wie sie mir zu Bewußtsein kommt.«
    Wir spielten ihm das Band ein drittes Mal vor.
    Als das Band zur Hälfte durchgelaufen war, hob er plötzlich die Arme und rief: »Schalten Sie es ab! Schnell, schalten Sie es ab! Ich kann es nicht ertragen! Schalten Sie das Gerät ab!«
    Wir schalteten sofort ab.
    Er saß schwer atmend in seinem Stuhl. Nach einer Weile sagte er mit einem merkwürdig brüchigen Klang in der Stimme: »Ich habe noch etwas Whisky. Er steht dort drüben auf dem Regal am Waschbecken. Würden Sie mir bitte einen Schluck davon geben, meine Herren?«
    Der FBI-Mann und ich schauten uns an. Er wollte nicht in einen zufälligen Giftmord verwickelt werden und schickte mich rüber. Ich kam zurück. Es war ein recht guter Whisky, eine der bekannten Marken. Ich goß dem alten Knaben einen Doppelten ein und nahm das Glas. Ich selbst wollte zuerst einen kleinen Schluck nehmen. Ich kam mir ein bißchen albern dabei vor, aber ich konnte nicht riskieren, daß dem alten Mann vielleicht etwas passierte. Nach all den Jahren in der Spionageabwehr bei der Army wollte ich im zivilen Dienst bleiben und nicht das Risiko eingehen, meinen guten Job bei Mr. Spatz loszuwerden.
    Er trank den Whisky und fragte plötzlich: »Können Sie mit dem Gerät zur gleichen Zeit aufnehmen und abspielen?«
    Wir mußten gestehen, daß das nicht ging. Daran hatte keiner von uns gedacht.
    »Ich könnte es unter Umständen schaffen, Ihnen zu sagen, was ich auf dem Band höre. Aber ich weiß nicht, wie oft ich es wiederholen kann, meine Herren. Ich bin ein kranker Mann. Ich fühle mich nicht gut. Ich habe mich niemals besonders wohlgefühlt. Meinem Bruder gehörte das Leben. Ich habe niemals viel vom Leben gehabt. Ich habe nie etwas geschafft und bin nie hier rausgekommen. Mein Bruder hatte alles. Er kriegte die Frau – das Mädchen. Er kriegte das einzige Mädchen, das ich jemals haben wollte – und dann heiratete er es doch nicht. Er hatte was vom Leben. Er ging weg, und dann starb er. Er machte immer Witze und ließ sich nie von jemandem die Butter vom Brot nehmen. Und nun, meine Herren, nun ist er tot. Können Sie das verstehen? Mein Bruder ist tot.«
    Wir sagten, daß wir wüßten, daß sein Bruder tot war. Wir sagten jedoch nicht, daß seine Leiche exhumiert worden war, daß man den Sarg geöffnet hatte, und daß man die Knochen einzeln geröntgt hatte. Auch sagten wir ihm nicht, daß wir die Knochen gewogen hatten, daß wir das, was noch von seinen Fingern übriggeblieben war, für Abdrücke benutzt hatten, und daß sie noch in ziemlich gutem Zustand waren.
    Wir sagten ihm auch nicht, daß seine Seriennummer überprüft worden war, daß alle Umstände, die mit seinem Tod zusammenhingen, nachgeprüft worden waren, und daß jeder, der auch nur im entferntesten damit zu tun gehabt hatte, verhört worden war.
    All das sagten wir ihm nicht. Wir sagten ihm lediglich, wir wüßten, daß

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